d i c i a n n o v e

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• Cliffs Edge (Lash Remix) - Hayley Kiyoko •

Nervös trommelten meine Finger auf das Lenkrad. Schon seit beinahe fünfzehn Minuten stand ich im Stau, der sich einfach nicht auflösen wollte.

Und das ausgerechnet jetzt, wo ich es eilig hatte. In nicht einmal mehr drei Stunden würde Lucians Flieger starten und wenn ich ihn noch in der Eingangshalle abpassen wollte, musste ich mich beeilen.

Nur langsam und zähflüssig setzte sich die Schlange aus Autos nach geschlagenen zehn Minuten wieder in Bewegung. Wenn ich jetzt ohne weitere Hindernisse durchkam, würde ich noch rechtzeitig kommen.

• • •

Ich eilte in die Eingangshalle und hielt Ausschau nach Lucian. Nun, nachdem ich wusste, dass dies das letzte Mal war, wo ich ihn sehen und berühren konnte, wollte ich ihn erst Recht finden.

Suchend und unruhig schweifte mein Blick über die zahlreichen Menschen, die sich in der großen Halle befanden. Links und Rechts von mir befanden sich die Schalter der einzelnen Fluggesellschaften, an denen man sein Gepäck aufgeben konnte und ein Ticket erhielt.

Es war sieben Uhr morgens, die meisten Personen hielten einen Kaffee in der Hand und schlürften müde daran. Nur einige Kinder rannten hellwach und kreischend herum.

Endlich entdeckte ich in einigen Metern Entfernung Lucian und lief schnellen Schrittes auf ihn zu. Er hatte seinen dunkelblauen Koffer noch neben sich stehen, einen Kaffeebecher in der einen Hand, sein Smartphone hielt er an sein Ohr gedrückt in der anderen Hand.

„No, no aterrizo hasta las doce en punto-" Sein Gesprächspartner schien ihn offenbar zu unterbrechen, denn er brach im Satz ab und lauschte. Ich fand es heiß, wenn er Spanisch redete.

„Te comportas como un bebé sobreprotector." Lucian rollte mit den Augen und lächelte mir freudig zu, als er mich erblickte.

„Tengo que colgar ahora, hablaremos más tarde." Er beendete das Gespräch und steckte sein Handy in die Tasche seines Kapuzenpullis, ehe er mich mit einer Hand umarmte, da er in der anderen noch den Kaffeebecher hielt.

„Schön, dass du gekommen bist.", meinte er schließlich und grinste.

„Ist doch selbstverständlich, denkst du, ich lasse dich wegfliegen, bevor ich dich nochmal gesehen habe?", erwiderte ich und folgte ihm zu einer Reihe von Stühlen.

Wir setzten uns und mein Blick fiel auf seinen Koffer.

„Wieso hast du ihn noch nicht abgegeben?" Ich wies auf das blaue Gepäckstück und sah ihn fragend an.

„Ich wollte warten, bis weniger Leute anstehen. Offenbar scheint der Flug nach Barcelona sehr beliebt zu sein." Er lachte leise.

„Wohnst du dort?", erkundigte ich mich neugierig und interessiert.

„Nein, es sind noch etwa zwei Stunden Fahrt in Richtung Süden, ich wohne in einer kleineren Stadt. Barcelona ist zu teuer, ich kann mir ein Haus dort nicht leisten, dafür ist mein Gehalt zu niedrig."

„Du wohnst in einem Haus? Hast du ein Bild davon? Es interessiert mich, wie es aussieht."

„Moment." Lucian entsperrte sein Smartphone und rief die Galerie auf. Nach kurzer Zeit hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte und gab mir das Gerät.

Ich erkannte ein weißes Haus mittlerer Größe, welches modern gehalten war und in mir den Drang erweckte, sofort dort einzuziehen. Im Gegensatz zu unserer Villa, die, so groß, wie sie war, eher wie eine Festung statt wie ein Zuhause aussah, erweckte dieses Häuschen einen freundlichen und heimeligen Eindruck. Links neben dem Gebäude waren drei Palmen zu sehen, welche unterschiedlich groß waren und wirkten, als würde ohne sie etwas fehlen.

Auf dem Geländer der steinernen Veranda saß ein kleines Mädchen von etwa sieben Jahren mit einem Eis in der Hand und winkte fröhlich in die Kamera. Sie trug ein rotes Sommerkleid und ihre schwarzen Haare, welche mit einer roten Blume verziert waren, flatterten im Wind um ihr kindliches, strahlendes Gesicht.

„Wer ist das?", fragte ich neugierig und deutete auf sie. Die Kleine strahlte durch das Bild eine so starke Fröhlichkeit aus, dass ich mich für den Stich Eifersucht, der mich durchfuhr, schämte.

„Das ist meine-"

Lucians Antwort wurde von einer Durchsage unterbrochen, welche ihn dazu veranlasste, hektisch aufzuspringen.

„Das ist mein Flug. Ich muss los, den Koffer abgeben und zum Gate, bevor ich ihn verpasse. Mach's gut, Lila, ich hoffe sehr, wir sehen uns einmal wieder."

Er küsste mich auf die Stirn und ich schlang ein letztes Mal meine Arme fest um ihn, während ich mir wünschte, seine Lippen wären einige Zentimeter tiefer auf meinem Mund gelandet.

Nachdem er mich noch einmal angelächelt hatte, griff er nach seinem Koffer und dem Kaffeebecher, ehe er davoneilte. Ich sah ihm nach, bis er in der dichten Menschenmenge verschwunden und nichts mehr von ihm zu sehen war.

Das war es jetzt also endgültig. Tränen bahnten sich den Weg in meine Augen, doch ich wischte wütend darüber. Ich würde nicht weinen, jetzt nicht, nicht deshalb.

Auch wenn ich die Tränen zurückhalten konnte, gegen die schmerzende Leere, die sich unaufhörlich immer weiter in mir ausbreitete und mich ganz einzunehmen drohte, konnte ich nichts unternehmen.

Gedankenverloren lief ich zurück zu meinem Auto und sinnierte darüber, wer wohl das kleine Mädchen gewesen war.

Die Autofahrt zog an mir vorüber und ich war nach einiger Zeit wieder zuhause, ohne das ich irgendetwas davon wirklich realisierte.

Was ich jetzt brauchte, war Alkohol, Ablenkung und am Besten noch mehr Alkohol. Nur so würde ich die nächsten Tage überleben, darüber war ich mir sicher.

• • •
Es tut mir leid, das so lange nichts kam, aber irgendwie habe ich das Kapitel nie richtig beenden können. Dreimal habe ich alles gelöscht und neu angefangen, jetzt bin ich endlich halbwegs zufrieden...
Es sind noch einige Kapitel bis zum Ende, denkt ihr, dass Lucila irgendwann noch zusammenfindet?
Und wer ist wohl das kleine, spanische Mädchen??

Lucian| ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt