"Lavea!" ich lausche dem bersten des Holzes, welches immer weiter zu Bruch geriet. Die Flammen haben mich erreicht. Der Nebel hat sie umgarnt und zu mir gebracht. Zu einem Ort, voller Zukunft und Vergangenheit. "Hör auf!" verzerrt gelangt die Stimme zu mir. Leise, krächzend und voller Verzweiflung. Und doch schaffe ich es nicht die brennende Kraft in mir zu unterdrücken. Und ich möchte es erst gar nicht. "Stoppe es!" das husten um mich herum wird lauter. Die Kehlen beginnen sich bei dem lodernden Nebel zusammen zu schnüren. Röchelnd ringen sie um Luft, um verstand und Chancen des Lebens. Um etwas, dass bereits viel zu schnell aus ihren Händen glitt. Kontrolle. Gleichheit. Versuche.
Ich kann kaum mehr sagen, welcher Schmerz mich leitet. Welch Verbittertes Blut durch mich hindurch fließt. Welche Wut mich besetzt.Ich spüre das Stechen in meinem Herzen, welches dem eisernen Dolch eines Freundes gleicht. Ich spüre nur wie sich von der Trauer und Enttäuschung das Gefühl der Wut ableitet. Wie es durch mich hindurch gepumpt wird- bis zur letzten Fingerspitze. Bis zum tiefsten Nerv. Bis zum größten und mächtigsten Verstand. Ich spüre nur, wie sich das brennen in meinen Augen, das kribbeln auf meiner Haut breit macht. Ich spüre nur wie ich selbst von dem Nebel angegriffen werde. Wie er mich befällt. Wie ich die Kontrolle über mich verloren habe. Wie ich sehe, wie meine Haut Rötungen aufweist. Wie sie sich bei jeder neuen Berührung des Schleiers von meiner Haut fällt. Wie sie sich schäumend aufbäumt. Wie sie jede neu entstandene Blase zum platzen bringt, bevor diese weitere bringt und das Blut bis hin zu meinem abblätterten Gesicht platzen lässt. Und unter all den Eindrücken, unter all dem Hass und Schmerz, der mich dominiert, lausche ich dem Feuer, welches mich umkesselt. Welches seinen Weg zu mir gemacht hat. Welches zu mir gelingt und die lodernden roten Flammen durch den Nebel gleiten lässt.
"Stop es, bitte!" es ist kaum mehr ein wimmern. Es ist kaum mehr ein jaulen, dass dem Mund des Mannes erklimmt, welcher mich erblickt hat. Dessen Augen Feurig erscheinen. Des Iris rot ist. Welches mir mein Ebenbild aufzeigt. Die ruhe, das weiß des Mondes scheint aus unseren Körpern vergangen, hingegen sich die Legende neu aufblüht. Und mir wird bewusst, dass es keine einmalige Entscheidung ist, die ich zu treffen habe. Sie wird auf Ewig bestehen. Doch je öfter sie mich erreicht, desto schwerer ist es, von ihr fort zu kommen.
Ich sehe wie das Blut über die aufreißende Haut des Mannes vor mir fließt. Wie es die selbe Struktur, den selben Schmerz zeigt. Wie seine Augen rot an.- und unterlaufen sind. Wie seine Lippen blau erscheinen. Wie er zäh zu mir gelangt. Ich möchte schreien, er soll fort gehen. Ich möchte schreien, er soll fort rennen. Er soll das retten, was mir das liebste ist. Er soll sich retten. Meinen Bruder. Meine Freunde. Meine Familie. Er soll die Verräter und die Täter zurücklassen. Mit mir untergehen lassen, um ein Zeichen zu setzen. Um eine Gerechtigkeit, für all das Leid der Wölfe zu setzten.
Doch seine Finger schließen sich um mein Gesicht, lassen mich markerschütternd aufschreien, um den Schmerz in mir abzudämmen. Um ihn begreifen und fassen zu können. Um mich von dem Gefühl abzulenken, welches das ziehen meiner losen Haut verursacht. Welches durch seine brennenden Hände entsteht, die sich auf meine Wangen niedergelegt haben. Und ich spüre wie die Wut und Kraft in mir zunimmt. Wie er in die Knie gezwungen wird. Wie seine Augen auf mich gerichtet sind. Wie sie ein Spiegel zu meiner Seele sind.
"Guck mich an." flüsternd zwingt er mich zu sich, lässt mich das Gefühl der Schwäche und der Kontrollabnahme besitzen. Lässt mich die Flammen an den ersten Grashalmen an uns vergessen.
Er lässt mich das Gefühl- alle Gefühle die mein Wesen beeinflussen vergessen, sobald ich seine Lippen auf meinen spüre. Ein zweites mal. Ein zweites mal, in der es darum geht zu retten. Alle Kraft die ich ihm bei unserem ersten Kuss gab, die er sich nahm, um sich zu regenerieren, überträgt sich auf mich. Es überträgt sich auf jede Wunde, die ich verursachte. Auf jeden Moment, der den Nebel beherrschte.
Es ist die Ruhe die uns umgibt. Kein Bersten des Feuers. Kein Laut des Schmerzes. Es ist die Ruhe, die selbst den Wind zum schweigen bringt. Der die verbrannten und schwarzen Sträucher wortlos aneinander schlagen lässt. Der ihnen nur zeigt, dass sie weiterleben. Ohne Bewusstsein und ohne bewusste Zukunft. Doch sie werden fort an Atmen können.
"Ilay." meine Lider öffnen sich zögerlich, als ich den schwächer werdenden Druck um meine Wangen spüre. Als ich seine dunkel grünen Augen erblicke. Als ich die Kälte in ihnen sehe. Als er zusammensackt, das feuchte Gras, dass seine Gräser wieder aufrecht stehen lässt. In grünen strahlenden Farben, mit den ersten Blumen, die aus der Erde wachsen und sich um meinen Mate schlingen. Die ihn umgarnen und halten. Die uns in der summenden Melodie der Natur dazu bringen, nicht nur an die Gefallenen Krieger zu denken, sondern an die erhofften Helden.
•Ende•
DU LIEST GERADE
Lavea •Feuer des Herzens•
Loup-garou[Beinhaltet den ersten und zweiten Teil] Teil 1 - Abgeschlossen Teil 2 - Pausiert Nach dem Tod ihrer Mutter muss Lavea wieder den Kontakt zu ihrem Bruder aufnehmen. Nach sieben Jahren Trennung nimmt er sie bei sich, im abgelegenen Naturschutzgebiet...