1«Der Beginn eines neuen Namens

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Ich spüre das ziehen in meinem Körper, das Pochen und das klopfen meines Herzens, das zucken meiner Lider. Alles an mir schmerzt, jede Faser meines Körpers, der sich so taub und so Still anfühlt. Kaum ein Gedanke meines selbst schafft es zu mir durch zu dringen und mich zur Besinnung zu bringen, kaum etwas schafft es die schmerzen in mir zu lindern.

Mit jedem neuen Ruck den mein Körper ausübt, spüre ich die schwere durch mein Blut, die Träge und Erschöpftheit, eines Kampfes, der hätte anders ausgehen sollen. Ein Kampf, der erfolgreicher hätte sein sollen. Mit so viel weniger Leid, so viel weniger Hass und Rache.

Stöhnend schlage ich meine Hände auf meine Stirn, erfasse die Hitze meines Körpers, ehe ich meine Lider aufschlage und der schwärze entgegen blicke. Es ist nicht die Dunkelheit, die mich überragt hatte, als ich all den Wandel durchmachte. Nicht die Finsternis, die mich für Wochen beschattet hatte, nur um mich zu dem Wesen in mir zu bringen. Nur um mich mit Black zu verbinden. Um ihm blind zu trauen. Ich erkenne die sanften einwürfe der Sonnenstrahlen, ich erkenne die Umrisse, die Geräusche der Räder auf der Straße, die sich windenden Bäume und Gräser, die an einander schlagenden Flügel der Vögel. Ich erkenne das fahrende Auto, in welchem ich liege. Gefangen und eingesperrt im Kofferraum.

Mein Atem beschleunigt sich bei der bitteren Erkenntnis, erneut gefangen zu sein. Erneut die Sklavin eines jeden zu sein, der sich an meiner Macht zu bedienen scheint. Und mit jedem weiteren unregelmäßigem und hektischen Atemzug spüre ich, wie sich die übrigen Wassertropfen der Straße zusammenschließen, wie sie sich vereinen und zu einer Wand des Nebels aufbauen. Ein Nebel der meinen Entführer zum stoppen bringt.

Ich lausche dem öffnen seiner Tür, seinen harten und kontrollierten Schritten auf dem Asphalt, wie er immer näher kommt, bevor er sich in dem Schein der Sonne stellt und mir jegliche Sehkraft nimmt. Meine Augen kneifen sich zusammen, als sich die Helligkeit zu mir bahnt, als er den Kofferraum öffnet und auf mich einredet. Doch ich höre nicht, ich winde mich aus dem kleinen Raum, richte meine Hände vor meinen Körper und spüre wie sich der Nebel um meinen Gegner legt. Ich erkenne wie er sich gegen den Dunst zu wehren versucht, wie er meinen Namen schreit und wie er um Gnade winselt. Doch ich lasse ihn nicht gehen. Ich werde nicht erneut dafür sorgen, dass jemand anderes mein Leben bestimmt.

Meine Füße kommen auf dem kalten Asphalt zum stehen, meine Hände umklammern das Auto, um den Schwindel unter Kontrolle zu bekommen und meine Lider immer wieder zu öffnen, um mich an die Strahlen der Sonne zu gewöhnen. Noch immer schwirrt der Nebel um mich herum, selbst als sich erneut Hände um meine Gelenke schlingen. „Lavea!" Immer wieder spüre ich das ziehen in meinem Herzen, als ich seine Stimme wahrnehme, als ich mich an die letzten rufe erinnere, bevor ich mein Bewusstsein verlor. Bevor ich in einem Auto erwachte, dass von einem so fremden Mann bedient wird. Ich presse meine Lider aufeinander, versuche die Erinnerungen an meinen Mate zu verdrängen, versuche die Flammen zu vergessen die um uns wüteten. „Lasse mich!" schreiend reiße ich meine Hände aus seinen, presse sie mir auf meine Ohren, versuche die Echos in meinem innersten zu verdrängen. Den Schmerz der sich in mir breit macht.

„Bitte beruhige dich! Lavea, ich bin es." Mein Kopf wird nach oben gedrückt, Finger gleiten über meine Wangen, lassen mich den Krampf in mir besiegen. Lassen mich meine Augen aufschlagen und in die von Adam blicken. Wie sie mich besorgt mustern, wie sie mir helfen wollen. Seine Daumen streichen meine Tränen fort und mit ihnen verschwindet der Nebel um uns herum. Mit ihm gleiten die Sonnenstrahlen wieder auf unsere Haut, der Wind schafft es uns zu umgarnen und die Geräusche der aneinander peitschenden Sträucher betören uns. „Es tut mir leid, Lavea." sein Kopf schüttelt sich im Takt seiner Wörter. „Ich- es ist vieles passiert, als du dein Bewusstsein verloren hattest. Wir mussten dich erst dort heraus holen, bevor wir beginnen können dir alles zu erklären." Sprachlos erwidere ich seinen starren blick, indem er darauf wartet, dass ich etwas sage. Doch mich erreicht jegliche Kraft nicht. Ich schaffe es nicht ihn anzuschreien, zu weinen oder überhaupt etwas zu sagen. Ich schaffe es nicht einmal zu begreifen, dass ich nicht mehr in dem Wald bin, der mein Leben verändert hat. Der michverändert hat. Ich kann es nicht erfassen, dass ich nicht mehr bei meinem Bruder bin, welchem ich erst vergangene Nacht vergeben hatte. Ich kann nicht fassen, dass ich im Unwissen von Ilay getrennt bin.

Lavea •Feuer des Herzens•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt