14«Legenden der Gegenwart, Legenden der Entscheidenden Momente

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"Alec!" fauchend stemme ich meinen Körper gegen die Tür, lasse meine Fäuste gegen das Holz prellen, spüre wie sie aufplatzt, wie sich mein Blut in die Ritzen verteilen und den Rillen folgt. Immer wieder spüre ich den Gegendruck des versperrten Schlosses, welches sich unter meinen Schlägen auszudehnen versucht. Es versucht meinen Händen zu entweichen und zu umgehen, doch die Macht- das Blut und die Verbindung zu meinem Wesen lässt mich stärker werden. Lässt mich die Forderungen von Alec vergessen und gegen sie rebellieren. Jedes Wort das er gegen mich gesagt hat; wodurch er mich zu Dingen gezwungen hat, brennt in meinem Kopf. Sie haben sich verewigt, schmerzend und leidend, wodurch ich nur noch die Wut in mir spüre, die mich zu leiten versucht.

Berstend spreizt sich das Holz auseinander, hinterlässt die dumpfen Lichteinwürfe auf meiner Haut, die unter meinen rasenden Atem pocht. "Alec!" meine Stimmbänder vibrieren unter der gewaltigen Kraft meines selbst. Und erst als das erwünschte klacken des Schlosses ertönt, erst als die Tür unter mir nachgibt und aufschwingt, erblicke ich die gelben Augen die mich aus fassungsloser Wut anstarren. Ich spüre wie sich seine Faust in meinen Magen bohrt, wie ich aufkeuche und den plötzlichen Schmerz meiner inneren Organe zu vergessen versuche, doch sobald ich mich aufrichte, schlägt mein Körper gegen die Wand. "Was erlaubst du dir eigentlich?" knurrend baut er sich vor mir auf, blickt auf mich nieder, wie ich jämmerlich versuche mich von der Wand abzustützen. "Es ist Vollmond Alec, diese Nacht gehört ganz mir." mein Blut wird schneller, gar heißer durch mich gepumpt, lässt die Flecken der Schmerzen vergehen.

Das lächeln das sich auf meinen Lippen legt, lässt meine inneren Knochen knacken, es lässt mich größer und Kräftiger erscheinen, als ich mich auf Alec stürze und uns zeitgleich zu Boden reiße. Meine noch immer Blutigen Fäuste schlagen auf sein Gesicht ein, auf seine Brust, worunter sein Herz panische Töne schlägt, die meine Kraft lediglich anstacheln. Seine schreie werden animalischer und Brutaler, je länger ich mich an ihn presse und das Blut über mein Gesicht spritzen lasse.

Sein Oberkörper beginnt sich unter mir zu winden, seine Hände zu bewegen, ehe sie meine Gelenke erfassen und unsere Position tauschen lässt. Immer wieder versuche ich mich gegen ihn zu stützen, doch als er sich aufrichtet und mich mit sich reißt, um meinen Körper den Gang entlang zu werfen, schaffe ich es kaum, mich gegen seine Wütende Ader zu wehren. Verschwommen blicke ich auf, als ich auf dem Teppich lande, das Pochen meiner Rippen, meines Rücken und meines Herzen spüre. Alles an mir beginnt zu schmerzen, während meine Augen nicht von dem Blutverschmierten Gesicht von Alec los kommen können.

Und doch bringt mich die innere Stimme dazu, aufzustehen, mich zu wehren und nach Luft zu schnappen. Seine Züge erinnern mich an die eines Wahnsinnigen. Seine Zähne sind aufeinander gepresst, das Blut rinnt seiner Stirn hinunter, die Blässe ziert sein Gesicht und in seinen Augen steht der pure Hass, den er mir gegenüber bringt. Ich lausche dem hellhörigen Holz, dass aus der Tür gerissen wird, womit er sich mir zu wendet.

"Du elendiges Miststück. Ich hatte gehofft, dass wir das alles friedlich über uns ergehen lassen konnten, aber du musst dich ja wehren." sein Kopf gleitet über seinen Hals, wodurch seine Wirbel zu knacken beginnen. Seine Pupillen erscheinen größer, sein Gelb teuflischer, als jemals zuvor. Ich erkenne wie sich seine Zähne zu den eines Wolfes verwandeln, zu Blutrünstigen Bestialischen Reißer, die darauf warten mir die Kehle durchzutrennen. Seine Muskeln spannen sich an, als er seinen Arm hebt und das herausgebrochene Holz auf mich zu wirft. Keuchend springe ich zur Seite, presse mich an die Wand und spüre den Windzug der an mir vorbei zieht, ehe ich das aufreißen einer Haut höre. Der schrei hallt durch den Gang, lässt mich zur Seite blicken und in die aufgerissenen Augen von Claire schauen. Alle Wut die ich zuvor besaß ist vergangen, aller Hass verschoben. Die Sorge die sich um eine Freundin legt, ist größer, sie ist extentieller, als das was ich in den letzten Wochen jemals gefühlt habe.

"Fuck Claire!" mein Körper löst sich von der Wand, lässt das Mädchen nicht aus den Augen, als sie zusammen bricht. Als ihre Beine sie nicht mehr halten können, ihre Augen sich verdrehen und die Schweißperlen sich sammeln. "Na los rette sie, aber dann erleidest du den Tod." seine spottende Stimme gleitet wie ein schabendes Messer über meine Haut. Flüchtig blicke ich über meine Schulter hinweg, betrachte das verzerrte Gesicht, als er mir immer näher kommt und mit seinem Anblick erstarrt die Sentimentalität. Ich spüre wie meine weißen Augen zu leuchten, gar glühen beginnen, wie sich das Blut kochend in mir aufbaut und meine Adern blutig rot erscheinen lässt. Alles an mir beginnt zu kribbeln. Ich würde am liebsten jede Zentimeter meiner Haut aufschlitzen, um dem Gefühl freie Luft zu lassen und doch ergreifen meine Augen nur die von Alec. Wie sie beginnen sich in seine Menschlichen Züge zu verändern, wie sie beginnen eine Furcht anzuerkennen, die er mir erteilen soll. Er soll sich fürchten, wenigstens für eine Nacht, wenigstens für wenige Stunden.

Je mehr mir bewusst wird, dass er beginnt zu merken wie schwach er ist, wie dumm er ist, desto schlimmer wird das juckende Gefühl unter meiner Haut. Das brennen, als würde ich glühendes Feuer in meinen Adern haben. Das feurige, als würde ich beim lebendigen Leibe verbrennen, ohne Schaden abzubekommen. Und selbst, wenn meine Legende- mein Wesen, erst Tausende Jahre später erzählt wird, ich spüre die Verbindung. Ich spüre das Feuer, die Macht und die Kontrolle des Jungen, der begonnen hat, die Macht auszunutzen. Der begonnen hat, zu verstehen was er anrichten konnte und wie er sich Rächen konnte. Ich spüre das Feuer in mir und dennoch ist es anders, lebendiger.

Meine Finger verkrampfen sich, als ich den Druck in mir spüre. Ein Druck, der mich zu erdrosseln versucht, der mich nieder zwängen und herausfordern möchte. Alles an mir beginnt sich zu verspannen und zu schmerzen, meine Schulterblätter reißen sich zurück, meine Adern quollen heraus, als würden sie meine Haut dehnen und in jenem Moment zerplatzen. Es schmerzt, jede Faser meines Körpers schmerzt, als würde mich das Feuer zu besiegen wissen. Als würde es versuchen die Kontrolle zu übernehmen, über mich und mein Handeln. Über das Leben anderer. Immer mehr erreicht es mein innerstes. Immer mehr erreicht es, den Kern meiner Seele.

Halte es auf

Die Stimme hallt tiefer denn je in meinem Kopf. Es lässt mich meine Augen aufreißen und meine Finger spreizen. Es lässt mich gegen das Fremde in mir ankämpfen. Ein Schrei erklimmt meine Kehle, während sich meine Lider aufeinander pressen. Ein Schrei, der kehlig, schmerzend, leidend ertönt. Der sich in mich bohrt, um mit gewallter Kraft von mir gestoßen zu werden. Und mit ihm, spüre ich die Leichtigkeit die sich um mich legt. Der Schmerz scheint wie verschwunden, das Feuer wie gelöscht. Die Macht, die mich ebenso missbrauchen wollte, wie den Jungen besiegt.

Mein Herz pocht erschöpfend gegen meine Rippen, als ich meine Lider aufschlage. Als ich den schwarzen Rusch erkenne, das verbrannte rieche. Als ich das tropfende Wasser sehe, als ich das aufkommen höre. Als ich Alec erkenne, der an der hart abgeschnittenen Linie zu der Zerstörung steht, die ich angerichtet habe. Als er mit aufgerissenen Augen zu mir blickt, als er erkennt, dass ich nicht dem Jungen gleiche, der sich von dem Feuer leiten hat lassen. Und mit dieser Erkenntnis, spüre meine Beine unter mir weg knicken. Wie ich hart zu Boden falle, bevor ich mein Bewusstsein verliere.

Lavea •Feuer des Herzens•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt