v e n t i q u a t t r o

1.3K 60 3
                                    

• Good Thing (Justin Caruso Remix) - Tritonal ft. Laurell •

Flatternd öffneten sich meine Augenlider. Ich brauchte einige Sekunden, um mich zu orientieren. Ich lag in einem Bett, in meinem Zimmer, welches ich während meines Aufenthalts hier bewohnte.

Offenbar war Lucian so aufmerksam gewesen und hatte mich in meinen Raum getragen, nachdem ich eingeschlafen war, denn ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass ich nicht selbst nach oben gegangen war.

Mein Bruder hätte mich einfach auf der Couch liegen gelassen, fiel mir ein und ich lächelte bei dem Gedanken an ihn. Auch wenn wir keine streitfreie Kindheit gehabt hatten, verstanden wir uns immer ziemlich gut und er fehlte mir, genau wie Delia.

In diesem Moment begann mein Smartphone zu klingeln. Als ich Delias Nummer erkannte, nahm ich den Anruf schnell an.

„Wenn man von Teufel spricht.", begrüßte ich sie. „Ich habe gerade an dich gedacht."

Meine Freundin lachte am anderen Ende des Hörers. „Freut mich, dass deine Gedanken auch manchmal bei mir sind und nicht nur bei deinem Traummann in deinem Traumland."

„Er ist nicht mein Traummann. Nur eine...Schwärmerei, okay?"

Ich klemmte mir das Handy zwischen Schulter und Ohr und stand auf, bevor ich zum Kleiderschrank lief und diesen öffnete. „Jaja, ganz sicher. Rede dir das nur ein. Wenn das nur eine Schwärmerei ist, dann bin ich die Kaiserin von China."

„So benimmst du dich jedenfalls.", hörte ich Mac im Hintergrund. Dann schnaubte Delia und kurz darauf ertönte ein schmerzverzerrtes „Au!".

„Gewalt in der Ehe ist nicht erlaubt, liebste Freundin. Ich bin gezwungen, dies der Polizei zu melden.", scherzte ich und durchsuchte den Schrank nach einem passenden Outfit.

„Pah. Der Vollidiot hat es verdient, das braucht er einfach manchmal. Außerdem war das nur ein Strauß künstlicher Blumen. Du weißt schon, die, die ich mal in diesem Billigladen mitgenommen habe."

„Ich erinnere mich.", erwiderte ich darauf. „Was meinst du, passt besser; eine Hotpan und eine rote, luftige Bluse oder soll ich lieber mein blaues Sommerkleid anziehen? Ich gehe heute shoppen, hab ja fast alles in Italien gelassen. Und danach gehen wir an den Strand."

„Meinst du diese durchscheinende Bluse?", fragte Delia nach. Ich nickte, bevor mir einfiel, dass sie dies ja nicht sehen konnte. Schnell schob ich also ein Ja hinterher.

„Gut, dann zieh die an und die Hotpants. Und drunter deinen sexy schwarzen Bikini, den du hoffentlich mitgenommen hast. Das ist perfekt für einen Shoppingtrip und einen Strandbesuch."

„Ja, den hab ich dabei. Du bist eine super Modeberaterin, ich verstehe nicht, wieso du dir so wenig aus Klamotten machst."

„Weißt du, erstens bin ich bereits verheiratet und Mac liebt mich nackt sowieso am meisten, zweitens ist das Leben zu kurz, um sich immer top zu stylen um drittens geb ich einen Scheiß auf die Meinung anderer."

Ich verdrehte die Augen und zog mir die Kleidung von gestern aus. In Unterwäsche stand ich vor dem Spiegel und fragte mich, wie ich die ganze Nacht in dieser unbequemen Kleidung hatte durchschlafen können. „Ich ziehe mich jetzt an und danach gehe ich runter zum Frühstücken, wahrscheinlich bin ich eh bereits zu spät. Wir schreiben später nochmal, ja?"

„Klar, geh zu deinem Schwarm. Ich hab auch noch was zu tun."

„Dein seltsame Betonung auf Schwarm missfällt mir, aber ich kann mich jetzt nicht damit auseinandersetzen. Er ist nur ein Schwarm, Punkt, Aus, Ende."

„Schon gut. Bye.", verabschiedete sich meine Freundin lachend und legte auf.

„Bye.", seufzte ich, auch wenn sie es nicht mehr hörte. Dann warf ich mein Smartphone auf das Bett und wendete mich wieder dem Schrank zu. Ich suchte meinen Bikini, die Bluse und die kurze Jeans heraus und legte sie ebenfalls aufs Bett.

Dann zog ich die Vorhänge auf und blickte kurz verträumt auf den kleinen, unberührten Pool im hinteren Teil des Gartens, dessen Wasseroberfläche verheißungsvoll im Sonnenlicht glitzerte. Daneben standen drei Liegestühle im Schatten von zwei Palmen. Ich nahm mir vor, in den nächsten Tagen unbedingt im Pool baden zu gehen.

„Lila?" Erschrocken fuhr ich herum, als ich das Klopfen vernahm.

„Ähm ja, ich-" habe gerade nur Unterwäsche an, vollendete ich den Satz gedanklich, denn die Tür öffnete sich bereits. Was soll's, dachte ich mir jedoch, ich hatte keine wirklichen Hemmungen, was meinen Körper anging und im Bikini sah man auch nicht weniger.

„Kommst du zum Frühstücken nach...unten?" Lucian stoppte und ich beobachtete, wie sein Blick blitzschnell über meinen Körper wanderte.

„Sorry, ich wusste nicht-"

„Ist schon gut. Ich komme gleich.", unterbrach ich ihn und amüsierte mich über seine Unsicherheit und die leichte Röte, welche seine Wangen überzog, als wäre er ein kleiner Junge, der zum ersten Mal eine Frau in Unterwäsche sah.

Hastig nickte er mir zu und verließ das Zimmer schneller als normal. Kichernd schüttelte ich den Kopf und zog mir den Bikini und die restlichen Klamotten an. Ich war froh, dass sich seit gestern Abend nichts geändert hatte, auch wenn ich nun wusste, woran ich war.

Seine Worte schossen wie Messer schmerzhaft durch meine Gedanken, doch ich hatte bereits geahnt, dass es irgendeinen Haken bei dem Ganzen gab und mich auf den Schmerz eingestellt. Ansonsten wäre es zu einfach gewesen und dies war das Leben nie. Einfach.

„Ich mag dich Lila.", hatte Lucian gesagt, nachdem wir unsere Lippen voneinander gelöst und uns minutenlang einfach nur schweigend angesehen hatten. „Aber das hier hat keine Zukunft. Es kann nichts Festes werden, weil es einen Punkt in meiner Vergangenheit gibt, welcher alles verhindert und beeinflusst." Dann hatte er aufgehört zu reden.

Jedoch war mir dennoch klar, dass er etwas erlebt haben musste, was nichts mit dem Tod seiner Schwester zu tun hatte. Es musste etwas Gravierendes gewesen sein, wenn es seine Entscheidungen auch lange danach noch so sehr beeinflusste.

Mir fielen seine Andeutungen ein. Er hatte mich bereits in Italien gewarnt, dass das alles keine Zukunft hatte. Er hatte mich davor bewahren wollen, dass ich einen Fehler machte. Und davor, dass ich Gefühle entwickelte. Doch es war zu spät.

Ich hatte meine Entscheidung getroffen und war dadurch wahrscheinlich geradewegs auf einen Abgrund zugerannt, welcher sich bedrohlich vor mir auftat.

Ich hatte die Hinweisschilder ignoriert und mich weiter vorwärtsbewegt, geradewegs auf den Abgrund zu. Ich hatte mich dazu entschlossen, in Spanien zu studieren, um Lucian näher zu sein.

Schuld war ganz am Ende nur ich. Und dies wurde mir schmerzhaft klar.

Doch ich entschied mich dazu, die letzten Meter vor dem Abgrund zu genießen, wenn ich sowieso hinabstürzen würde. Denn ich hatte niemanden, der eine Brücke darüber baute.

• • •
Hm... Verwirrend, nicht wahr?
Was wohl so Schlimmes in Lucians Vergangenheit geschehen ist?? Ich freue mich auf eure Vermutungen! ;)

Und es wird endlich richtig spannend, Leute!
Wie eigentlich bei fast allen meinen Geschichten erst kurz vor dem Ende^^
Ich hab euch lieb, Voten und Kommentieren nicht vergessen,
eure Ms_Creatix

Lucian| ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt