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• I Took A Pill In Ibiza - Mike Posner •

Seit vier Tagen lag ich bereits in Krankenhaus. Vier verdammte Tage, in denen ich gelangweilt die weiße Wand vor mir angestarrt hatte. Ich wusste nicht einmal mehr, ob wirklich alles weiß war, oder ob nur meine Netzhaut mittlerweile so verblendet von dieser Farbe war, dass ich es so wahrnahm. Vielleicht lag es auch an der Gehirnerschütterung. Was ich aber sicher sagen konnte, war, dass ich Weiß jetzt hasste. Ich konnte es nicht mehr sehen.

Und der Arzt meinte, ich müsste noch mindestens eine Woche hierbleiben, obwohl ich mich kerngesund fühlte. Naja, natürlich tat mir immer noch einiges weh, aber das war wohl normal, wenn beinahe der gesamte Körper eingegipst war. In den Tagen waren Mom, Dad und Delia täglich hier, nur heute nicht. Meine Mutter musste wieder arbeiten und Delia unternahm etwas mit Mac, der sich bereits beschwert hatte, dass er sie so selten zu Gesicht bekam, auch jetzt, wo sie wieder gesund war.

Ashton hatte versprochen, mit seiner Verlobten María vorbeizukommen, doch er hatte keine Uhrzeit genannt. Und so kam es, dass ich seit einiger Zeit lustlos durch die Kanäle des kleinen, alten Fernsehers zappte. Gerade war ich bei einer chinesischen Dokumentation über Springbrunnen hängengeblieben, als es an der Tür klopfte.

„Komm rein.", rief ich und konzentrierte mich wieder auf den Fernseher. Ich vermutete Ashton, daher war ich umso erstaunter, als ich Lucian erkannte, der sich neben mich auf das Bett setzte und mir eine kleine Tüte reichte. Ich nahm sie vorsichtig entgegen und öffnete sie.

„Ja, Donuts!", strahlte ich. „Psst! Das soll keiner mitkriegen. Ich dachte mir, wenn ich schon schuld bin, dass du im Krankenhaus liegst, dann bringe ich dir zumindest ordentliches Essen mit. Bei dem Fraß hier kriegst du am Ende eine Lebensmittelvergiftung." Er grinste. Große Güte, das sah verdammt heiß aus. Und ich hatte noch gehofft, beziehungsweise geglaubt, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Herzhaft biss ich in den Donut und ließ mir dessen süßlich-pappigen Geschmack auf der Zunge zergehen.

„Mmh, danke.", machte ich.

„Kein Problem."

Viel zu schnell hatte ich das Gebäckstück aufgegessen und trauerte ihm hinterher. Egal wie viele Kalorien es hatte, ich vermisste den Geschmack. Langsam und zögerlich setzte ich mich auf. Mein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, denn der Schmerz schoss stechend durch meinen Körper.

„War wohl keine gute Idee, vor mein Auto zu laufen, hm?", neckte Lucian mich und zwinkerte mir zu.

Hitze schoss mir in die Wangen und ich senkte den Blick. Dieses Zwinkern warf mich vollkommen aus der Bahn. Ich ließ meine farbigen Haare wie einen Schleier nach vorne fallen, um mein vermutlich feuerrotes Gesicht zu verdecken. Ja, meine knallige Haarfarbe hatte ich behalten, schließlich passte sie perfekt zu meinem Namen.

Ich hielt den Atem an, als Lucian eine meiner Strähnen zwischen seine Finger nahm und darüber strich. Er tat es so vorsichtig, als könnte er mich damit verletzen.

Dann strich er mir meine Haare hinters Ohr und ich blickte direkt in seine fesselnden Augen. Ich zwang mich dazu, wegzusehen, doch es gelang mir nicht. Es war, als würde ich erstarrt sein, ich konnte mich nicht rühren, geschweige denn, meinen Blick abwenden. Mein Herz klopfte heftig gegen meine Brust, als er mir mit seinem Gesicht immer näher kam.

„Buh!" Ich erschrak und erwachte schlagartig aus meiner Starre. Böse funkelte ich Lucian an und ignorierte gekonnt den Teil in mir, der gehofft hatte, er würde mich küssen. Dies waren alberne Träumereinen, Wünsche, die nie in Erfüllung gehen würden. Lucians Lachen schallte durch den Raum. Er amüsierte sich sichtlich über mich und komischerweise störte es mich nicht einmal, obwohl ich bei jemand anderem sicher einen bissigen Kommentar abgegeben hätte.

„Mir ist langweilig. Lass uns ein Frage-Antwort-Spiel spielen. Ich möchte schließlich wissen, wem ich vors Auto gelaufen bin.", schlug ich vor, auch wenn dies ein wenig kindisch war.

„Meinetwegen." Er nickte.

„Okay, ich fange an. Was ist deine Lieblingsfarbe?", begann ich. „Grün. Und deine?"

Erstaunt kicherte ich. „Ebenfalls grün. Als was arbeitest du?"

„Ich bin Steuerberater."

Ich verzog mein Gesicht. „Für meinen Geschmack viel zu viele Zahlen. Du bist dran."

„Was ist dein größter Traum?" Dich zu küssen. Ernergisch schüttelte ich innerlich meinen Kopf. Woher kamen diese Gedanken? Es lag hundertprozentig an der Gehirnerschütterung. Ich wusste es, diese tat mir nicht gut.

Ich überlege kurz. „Ich denke, Erfolg im Leben zu haben und zufrieden zu sein. Und deiner?"

Ein kaum merklicher Schatten huschte über sein Gesicht und plötzlich wirkte er nicht mehr so unbeschwert. „Die Vergangenheit rückgängig zu machen." Doch plötzlich war sein Lächeln wieder da und ich fragte mich, ob ich mir nicht alles eingebildet hatte.

„Was isst du am liebsten?"

„Pizza. Das ist ja beinahe Pflicht, als Italienerin." Ich lachte kurz. „Wie alt bist du?"

„Dreißig.", lautete seine ernüchternde Antwort. Somit konnte ich die ganzen hoffnungslosen Gedanken und Träumereien, die mich seit Tagen plagten, endgültig aus meinem Gehirn streichen. Neun Jahre Unterschied. Das war vielleicht zeitlich nicht unbedingt schlimm, doch charakterlich und von den Interessen her war diese Zeitspanne beinahe unendlich. Sein Blick fiel auf seine Armbanduhr und er fluchte.

„Es tut mir leid, aber ich muss wieder zur Arbeit. Ich habe in einer halben Stunde einen Termin. Ich komme dich wieder besuchen, wenn ich Zeit habe. Gute Besserung, Lila." Er lächelte mir kurz zu. Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und ich war wieder alleine mit dem chinesischen Springbrunnenkanal.

Ich wusste zwar nicht, was dort erzählt wurde, doch Lucian war fast eine Stunde bei mir und es wurden immer noch Bilder von ein und demselben Springbrunnen gezeigt. Ich schaltete genervt den Fernseher aus und sehnte mich nach meinem Handy. Bis jetzt hatte es leider niemand für nötig befunden, mir dieses ins Krankenhaus zu bringen.

„Lila!" Ich hörte María freudig quietschen und ließ es zu, dass sie mich umarmte, soweit es ihr acht-Monats-Bauch eben zuließ.

„Ich werde immer fetter, du glaubst es nicht. Ich schwöre dir, ich mutiere noch zu einem Walross!", jammerte sie. Ich grinste und beschloss, sie ein wenig zu ärgern. „Ich habe gehört, manche Schwangere wurden so fett, dass sie geplatzt und alle Gedärme herausgequollen sind."

María schnappte entsetzt nach Luft. „Lila!" Mein Bruder funkelte mich sauer an.

„Du hättest mich nicht schwängern dürfen, Ashton! Oh Gott, was ist, wenn ich auch platze? Ich will nicht platzen. Das war keine gute Idee, ganz und gar nicht gut, ich-"

„Beruhige dich, María. Lila redet Unsinn, du wirst nicht platzen." Ashton legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter und ich kicherte. Ich nutzte die Panik von Schwangeren gerne aus, weil die Reaktionen wirklich genial waren.

„Sorry, María. Aber ich als deine Freundin darf das." Sie warf mir einen bösen Blick zu, doch ich ließ mich davon nicht einschüchtern.

„Wo ist eigentlich Delia?", wollte sie dann wissen. Wir hatten uns bereits zweimal in den vergangenen Tagen getroffen, beziehungsweise die beiden waren zu mir gekommen und wir hatten geredet.

„Sie macht etwas mit Mac. Der Ärmste hat sich beklagt, dass er sie viel zu selten sieht.", antworte ich ihr.

„Schade." Kurze Zeit herrschte Stille. „Wer war eigentlich dieses Sahneschnittchen, welches aus deinem Zimmer kam?", wollte sie dann wissen. Fuck.

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Irgendetwas, was euch bis jetzt gefällt/nicht gefällt?
Mögt ihr María?
Ich schon, sie ist doch sehr sympathisch ;)

Lucian| ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt