• Beds Are Burning - Midnight Oil •
„Lila?" Erschrocken blinzelte ich und nahm verschwommen die Umrisse einer Person wahr. Nur langsam verschärfte sich meine Sicht und der nebelige Schleier verschwand.
„Mom?"
„Erraten. Sag, wieso schläfst du hier mitten im Krankenhaus, statt dass du bei Ashton, María und Zofie bist?"
Ich kräuselte die Stirn. Ja, das fragte ich mich ebenfalls. Ashton! Er hatte mich einfach vergessen! Nicht zu fassen!
„Wie viel Uhr ist es?"
„Kurz vor sechs Uhr morgens.", antwortete meine Mutter, die zwar wie immer top gestylt und frisiert war, doch dennoch zeichneten sich leichte Augenringe schattenhaft unter ihren Augen ab. Ich streckte mich und bemerkte, dass sämtliche Knochen und Muskeln in meinem Körper schmerzten, als hätte mich ein Stier überrannt.
Ich brauchte ein heißes Bad, eine Massage und definitiv noch mehr Schlaf. Viel mehr Schlaf.
„Okay, ich schaue mir Zofie an, stauche Ashton zusammen und dann fahre ich nach Hause. Hast du das Auto draußen stehen?", fragte ich.
Der fragende Blick meiner Mutter traf mich. „Auto?", meinte sie lächelnd. „Ich bin mit dem Taxi gekommen."
Beinahe automatisch verdrehte ich mein Augen. „Und wie soll ich dann nach Hause?"
„Nimm dir doch auch ein Taxi." Murrend fügte ich mich meinem Schicksal und kramte in meiner Tasche herum, auf der Suche nach meinem Handy. Als ich es schließlich fand, blinkte sofort ein Benachrichtigungssymbol auf. Neugierig und gespannt öffnete ich den Chat.
Lucian hatte mir geschrieben. Bereits vor einigen Stunden, doch da war ich mit Schlafen beschäftigt gewesen. Nichts Neues bei mir.
Entschuldigung, dass ich einfach abgehauen bin. Das war nicht sonderlich Erwachsen von mir, doch mich hat einfach die Vergangenheit eingeholt. -Lucian
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und mein Bauch kribbelte. Er hätte sich dafür nicht entschuldigen müssen, doch ich fand diese Nachricht total süß.
„Möchtest du nun Zofie sehen, oder nicht? Ich gehen dann nämlich wieder zu ihnen. Im Gegensatz zu dir habe ich von Ashton wenigstens einen Enkel!" Scherzhaft stieß mein Mutter mir in die Seite.
„Haha, Mom. Wirklich lustig. Ich bin seit kurzem erwachsen, ich will feiern gehen, legal Alkohol saufen und das Leben genießen, und keine stinkenden Windeln wechseln und meinen hübschen Körper aufgeben!" Die mittelalte Frau lachte herzlich, was ihre goldenen Ohrringe dazu brachte, hin- und her zu schwingen.
Ich folgte ihr in ein Zimmer, in dem ich María und Ashton erblickte. Sie lehnte an meinem Bruder und beide hatten dieses irre, glückliche Lächeln auf den Lippen. Ich näherte mich Ihnen und erkannte ein kleines Wesen in Marías Armen.
„Das ist also das Wesen, welches mal meine Rente zahlen wird. Interessant. Kaum zu glauben, dass es eine Mischung mit dir ist, Ashton. Es ist viel schöner, als du. Das meiste hat es von María.", kommentierte ich.
Gleichzeitig blickten mich beide erschrocken an und das Baby begann, zu schreien.
„Sorry, irgendwie habe ich gerade die Idylle kaputtgemacht. Ich geh dann mal." Rückwärts bewegte ich mich langsam aus dem Raum. „Halt die Fresse, Schwesterherz, ich bin der Hübschere von uns!", rief Ashton mir noch zu, bevor ich den Raum verließ.
„Ashton! Nicht vor dem Kind!", vernahm ich Marías empörte Stimme noch, doch die Antwort hörte ich nicht mehr. Also ich würde definitiv die geilste Tante der ganzen Welt werden, das stand fest!
Doch davor musste ich jetzt erstmal nach Hause und baden, mich massieren lassen und dann schlafen. Oder am besten alles gleichzeitig.
• • •
Langsam ließ ich mich in das nach Granatapfel duftende Wasser sinken und genoss das Gefühl, wie die warme Flüssigkeit meinen Körper umspülte und an meiner Haut abperlte. Es war erst kurz vor zehn Uhr morgens, draußen schien die Sonne, doch ich wollte jetzt am liebsten Dunkelheit und Schlaf.
Wieso war ich eigentlich die ganze Zeit im Krankenhaus geblieben? Ach ja, genau. Wegen Ashton, der mich letztendlich auf dem Krankenhausflur vergessen hatte!
Seufzend streckte ich meine schmerzenden Beine aus und stellte die Massagedüsen des Whirlpools an.
Es tat meinen geschundenen Knochen und Muskeln unheimlich gut, sich endlich wieder entspannen zu können und als ich eine Stunde später aus der Wanne stieg, fühlte ich mich wie neugeboren.
Ich wischte mit dem Zipfel des Handtuchs den beschlagenen Spiegel frei und betrachtete mich. Meine nassen, violetten Locken umrahmten mein Gesicht, welches meiner Meinung nach viel zu blass war. Eine sanfte Röte überzog meine Wangen und meine Wimpern warfen kleine Schatten. Ich sah zumindest gesünder aus, als noch vor einigen Stunden.
Zufrieden trocknete ich mich ab und schlüpfte in meinen weichen Frotteebademantel, ehe ich das Badezimmer verließ und in mein Zimmer tapste. Ich zog mir Unterwäsche an und ließ mich anschließend müde auf mein Bett fallen. Die Matratze federte leicht, sie war weitaus gemütlicher als der weiße Plastikstuhl im Krankenhaus.
Meine Lider fielen zu und ich schlief ein.
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„Ich liebe dich." Seine braunen Augen strahlten mich an und ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
Meine Hände legten sich um seinen Nacken, während er mich hochhob und gegen die Wand drückte.
Seine Lippen schmeckten nach einem Hauch von Minze und ich schloss beinahe automatisch meine Augen, um dieses Gefühl noch mehr auszukosten.
Plötzlich änderte sich das Bild und ich erkannte mich weinend in meinem Zimmer sitzen.
„Lucian!" schluchzte ich.„Wach auf! Du träumst nur." Eine Stimme riss mich aus dem Schlaf und ich bemerkte, dass meine Wangen nass waren. Ich hatte wirklich wegen einen Traum geweint? So emotional war ich sonst nicht.
„Lucian? Was machst du hier?" Meine Augen weiteten sich, als ich ihn erkannte und ich hoffte, dass ich seinen Namen in meinem Traum nicht laut ausgesprochen hatte. Wenn dem so war, dann ließ er es sich nicht anmerken.
„Ich wollte mich nur noch einmal persönlich entschuldigen und deine Mutter meinte, dass du in deinem Zimmer bist. Allerdings hast du geschlafen und ich wollte bereits wieder gehen, doch dann hast du zu Weinen begonnen.", erklärte er und meine Wangen wurden heiß.
„Oh. Du brauchst dich doch dafür nicht entschuldigen.", brachte ich nur heraus.
„Ich hatte das Bedürfnis, mich dafür zu rechtfertigen. Ich möchte dir von meiner...Vergangenheit erzählen. Ich vertraue dir, auch wenn ich schon lange niemandem mehr davon erzählt habe. Mit dreißig sollte ich eigentlich darüber hinweg sein." Er lachte trocken.
Mein Herz flatterte. Er vertraute mir. Und er wollte mir von seiner Vergangenheit erzählen. Augenblicklich war meine Müdigkeit verflogen und ich rutschte neugierig ein wenig näher zu ihm.
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Badummtss!! Lucian erzählt ihr nun also von seiner Vergangenheit? Findet ihr, das geht zu schnell?
Oder könnt ihr ihn verstehen?
Hab euch lieb, einen schönen Abend noch,
eure Ms_Creatix
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Lucian| ✓
Teen Fiction[Fortsetzung von Ashton. Dieser Teil kann unabhängig vom ersten gelesen werden] • Die Vergangenheit wird mich nie loslassen, weil ich weiß, dass sie nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, egal wie sehr ich es mir wünsche. Sie wird immer über mir...