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• The Sound Of Silence - Disturbed •

Ich nahm das Öffnen einer Autotüre wahr, hörte schnelle Schritte und spürte die Anwesenheit einer Person. Ich wollte die Augen öffen, doch meine Lider fühlten sich schwer an, schwer wie Blei. Es fühlte sich an, als wäre ich bei Bewusstsein, doch mein Körper nicht. Egal, wie sehr ich mich anstrengte, ich schaffte es nicht, mich zu bewegen.

Ich fühlte gar nichts, weder meinen Körper, noch den harten Asphalt unter mir oder die Kälte. Es war ein schreckliches Gefühl, alles mitzubekommen, aber nichts zu spüren und die Macht über meinen eigenen Körper verloren zu haben.

Doch im nächsten Augenblick wünschte ich mir, ich würde nichts fühlen, denn plötzlich war dieser stechende Schmerz, den ich vorher nicht gespürt hatte, wieder da. Es fühlte sich an, als wären sämtliche Knochen in meinem Körper gebrochen und zusätzlich zerhackt worden. Der Schmerz pulsierte stechend und scharf, jeder Atemzug tat weh und ich hätte alles dafür gegeben, dass dieses unerträgliche Gefühl, wie als würde mit Messern auf mich eingestochen, verschwand.

Plötzlich spürte ich neben dem ganzen Schmerz eine Hand an meinem Hinterkopf, die mich stützte und meinen Kopf vorsichtig auf etwas Weiches bettete. Im Hintergrund konnte ich Sirenen eines Krankenwagens wahrnehmen, die zunehmend lauter wurden. Flatternd öffneten sich meine Lider und ich blickte direkt in dunkle, wunderschöne Augen, die mich kurze Zeit den Schmerz vergessen ließen.

„Lass die Augen offen, versuch es!" Obwohl ich diesen Satz verstand, konnte ich nichts dagegen tun, dass meine Augen sich schlossen und ich erneut in die Schwärze eintauchte.

• • •

„-nicht glauben, dass Sie meine Tochter angefahren haben!", vernahm ich die Stimme meiner Mutter.

„Sie müssen mir glauben, Señora, sie ist direkt vor mein Auto gelaufen, ich konnte nicht mehr bremsen!"

„Ich...ich muss mich erst einmal beruhigen, entschuldigen Sie mich." Eine Tür fiel ins Schloss und dann war es still, bis auf ein nervtötendes, gleichmäßiges Piepsen neben mir. Seit wann klang mein Wecker so seltsam? Ich versuchte, meine Augen zu öffnen und den Ton auszuschalten, doch nichts geschah.

Ich führte einen Kampf gegen meinen Körper, der mir einfach nicht gehorchen wollte. Nach einer halben Ewigkeit schaffte ich es, meine Augen aufzuschlagen und blinzelte geblendet. Weiß. Überall. Grausam, ich hoffte, ich war nicht in der Hölle gelandet, auch wenn es allen Grund dazu gab.

Mein Kopf drehte sich zur Seite und ich riss meine Augen auf. Ich wusste ja nicht, dass der Teufel so heiß war! Dann wäre ich schon viel früher in die Hölle gekommen. „Gracias a dios, du bist wach! Deine Mutter hätte mich wahrscheinlich bald umgebracht!", rief der Teufel aus. Also für eine Gestalt der Unterwelt hatte er eine erstaunlich melodische und hübsche Stimme, stellte ich fest.

Sekunde, was machte meine Mutter in der Hölle? „Hölle? Du bist im Krankenhaus, nicht in der Hölle." Der heiße Typ kräuselte fragend seine Stirn.

Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich jetzt gleichgültig mit den Schultern gezuckt und mich gleichzeitig selbst geohrfeigt, dafür, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Dazu neigte ich in der Gegenwart von gut aussehenden Männern leider. Aber da ich beinahe vor Schmerzen starb, wenn ich nur meinen Zeh bewegte, ließ ich dies lieber bleiben. Ich war also im Krankenhaus. Das erklärte auch das viele Weiß. Wobei, eigentlich gab es gar keinen Unterschied zwischen Hölle und Krankenhaus.

