c i n q u e

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• Snow Patrol - Chasing Cars •

Ich drehte meinen Kopf in Lucians Richtung und begegnete seinem aufmerksamen Blick, mit dem er mich musterte. Das erste Mal fiel mir auf, dass seine Augen einen grünlichen Rand um die schwarze Pupille hatten. Diese Tatsache fesselte mich, sodass ich seine Frage nur nebenbei mitbekam, und beinahe vergaß, zu antworten.

„Wenn du aus dem Krankenhaus entlassen wurdest, bekomme ich die Ehre und darf mit dir ausgehen? Rein freundschaftlich, natürlich." Ich seufzte innerlich. Dieses ‚rein freundschaftlich' hatte alles zerstört. All meine Hoffnungen und Träume. Ich wusste von vornherein, dass diese unsinnig waren, doch dies noch einmal so deutlich zu hören zu bekommen, war etwas ganz anderes.

„Klar.", antwortete ich leise.

„Sollen wir wieder hinein?", wollte Lucian wissen, als er bemerkte, dass ich leicht fröstelte.

„Meine Güte, Lucian! Ich bin nicht todkrank, ein wenig Kälte bringt mich nicht um.", erwiderte ich augenverdrehend. Jeder behandelte mich wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe und das hatte ich satt. Ich verstand ihn zwar, er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er mich angefahren hatte, doch genau genommen war ich ja daran schuld. Und seine Fürsorge machte alles nur noch schwerer.

Solange es bei einer Schwärmerei blieb, war alles gut, doch ich hatte Angst, dass ich mich am Ende in Lucian verliebte. Wenn er Italien schließlich verlassen würde, würde es mir das Herz brechen. Daher musste ich Abstand halten, aber nach dem Treffen würden wir uns sowieso nicht mehr sehen.

• • •

Ich gab Lucians Nummer, die er mir auf den Arm geschrieben hatte, in mein iPhone ein und schickte ihm eine Nachricht.

Hey, ich bin's, Lila.

Dann sperrte ich das Handy und lege es auf den Nachttisch neben meinem Bett, bevor ich mein Zimmer verließ. Es tat gut, endlich wieder zuhause zu sein und mehr als nur weiß zu sehen. „Brauchst du irgendwas? Möchtest du etwas essen? Oder trinken?" Besorgt sah meine Mutter mich an.

Sie wirkte mit ihrem maßgeschneiderten, cremefarbenen Kleid, das mit Strasssteinchen verziert war, komplett fehl am Platz. Es war ihr Arbeitsoutfit und eigentlich würde sie auch noch arbeiten, doch da ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war sie früher gekommen. Mein Vater hatte mich abgeholt und nach Hause gefahren, dann musste er jedoch wieder in die Firma. Ich kannte es gar nicht anders, ich wusste, dass er unentbehrlich war, doch trotzdem vermisste ich ihn.

„Lila? Hast du Schmerzen?", riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken.

„Nein, Mom. Alles gut." Ich lächelte sie an, was sie zu beruhigen schien.

„Ich ziehe mich jetzt um, Mäuschen. Wenn du etwas brauchst, dann gib Sonja Bescheid."

Ich nickte zur Bestätigung. Sonja war unsere Haushälterin. Die stämmige Frau war Mitte fünfzig und stammte aus Deutschland. Ich mochte sie sehr gerne. Seit mein Bruder ausgezogen war, war es in der Villa viel ruhiger. Manchmal fehlte er mir sehr, auch wenn er und seine Verlobte uns oft besuchen kamen. Mit Ashton konnte ich über alles reden, abends waren wir oft zusammen gesessen und hatten uns unterhalten. Diese Gespräche fehlten mir.

Nachdem mein Bruder weg war, hatte ich auch überlegt, ob ich ausziehen sollte, doch meine Eltern hatten mich gerne um sich und ich hatte eigentlich auch keinen Grund, auszuziehen. Nachdem ich unseren Koch Mikael in der Küche besucht und mir eines der köstlichen Lachs-Sandwiches geklaut hatte, schlenderte ich wieder nach oben in mein Zimmer.

Mein Handy zeigte eine neue Nachricht an und ich entsperrte Freudig das Display. Lucian hatte mir geschrieben! Gespannt öffnete ich die Nachricht.

Hallo, Lila.
Bezüglich des Treffens hätte ich Samstagabend, 18 Uhr vorgeschlagen. Passt dir das?
-Lucian

Mit jedem Wort wurde mein Lächeln breiter. Auch wenn es ein freundschaftliches Treffen und kein Date war, freute ich mich unbändig darauf. Schnell antwortete ich ihm.

Samstagabend ist super. Was soll ich anziehen? -Lila

Ich musste nicht lange warten, bis er zurückschrieb.

Irgendetwas Gemütliches. Wir gehen in ein Restaurant, aber Jeans und ein Shirt reichen vollkommen. Ich freue mich auf Samstag. -Lucian

Er freute sich? Ein breites Grinsen zierte mein Gesicht, wie ich durch den Spiegel meines Kleiderschrankes erkennen konnte. Vermutlich interpretierte ich in diesen Satz viel zu viel hinein, aber das durfte ich. Nur die Enttäuschung war am Ende größer. Aufgeregt wählte ich Delias Nummer und wartete ungeduldig, bis sie abhob.

„Hey, Flamingo-Barbie! Was gibt's?", begrüßte sie mich. Der Spitzname, den May mir verpasst hatte, existierte immer noch, er war einfach zu perfekt, um in Vergessenheit zu geraten. „Hallo, Delia! Ich muss dir jetzt sehr viel erzählen, also setz dich am besten. Ach ja, ist Mac da?"

„Ja? Wieso?"

„Hol ihn her und stell auf Lautsprecher, ich brauche nämlich auch die Meinung eines männlichen Geschöpfes." Ich wartete ab, bis Delia Bescheid gab, das Mac jetzt neben ihr saß, dann begann ich, alles zu erzählen. Ich begann an dem Abend, an dem ich angefahren wurde und endete bei seiner SMS von vorhin.

„Also, was meint ihr?", fragte ich dann.

„Ich denke, du interpretierst zu viel in das Ganze hinein. Sei lieber vorsichtig, denn wenn Lucian wieder nach Spanien reist, bist du nur umso trauriger.", meinte Delia. Mac schwieg einige Zeit, ehe er sich zu Wort meldete.

„Da du ja die Meinung eines Mannes hören wolltest, werde ich dir jetzt sagen, was ich davon halte. Ich kenne Lucian zwar nicht direkt, aber ich glaube, er mag dich. Vielleicht nicht so sehr, wie du es wahrscheinlich gerne hättest, doch seine Besuche und das Treffen weisen darauf hin. Er möchte dich besser kennenlernen, aber gleichzeitig auf Abstand halten, weil er weiß, dass das Alles keine Zukunft hat. Er lebt in Spanien und wird früher oder später dorthin zurückkehren, außerdem steht der Altersunterschied zwischen euch. Ich rate dir, es einfach auf dich zukommen zu lassen und abzuwarten. Aber mach dir keine zu großen Hoffnungen, vielleicht täusche ich mich auch."

Ich atmete tief durch bedankte und verabschiedete mich, bevor ich auflegte. Macs Worte hatten mich zum Grübeln gebracht. Auch wenn er meinte, dass er sich auch täuschen könne, irgendwie klang alles logisch und ich klammerte mich daran, dass es stimmte.

Doch wenn ich jetzt gewusst hätte, was am Samstagabend passieren würde, hätte ich mir das mit dem Treffen noch einmal überlegt...

• • •
Ich kriege bald graue Haare, ganz sicher. Erstens funktioniert unser WLAN nicht richtig und zweitens hat meine Autokorrektur bestimmt zehnmal aus dem Wort ‚noch einmal' das Wort ‚Nichteinhaltung' gemacht -_-

Was denkt ihr, passiert am Samstag?
Ashton oder Lucian??

Lucian| ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt