• Firework - Katy Perry •
Mit geschlossenen Augen tastete ich nach meinem unaufhörlich klingelnden Handy. Kurz blendete mich das helle Licht, welches vom Display ausging, doch nur Sekunden später hatte ich mich daran gewöhnt.
Ich erkannte vier Nachrichten und zwei verpasste Anrufe -einen von gestern Abend und einen von gerade eben von meiner Mutter und meinem Vater.
Da du vermutlich wieder irgendeinen Typen abgeschleppt hast, werde ich mir nicht die Mühe machen, dich zu suchen. Dein Vater und ich fahren jetzt nach Hause, nimm dir ein Taxi, Ashton ist bereits weg. -Mom
Diese hatte sie gestern Abend geschrieben. Die zweite Nachricht von ihr stammte von heute und beinhaltete die Information, dass meine Eltern zur Arbeit gefahren waren, da ich bis jetzt nicht aufgetaucht war und sie nicht Zuhause sein würden, wenn ich wieder kommen würde.
Die Nachrichten von meinem Vater klangen ähnlich, nur dass er mir viel Spaß wünschte und dass ich unbedingt verhüten sollte, weil er noch zu jung war, um noch einmal Opa zu werden. Ashtons Tochter als Enkelin reichte ihm offenbar vorerst.
Ich verdrehte meine Augen und drehte mich zur Seite, welche leer war. Beinahe schade, denn ich hätte mir meinen One-Night-Stand schon gerne noch einmal bei Tageslicht angesehen. Gestern hatte er eine Maske getragen, sodass ich ihn nicht identifizieren konnte.
Andererseits war es mir auch egal, denn er war, wie gesagt ein One-Night-Stand. Eine Ablenkung und ich war froh, dass er keiner dieser anhänglichen Typen war, die einem hinterherrannten, bloß, weil man einmal Sex mit ihnen gehabt hatte.
Mein Blick schweifte durch das Zimmer. Es war ziemlich groß und edel eingerichtet, Sonnenlicht fiel durch blank geputzte Fenster in den Raum und erhellte ihn beinahe vollständig. In einer Ecke stand ein Flügel, dessen Marke ich jedoch nicht wusste, denn ich hatte mir noch nie viel aus Musizieren gemacht.
Auf dem Boden entdeckte ich meine Klamotten und zog sie an, nachdem ich sie eingesammelt hatte. Schlussendlich hob ich meine Tasche auf und verließ das Zimmer.
Mit einem kurzen, abschätzenden Blick stellte ich fest, dass ich mich noch in jener Villa befand, in welcher gestern die Gala stattgefunden hatte.
Da ich nur wenig getrunken hatte, erinnerte ich mich zum Glück an den Weg nach unten und kam ungesehen bis zur Haustür.
Ich verließ das Anwesen und schritt über den gekiesten Hof, während ich mein Smartphone aus der Tasche zog und ein Taxi rief.
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Ich füllte mein Glas mit Wasser und setzte mich auf die große Designercouch im Wohnzimmer. Meine Gedanken schweiften ab, ich dachte über gestern Abend nach.
Auch wenn ich das genaue Aussehen des Mannes bis jetzt nicht wusste, so erinnerte ich mich immerhin an seidige, weiche und dunkle Haare, in denen ich nicht nur einmal meine Finger vergraben hatte. Außerdem war ich mir sicher, dass der Rücken des Mannes mit einigen Kratzern übersäht war.
Auch ich selbst war nicht verschont geblieben, meinen Hals, meine Brüste und meine Oberschenkel zierten zahlreiche Knutschflecken, welche bei zu starker Berührung unangenehm prickelten. So konnte ich definitiv nicht an die Öffentlichkeit.
Zum Glück hatte mich der Taxifahrer nicht erkannt, doch ich hatte ihm vorsichtshalber auch eine Adresse, die einige hundert Meter von unserer Villa entfernt war, genannt.
Aber etwas Positives hatte die ganze Sache: Ich hatte nicht ein einziges Mal an Lucian gedacht.
Wahrscheinlich würden die ersten Wochen nachdem er nahm Spanien zurückgekehrt war, ähnlich ablaufen. Jedoch würde ich für immer eine Erinnerung an ihn behalten, denn in meiner Rippengegend verlief eine feine, dennoch sichtbare, längliche Narbe, die vermutlich ein auf der Straße liegender Glassplitter bei dem Unfall verursacht hatte.
Der Mann gestern hatte die Narbe zwar bemerkt, aber nur kurz darüber gestrichen, ohne sie zu kommentieren, worüber ich sehr froh war. Denn das hätte mich zwangsläufig an Lucian erinnert, wegen dem ich mir ja erst Ablenkung gesucht hatte.
Lucian. Schon wieder dachte ich an den gut aussehenden Steuerberater. Hörte das nie auf?
Genervt von meinen eigenen Gedanken erhob ich mich, stellte das Wasserglas, von welchem ich keinen einzigen Schluck getrunken hatte, auf den Glastisch und schlenderte in die Küche, in der ich mein Handy liegen gelassen hatte.
Delia hatte mir geschrieben.
Pure Erholung hier, ein Paradies! Dir würde es bestimmt gefallen, die Typen sind echt hübsch! Mac und ich genießen die Tage, wobei wir bis jetzt vermutlich die Hälfte davon im Bett verbracht haben :)) Morgen gehen wir tauchen, ich freue mich schon, das Korallenriff und all die schönen Fische zu sehen! Ich hoffe, dir und den Anderen geht es genauso gut, sei nicht traurig, bald hast du mich wieder. -Delia
Ich grinste trotz meiner aktuellen Gefühlslage über ihren dritten Satz. Ich beneidete meine Freundin ein wenig, sie konnte einen tollen Urlaub mit dem Mann, den sie liebte, verbringen und ich saß hier fest und bekam es noch nicht einmal hin, über eine Straße zu laufen, ohne angefahren zu werden. Von meiner nicht existenten Beziehung mit Lucian mal ganz zu schweigen.
Wie ich bereits schrieb, mir fällt ohne dich nicht die Decke auf den Kopf ;) Ich hoffe doch, das Bett ist gemütlich und quietscht nicht. Schick mir auf jeden Fall Bilder und ich erwarte einen ausführlichen Bericht über den Tauchgang! -Lila
Ich legte mein Smartphone beiseite und schnappte mir die Packung Eis aus der Gefriertruhe. Unser Koch Mikael würde sich jetzt über mich aufregen, denn er hatte dieses Eis für ein Dessert eingeplant, wenn übermorgen mein Bruder mit seinen kleinen Familie zu Besuch kommen würde, doch das war mir im Moment egal.
Ich schob mir einen großen Löffel davon in den Mund und genoss das kalte, angenehme Gefühl des schmelzenden Eises auf meiner Zunge.
Gerade wollte ich den Löffel erneut in die cremige, gefrorene Flüssigkeit tauchen, als es klingelte. Da Sonja genau wie unser Butler sonntags frei hatte, machte ich mich also selbst auf den Weg zur Tür.
Ich umschloss den kalten, goldenen Knauf und drückte ihn herunter, bevor die Tür aufschwang.
„Hey, Lila."
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Naaa? Was haltet ihr von dem Kapitel?
Es ist doch nicht so aufschlussreich geworden, wie wohl die meisten von euch erwartet haben, aber keine Sorge: Irgendwann werden all diese Fragen aufgeklärt werden, nur wann ;) ??
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Lucian| ✓
Teen Fiction[Fortsetzung von Ashton. Dieser Teil kann unabhängig vom ersten gelesen werden] • Die Vergangenheit wird mich nie loslassen, weil ich weiß, dass sie nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, egal wie sehr ich es mir wünsche. Sie wird immer über mir...