Ich wettete, es war bloß alles so weiß, damit man das Blut besser sehen konnte. Was für Sadisten.

„Ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich angefahren habe. Aber du bist plötzlich über die Straße gerannt, ich konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen." Der Mann reichte mir einen Strauß Blumen.

„Dankeschön, aber eigentlich bin ich selbst schuld. Es war klar, dass ich früher oder später überfahren werden würde." Ich fasste mich kurz, denn wenn ich sprach, fühlte sich mein Hals an, als ob sich die Sahara darin befinden würde.

„Meine Güte, Lila! Was machst du nur immer für Sachen! Wegen dir bekomme ich noch graue Haare." Mit diesen Worten stürmte mein Bruder in das Krankenzimmer und umarmte mich. Ich ächzte.

„Lass mich los, oder ich bekomme auch noch innere Blutungen." Als hätte er sich verbrannt, löste sich Ashton von mir und sein Blick fiel auf den Mann, den er argwöhnisch musterte. „Wer sind Sie?", fragte er auch sofort.

„Lucian Díaz, der Mann, der Lila angefahren hat." Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er hatte ein wunderschönes Lächeln. Und ein wunderschönes Gesicht. Alles an ihm war wunderschön. Oh man, ich war doch bekloppt. „Sie umzufahren ist auch nicht sonderlich schwer." Ashton spielte auf den Vorfall vor vielen Jahren an, als wir beide noch klein waren und er mich mit seinem großen Spielzeugtraktor überfahren hatte.

„Wieso habt ihr mir nicht gesagt, dass Lila wach ist?", betrat nun auch meine Mutter das Zimmer und wollte mich umarmen. Schnell hielt ich sie davon ab.

„Lieber nicht, außer du willst mir innere Blutungen zufügen, falls ich die nicht schon habe." Mein Hals erinnerte mich daran, dass ich entschieden zu viel plapperte.

„Lila! Du hast mir einen Schreck eingejagt, mach das nie wieder!" Delia stand in der nächsten Sekunde neben mir und musterte mich wütend, besorgt und mitleidig.

Fehlte nur noch der Arzt, dann wäre mein Krankenzimmer endgültig voll. In diesem Moment ging die Türe abermals auf und der Arzt betrat den Raum. „Sie hätten mich benachrichtigen müssen, sobald sie aufgewacht ist. Wie geht es Ihnen, Miss Rodríguez?", wandte er sich an mich.

„Es geht, aber mein ganzer Körper schmerzt und mein Hals fühlt sich an wie eine Wüste."

„Das ist normal, schließlich sind sie angefahren worden. Sie haben sich den linken Arm gebrochen, Ihre Rippen sind zum Glück nur geprellt und Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung. Glücklicherweise sind Sie glimpflich davongekommen." Der Arzt reichte mir ein Glas Wasser, welches ich gierig austrank. Wenigstens mein Hals tat nun nicht mehr so weh. Und das nannte er glimpflich? Hatte der Störungen oder was?

„Miss Rodríguez braucht jetzt viel Ruhe, ich bitte Sie, den Raum zu verlassen." Nach und nach verließen alle mein Zimmer, Lucian ging als letztes, wodurch ich die perfekte Sicht auf sein breites Kreuz hatte, genau genommen konnte ich jetzt ausgiebig seine Rückansicht betrachten.

Also hässlich war sein Arsch wirklich nicht. Ich durfte das denken, wahrscheinlich sah ich ihn sowieso nie wieder. Jedoch war es nicht normal für meine Verhältnisse, dass ich so extrem auf einen Mann reagierte. Ich wusste nicht, ob ich die Begegnung von mir und Lucien gut oder schlecht finden sollte, aber ich würde ihn sowieso nicht mehr sehen und irgendwann vergessen. Deshalb hatte es keinen Sinn, noch mehr über die Situation nachzudenken.

Allerdings fiel mir ein, dass Delia vor vielen Jahren ebenfalls einmal von einem Auto angefahren worden war. Das war wohl so ein Freundinnen-Ding. Das Schicksal der einen ereilte auch die andere, oder so ähnlich.

Lucian| ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt