Missed by Kookie
„Jetzt rede endlich mit mir, Jungkook. Wann hast du das letzte Mal geschlafen? Und wie lange schwänzt du schon deinen Unterricht?" fragt Namjoon aufgebracht, doch der Junge beachtet ihn kaum. „Taehyung hat mich angerufen, weil du scheinbar nicht einmal mehr mit ihm redest. Er macht sich Sorgen. Und ich mir um ehrlich zu sein auch." Jungkook tippt weiterhin konzentriert auf seinem Handy herum, bis Namjoon ihm diese schließlich aus den Händen reißt. Der Jüngere schreit kurz auf und verlangt sein Handy sofort wieder zurück. „Erst wenn du mir sagst was mit dir los ist. Ich bin nicht früher aus meinen Flitterwochen heim gekommen, nur damit mein kleiner Bruder mich ignorieren kann." Abwartend blickt er auf den Kleineren hinab. „Bekomme ich mein Handy wieder, wenn ich es dir erzähle?" fragt er augenrollend. Der Ältere nickt kurz und beobachtet seinen Bruder dabei, wie er tief Luft holt und anschließend beginnt zu erzählen. „Yoongi ist vor ein paar Wochen verschwunden. Zuerst hat er meine Nachrichten nicht mehr beantwortet, also hab ich bei ihm zu Hause angerufen und seine Eltern meinten, dass er seit einigen Tagen nicht nach Hause gekommen sei und sie sich schreckliche Sorgen machen. Ich dachte, dass er vielleicht bei seinem festen Freund sei, darum habe ich Jimin angeschrieben, aber er hat mich ignoriert, Ich bin zu ihm gefahren und habe so von seiner kleinen Schwester erfahren, dass die beiden sich getrennt haben." Er atmet kaum, während er immer schneller redet. „Ich habe versucht Yoongi über unterschiedliche Social Medias zu erreichen, aber er hat nirgends reagiert. Ich hab einige seiner Internet Freunde angeschrieben, aber die wussten auch alle nichts davon, außer einem Jungen, mit dem er scheinbar öfter irgendetwas im Internet spielt. Hoseok oder so. Ein echter Computer Freak und der meinte, dass Yoongi ihm erzählt habe, dass er abhauen will und er noch Kontakt mit ihm hat. Das heißt ich versuche seit Tagen meinen besten Freund zu erreichen und hoffentlich zu erfahren, dass es ihm gut geht, bin endlich kurz davor und dann nimmst du mir mein Handy weg. Kann ich es bitte bitte wieder haben?" Namjoon steht mit weit aufgerissenen Augen da. Er hatte mit vielem gerechnet, was seinen kleinen Bruder so aus der Bahn werfen könnte. Mit allem möglichen, aber nicht damit. Da Jungkook seine Rede mit etwas beendet hatte, das mehr wie eine wütenden Aufforderung als eine höfliche Frage klang, hielt er ihm stumm das kleine Objekt hin und dachte über das nach, was er eben erfahren hatte. Er kannte Yoongi auch. Sie waren nie wirklich Freunde, aber er mochte ihn und er fand es gut, dass Jungkook jemanden hatte, der für ihn da sein würde, während Namjoon weg war. Dass ausgerechnet eine ruhige Seele wie Min Yoongi einfach abhauen würde hätte er nie gedacht. Er sah sich kurz in der Wohnung um. Auf dem Boden waren Pizzaschachteln, Klamotten und jede Menge Tassen, in denen vermutlich irgendwann mal Kaffee war, verteilt. „Ja!" schrie der braun haarige plötzlich in die Stille. „Ich habe eine Adresse." Er rannte in der kleinen Wohnung umher auf der Suche nach seiner Jacke und seinen Schlüsseln. „Hör zu Namjoon, Ich weiß jetzt wo er ist und ich brauche einige Stunden bis dorthin und werde vermutlich morgen noch nicht wieder zurück sein. Mir ist egal, dass ich dadurch Schulstoff verpasse, weil ich sowieso Taehyungs Aufschriebe haben kann und ich jetzt für meinen besten Freund da sein muss, dagegen kannst du sagen was du willst, denn ich werde gehen. Du kannst dir nur überlegen ob du mit gehst oder nicht." In diesem Moment wurde Namjoon bewusst, wie viel Yoongi dem Jungen bedeutete. Er wusste, dass sie Freunde waren und er wusste, dass sie immer auf einander zählen konnten und darum konnte er sich denken, wie sehr es Jungkook verletzt hatte, dass sein bester Freund ihm sein Verschwinden nicht selbst erklärt hat, doch dass er trotzdem zu ihm fuhr und dafür sein eigenes Leben und seinen Freund vernachlässigte hatte Namjoon nicht erwartet.
Und so verbrachte er seinen Abend anstatt auf Hawaii zusammen mit seinem Mann die Aussicht zu genießen, in einem kleinen, stickigem Auto und fuhr mitten ins Nirgendwo, während sein Bruder neben ihm auf dem Beifahrersitz das erste Mal seit Tagen richtig schlief