Er hat recht. Aber das wusste ich schon, bevor er mir das sagte. Trotzdem ist es nicht weniger schlimm, es zu hören. Im Gegenteil. Es beunruhigt mich noch mehr.
"Ich habe aber eine Idee. Eine Art... Plan C, um es so auszudrücken. Du kannst entweder hierbleiben, oder du kannst gehen. Oder ich gehe und stelle mich der Polizei." Mein Atem stockt. Ich kann nicht anders, als ihn anzusehen und zu hoffen, dass er das nicht ernst meint. "Ich werde der Polizei sagen, dass ich es war, der dich dazu genötigt hat, mit mir zu kommen. Dass ich dich erpresst habe." Ich spüre, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet und wie sich ein Stein auf mein Herz senkt und es fast zerdrückt. "Aber... dann werden sie dich verhaften." Er nickt und lächelt wehmütig. "Aber das wäre ich dir schuldig. Ich habe dir dein Leben weggenommen und ich werde derjenige sein, der versucht, es dir wieder zurückzugeben. Und wenn sie mich einsperren, dann verdient. Ich habe es nicht verdient, frei zu sein. Damals nicht und jetzt noch weniger." Der Ausdruck von Reue in seiner Stimme ist zu viel für mich. Auf einmal kann ich die Tränen nicht mehr aufhalten, mein Körper bebt, mein Innerstes bebt, ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren. Auf so etwas würde lebenslänglich stehen, wenn nicht sogar der Tod. Ich würde Robin endgültig verlieren, und er würde es in Kauf nehmen,sein Leben für mich zu geben. Die Güte, die Reue, die er mir entgegengebracht hat, zeigt mir, dass er mehr ist, als ich je in ihm gesehen habe.
Er nimmt mich in die Arme und drückt mich fest an sich. Ich spüre intuitiv, dass er genauso denkt wie ich, aber er versucht mich zu stützen. Ich umschlinge ihn so fest ich kann, und er hebt mich hoch, als wäre ich nicht schwerer als eine Feder. Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter und versuche nicht einmal mehr, die Tränen aufzuhalten. Ich sehe nichts mehr als ihn. Will nichts mehr sehen als ihn.
Irgendwann verebben meine Schluchzer und ich beruhige mich allmählich wieder, trotzdem will ich nicht, dass er mich loslässt, und er tut es auch nicht. Er hält mich weiterhin in seinen Armen, als wäre ich ein Kind."Ich liebe dich."
Die Worte kommen mir so leicht über die Lippen. Und auch wenn sie nichts wirklich verändern, so haben sie eine starke Wirkung auf ihn. Als ich meinen Blick hebe, sehe ich Tränen in seinen Augen. Wahrhaftige Tränen, und der Anblick erschreckt mich. "Ich liebe dich auch, Venice." Seine Stimme bricht. "So sehr."
Ich versuche, seine Tränen fortzuwischen und ärgere mich darüber, dass ich nicht diejenige bin, die ihn stützen kann. Die ihm helfen kann. Aber dazu soll es noch kommen, denn auf einmal presst er seine Lippen auf meine und entfacht in meinem Bauch so ein Feuerwerk, dass es fast schon weh tut. Mein Blut zirkuliert schneller in meinen Adern, ich spüre, wie mein Herz in meiner Brust schlägt, und wie auf einmal alle Hemmungen von mir fallen.Mir entflieht ein leichtes Seufzen, dass meine Überraschung und mein Verlangen zum Ausdruck bringt und bewirkt, dass er seine Hand gegen meinen Hinterkopf presst und mich noch fester an sich zieht wie möglich. Seine freie Hand fährt meinen Rücken auf und ab, und irgendwann bewegt er sie vorsichtig unter mein Oberteil. Seine Berührung hinterlässt auf meiner Haut ein kleines Feuer, wie eine Stichflamme, die mich verbrennen lässt. Aber dieses Risiko gehe ich ein.
Irgendwann liegt mein Oberteil in irgendeiner Ecke des Zimmers. Ich sehe Robins Blick an, dass er nicht wirklich weiß, wie er mit dieser Situation umgehen soll, zumindest schließe ich das aus seinem Blick; in seinen Augen lodert das Feuer auf, das ich in mir spüre.
In jeder anderen Situation würde ich mich genieren oder sogar schämen, aber ich spüre intuitiv, dass ich alles richtig mache. Ich lehne meine Stirn an seine und wir sehen uns wieder einfach nur an. Dann wandert meine Hand an den Saum seines Shirts und zieht es nach oben; er legt seine Hände auf meine und hilft mir.
Und irgendwann sitzt auch er oben ohne vor mir. Ich mache das nicht zum ersten Mal, und dennoch kommt es mir so neu vor, alles, die Atmosphäre, die Berührungen, so vorsichtig und doch verlangend.Er beginnt, leichte Küsse auf meinen Schlüsselbeinen und an meinem Hals zu verteilen, bis er die Stelle unter dem Ohr trifft und ich fast automatisch das Gefühl bekomme, in mich einzusacken. Wenn ich nicht auf dem Bettrand gesessen wäre, wäre ich auf alle Fälle eingeknickt. Stattdessen lasse ich mich rücklings auf das Laken fallen und versuche meinen Atemrhythmus wieder zu erlangen. Er stützt sich jeweils an einer Seite neben mir ab, fast so, als wolle er mich unter keinen Umständen verletzen, und küsst mich wieder, während ich seinen Hals umklammere und nur noch vage mitbekomme, wie er mir mit einer Hand die Taille entlangfährt.Der Moment fühlt sich fast zu perfekt an, mein Herz pocht, und ich spüre seines genauso pochen, genau an meiner Brust.
"Du weißt, dass ich dich niemals ausgenutzt habe. Und es auch nie tun werde. Ich liebe dich. So, so sehr." Jetzt weiß ich es. Und nicht nur das- ich spüre es.
Seine Hand fährt den Bund meiner Hose nach, direkt unter dem Bauchnabel und hinterlässt eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Ich umfasse sein Handgelenk mit beiden Händen, um seine Bewegungen zu steuern. Mein Herz pocht immer schneller und stärker in meiner Brust, während er den Bund nach unten zieht, und meine Aufregung steigt.
Aber irgendwann ist es einfach geschafft- und dann spüre ich tausend Feuerwerkskörper in meinem Bauch hochgehen.
Und das Feuerwerk hält die ganze Nacht an.
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Robin Brooks - CHANGES
Teen Fiction//!!Das ist der zweite Teil von 'Robin Brooks'. Um wirklich alle Inhalte zu verstehen, rate ich, den ersten Teil zuerst zu lesen.!!// Als Venice und Robin in Tadem, einer kleinen Stadt in Alaska, Zuflucht vor den Behörden finden, scheint endlich Ruh...