3«Erlogene Wahrheiten und verborgene Schulden

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Meine Augen schlagen sich auf, als ich in dem grellen Schlaf die grünen Augen von Ilay erblickt habe. Als ich seine Hand umfasst habe, seine Haut gespürt habe. Als der warme Wald um ihn herum die funkelnden Lichter losgelöst hat, die uns erleuchtet haben. Ich spüre wie die Tränen auf meine Finger tropfen, wie das Bettlacken Getränkt ist, wie sich mein Herz nach seiner Stimme, gar seiner Präsenz sehnt. Es schlägt qualvoll langsam, als würde es mich nur mit dem nötigen Rest am Leben halten können. Schluchzend vergrabe ich meine Nase in den sanften Kissen, ehe ich versuche meine erbende Lunge zum verstummen zu bringen. Doch die dichte Luft in dem kleinen Zimmer, lässt mich das Gefühl haben zu ersticken.

Ich schlage die Decke von meinem Körper und greife nach der dünnen Strickjacke, von Matthew, um sie mir über das Shirt zu werfen, das locker an meinem Körper hängt.

Ich schaffe es mich zu beruhigen, meinen Herzschlag den ruhigen singen der Vögel anzupassen und das Zirpen der Grillen aufzunehmen. Es war das Beste fort zu gehen.Schmunzelnd blicke ich zu meiner rechten, erwidere den starren Blick der blauen Augen, welche mich besänftigend anschauen. "Vielleicht hast du Recht, aber der Schmerz und die Angst wird nicht vergehen." seufzend lehne ich mich an das Metallgitter, blicke in den Himmel, dessen Sterne so hell und so ehrfürchtig neben dem Mond leuchten. Momentan sind wir ein neuer Feind der Menschen, wir müssen uns um uns selber kümmern.Galant kommen seine Pfoten auf dem abgeblätterten Geländer zum stehen. Sie bewegen sich bedacht über das Metall bis hin zu mir, wo ich meine Hand über seinen zierlichen Kopf gleiten lasse. "Was soll das für ein Leben sein, Blacky? Erst begleiten mich Drogen, Alkohol und Straftaten, nicht zu vergessen der Verlust meiner Mutter. Dann Wölfe, Lügen, Legenden, wovon wir eine sind. Ich werde übermorgen Neunzehn, ein Leben auf der Flucht vor Menschen. Es sollte alles einfach anders aussehen."

Der amüsierte Funke der in seinen Augen zu entspringen scheint, lässt mich meine Brauen kritisch zusammen ziehen. Sei Froh das du in dieses Leben geraten bist, Lavea. Du wärest in deinem Leben umgekommen. Hier bist du stärker geworden, gewachsen und du hast dich selber gefunden. Der Weg war Schwer und er wird noch härter, doch du hast Menschen gefunden, die dich Lieben. Ist das nicht Preis genug? Mir entkommt ein lachen als ich seine Weisen Worte wahrnehme. "Oh Blacky. Ich bin so froh, dass du bei mir bist."

"Keinen Hunger?" fragend blickt mich Matthew an, während ich an meinem Kaffee Nippe und versuche den schlaf der vergangenen Nächten aufzuholen. "Nein, nicht wirklich." gebe ich bescheid, was ihn besorgt sein Bagel nieder legen lässt. "Kann ich dir irgendwie helfen?" mühselig schüttle ich meinen Kopf, was ihn leise seufzen lässt, ehe er um sich blickt. Das alte Motel, ist wesentlich nicht das Beste, doch es benötigt nicht viele Angaben von einem, wodurch es am sichersten ist. "Nein, ich schätze da muss ich alleine durch. Es fühlt sich bloß so an, als wären es verschiedene Welten in denen wir uns befinden. Als würden wir ohne den Wald getrennt voneinander sein." ein sanftes lächeln legt sich auf seine Lippen, ehe er in seiner Jackentasche nach etwas bestimmten sucht. "Ich sollte es dir erst in Burningham geben, doch scheinbar benötigst du es bereits jetzt."

Aufmerksam betrachte ich seine Finger, welche einen kleinen Ring halten. Er ist so geschwungen, dass er die Umrisse eines Waldes zeigt. Und trotz das er bereits so wunderschön ist, sieht er unvollständig aus. "Er besitzt die andere Hälfte des Ringes, welche das innere des Waldes ist. Die Ringe stammen von unseren Großeltern." schmunzelnd nehme ich ihm den Ring entgegen und betrachte die schlichte Eleganz darin.

"Wie geht es ihm wirklich?" leidend verziehe ich meine Augen, betrachte Matthew, welcher seine Lippen aufeinander presst und dessen Herzschlag lauter wird. "Ich weiß nicht alles, aber er müsste sich noch erholen. Scheinbar hast du Kraft von ihm genommen um wieder zur Besinnung zu kommen. Er konnte die Legende unterbrechen, die dich irgendwie in Besitz nahm. Laut deinem Bruder hat er eine größere und weit aus bessere Gabe, er kann dich stoppen und damit auch das was du anrichtest." die Worte klingen hart, sie schneiden jede freie Fläche meines Herzens auf und lassen das Blut qualvoll in meinem inneren verlaufen. Es schmerzt Ilay solch etwas auszusetzen und auch, dass er mit seiner Kraft büßen muss, um die zu schützen, die ich eigentlich schützen wollte.

"Lass uns los, es ist nicht mehr weit." zögernd nicke ich und versuche die finsteren Gedanken fort zu schieben, ehe ich ihm zum Auto folge. Bereits wartend, liegt Blacky unter dem Auto in dem kühlen Schatten. "Was tust du eigentlich nachdem ich in Alabama angekommen bin?" kritisch umfasse ich Blacky's Bauch, um mit ihm einzusteigen und die Hitze des Autos, sowie des Leders zu spüren. "Ich wohne in Louisiana und werde mich dann wieder meinem Alltag widmen. Aber Lavea du solltest wissen, dass ich für dich da bin, das habe ich Ilay und deinem Bruder versprochen."

"Du hast mir nicht gesagt, dass ich zu einer Universität gehe." stotternd betrachte ich das imposante Gebäude, welches sich vor mir erstreckt. Die roten Steinwände, die Kuppel des Hauptgebäudes, die Nebenhäuser. Es ist fast erdrückend, wie viel hier los ist. Wie viele Geräusche existieren. Wie viele Herzschläge schlagen. "Es ist selbst für mich eine Überraschung. Aber scheinbar wollen sie das du ein normales Leben einer Neunzehn-Jährigen hast." ich erwidere zaghaft das schmunzeln, dass auf seinen Lippen liegt. Doch das bedrückende Gefühl, dass dies nicht ich bin, lässt mich nicht los. Das krächzen der Krähe lässt mich aufblicken und Blacky entdecken, welcher mich zu mustern scheint. "Ich bin eine Weisin aus Chicago, dass Feuer und Wasser entstehen lassen kann- dass muss ich doch schaffen."

Zögernd tritt Matthew neben mich und betrachtet die Züge die voller Angst in mein Gesicht gezeichnet wurden. "Matthew." bitter wende ich mich dem Mann zu, welcher bereits seit über drei Tagen an meiner Seite ist. "Ich möchte nicht Schwach sein, ich möchte nicht klein sein, doch mir macht all das Angst. Mir macht das allein sein Angst und ich habe mich seit langem- seit so einer langen Zeit nicht mehr so allein gefühlt." Sein Blick erweicht sich unter meinen Worten, ehe er zurück zum Auto tritt und eine Sporttasche hinaus holt, mit welcher er erneut auf mich zu kommt. "Komm mit." seine Hand legt sich auf meinen Rücken, an dem er mich über den Parkplatz bis hin zu dem beginn des Campus gleitet. Die grüne Fläche erblüht unter den Sonnenstrahlen, die Bäume winden sich dem gleitenden Wind, der späten Nachmittagszeit.

"Du wirst dich daran gewöhnen, La-" er bricht ab, als mein Name über seine Lippen gleiten sollte. Er bricht ab, als er die Kränkung in meinen Augen erkennt. "Sag es: Taynara. Taynara Edwardson. Genauso erlogen, wie alles was mich momentan umgibt." mein Blick gleitet zu meinen Fingern, an dem der Ring von Ilay ist. Noch vor kurzem trug ich den Verlobungsring von Alec. Noch vor kurzem hatte ich eine andere Geschichte als die die er mir zugeschrieben hat.

Unsere Schritte schaben über die Steintreppe, ehe ich die schwere Hölzerne Tür öffne und die Kühle des inneren erhasche. Der Boden ist aus einem schwarz-weißem Fliesen Muster, während die Wände in einem satten und gedeckten Orange das dunkle Holz erwidern. Die Schritte der Schüler und Schülerinnen hallt in dem Gebäude, sie hallen in meinen Ohren, sie dröhnen und schmerzen, wodurch ich immer wieder zusammen zucke, sobald eine Tür ins Schloss fällt, sobald jemand in einem anderen Abteil hustet oder jemand lacht. Der arm der um mich geschlungen ist, drückt mich fester an Matthew, ehe er mich in einen gedämpften Gang bringt, wo die Geräusche abebben und sich aller Druck von mir entfernt.

Lavea •Feuer des Herzens•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt