u n d i c i

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• Steal My Girl - One Direction •

Ungeduldig wippte ich mit dem Fuß auf und ab und zählte die Buchstaben des kurzen Satzes, der auf dem Kaffeebecher, den ich in der Hand hielt, stand.

Coffee saves lives, stand in geschwungener Schrift darauf. Kurz musste ich grinsen, doch schnell gewann die Anspannung wieder Oberhand.

Ich war mir sicher, dass sich die Geschwindigkeit meines Herzschlags verdreifacht hatte -und das nicht wegen des Koffeins. Lucian hatte mir zugesagt und wir hatten uns für sechzehn Uhr in der Nähe des alten Spielplatzes im Stadtpark verabredet.

Mittlerweile war es kurz nach sechzehn Uhr und ich wartete bereits ungeduldig und nervös. Eine kühle Brise brachte mich zum Frösteln. Bald würde es ein Gewitter geben, denn zu der schwülen, drückenden Hitze gesellte sich ein kalter Wind, Vorbote eines Gewitters.

Dass es Anfang November noch so warm war, war für Italien ungewöhnlich. Ich hoffte, dass es schnell kühler werden würde, letztes Jahr hatte es zu dieser Zeit bereits ein paar Mal geschneit.

„Hallo, Lila." Ich hörte Lucians Stimme und blickte zu ihm auf. Er wirkte ausgeschlafen und gesund, wie immer. Dies war noch ein Beweis mehr, dass er nicht das Gleiche wie ich fühlte, ich, die die ganze Nacht nicht schlafen konnte, wegen ein paar Wörtern.

Sein Outfit bestand aus einer schwarzen Jeans, einem weißen Hemd und einer dunkelblauen Krawatte, sowie schwarzen Lackschuhen. Offenbar kam er gerade aus der Arbeit. Lucian setzte sich neben mich und blickte mich erwartungsvoll an.

„Du wolltest reden?", fragte er, doch eigentlich war es eine Feststellung. Ich schluckte und nickte anschließend.

„Ja, über uns. Und über den...Kuss.", erwiderte ich zögerlich und bemerkte, wie sein Gesichtsausdruck sich für einen kurzen Moment änderte. Doch er setzte so schnell wieder eine gleichgültige Miene auf, es konnte auch Einbildung gewesen sein.

So wie Lucian neben mir saß und mich musterte, wirkte er älter und reifer, man sah ihm an, dass er erwachsener war, als ich. Zunehmend verlor ich die Hoffnung, dass dieses Gespräch ein positives Ende haben würde.

Dreieinhalb Wochen. Das waren vierundzwanzig Tage, dann würde Lucian wieder nach Spanien zurückkehren.

Ich würde ihn nie wieder sehen und selbst wenn wir entgegen aller Erwartungen wirklich zusammenkommen würden, stände das fehlende Vertrauen zwischen uns.

Italien und Spanien. Zwischen den Ländern lagen mehrere tausend Kilometer. Ich konnte mir nie zu hundert Prozent sicher sein, dass Lucian nicht eine Frau in seinem Alter, die in Spanien wohnte und viel hübscher war, als ich, fand.

Umgekehrt war es genauso. Es sprachen zu viele Faktoren gegen eine Beziehung und trotzdem setzte ich meine komplette, verbliebene Hoffnung in dieses Gespräch.

„Lila?" Ich schreckte aus meinen Gedanken und blinzelte irritiert. „Hast du mir zugehört?"

„Nein, entschuldige.", meinte ich leise.

„Ich sagte, dass der Kuss ein Fehler gewesen war und unbedeutend. Es war eine unbedachte, übereilte Handlung, nichts Relevantes. Das Thema wäre somit vom Tisch. Über was wolltest du noch reden?" Er lächelte mich an und ich fragte mich, wie er das zustande brachte.

Mir war eher zum Heulen zumute, und das sagte ich nicht einfach so. In meinen Augen sammelte sich das Wasser und ich blickte gen Himmel, damit die Flüssigkeit nicht gleich über meine Wangen lief. Diese Blöße wollte ich mir nicht geben.

„Ja, du hast Recht. Der Kuss ist nicht erwähnenswert.", antwortete ich mit relativ fest klingender Stimme. Kurz meinte ich, Schmerz in seinen Augen zu sehen, doch diesen Gedanken verwarf ich wieder. Wieso sollte er von meinen Worten verletzt sein, wenn er doch selbst ebendiese Worte gesagt hatte?

Ich überlegte, ob es noch Sinn hatte, das andere Thema anzusprechen. Nachdem er mir seine Gefühle, wie er den Kuss empfunden hatte, offenbart hatte, konnte ich mir ziemlich sicher sein, dass er diesen wirklich bereute und nur freundschaftliche Gefühle für mich hegte.

Das Klingeln eines Handys durchbrach das zwischen uns herrschende Schweigen und Lucian holte sein Smartphone aus seiner Jeanstasche.

Er warf einen Blick auf das Display. „Sorry, da muss ich rangehen.", erklärte er nur und stand auf.

Das war es also. Ich hatte eigentlich keinen Grund mehr, ihn noch einmal wiederzusehen, er genauso wenig. Er würde wieder zurück nach Spanien reisen und für mich würde der Alltag wieder beginnen. Irgendwann würde ich ihn vergessen, er würde nur noch der Mann sein, dem ich vors Auto gelaufen war.

Betrübt trottete ich nach Hause. Am Liebsten wäre ich jetzt zu Delia gegangen, hätte Mac dazu gezwungen, Pizza zu machen, wir hätten uns gemeinsam vor den Fernseher gesetzt und irgendeine Komödie angesehen. Doch Delia war nicht da.

Ashton war mit María und natürlich seiner Tochter beschäftigt, meine Eltern arbeiteten und sonst gab es niemanden, außer Brian. Doch den würde ich nicht einmal über meine Leiche freiwillig anrufen.

• • •

Es war mittlerweile zwanzig Uhr abends und ich saß auf der Couch im Wohnzimmer, mein Handy lag neben mir.

Keine Nachricht von Lucian, stellte ich fest, als ich zum bestimmt zehntausendsten Mal auf das Display sah.

Jedoch hatte Delia mir geschrieben. Froh über ein wenig Ablenkung öffnete ich den Chat und las mir ihre Nachricht durch.

Ich bin mir sicher, dass ich zwanzig Kilogramm mehr wiege, wenn ich zurückkomme. Du glaubst es nicht, das Essen hier schmeckt göttlich. Vielleicht sollte ich einen Koch von hier mit nach Hause nehmen! Mac ist schon ganz eifersüchtig. Außerdem sind die Partys und die Musik hier der Hammer! Wie läuft es bei dir so? -Delia

Dazu hatte sie ein Bild angehängt, auf welchem sie und Mac in Badesachen am Strand zu sehen waren. Beide hatten einen Cocktail in der Hand, strahlten in die Kamera und Mac hatte einen Arm um Delias Taille gelegt.

Offensichtlich befanden sie sich auf einer Party, das verrieten zumindest die feiernden Menschen und die Lichter im Hintergrund.

Schnell schrieb ich eine Antwort an meine Freundin.

Das sieht ja toll aus, ich wünsche euch noch viel Spaß! Verhütet schön;) Hier ist es so wie immer, aber alles läuft gut, keine Sorge. Ich vermisse dich, es ist so langweilig, wenn du nicht da bist. -Lila

Ich verschwieg ihr absichtlich meine Probleme mit Lucian, denn sie sollte ihren wohlverdienten Urlaub mit Mac genießen. Sorgen konnte sie sich auch danach noch machen.

Nur ein paar Minuten später kündigte der Klingelton den Eingang einer neuen Nachricht an.

Du klingst ja fast wie meine Mutter, die fühlt sich zu jung, um Großmutter zu werden. Aber kein Sorge, mit Kindern haben's wir nicht so, das weißt du. Sind jetzt auf dem Weg zurück zum Hotel, das gibt es einen Kellner, der wäre was für dich:) -Delia

Das war typisch. Sogar im Urlaub hielt sie nach Typen Ausschau, die sie mit mir verkuppeln könnte. Dabei hatte ich meinen bereits gefunden, stellte ich fest. Nur leider gab es da einige Probleme...

• • •
Meint ihr, dass sich unser Traumpärchen in den dreieinhalb Wochen noch zusammenrafft?
Habt ihr einen Shipnamen für die beiden?
Mir fehlt es dafür an Kreativität...

Lucian| ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt