Dawn - Magisches Erwachen

Merkwürdige Andeutung

        »Du bist wirklich ein Engel! Danke Ry!«, meine beste Freundin Bianca strahlt Ryan, -meinen schnuckeligen achtzehnjährigen Bruder-, an wie ein Honigkuchenkuchenpferd. Er hat ihr und ihrem Bruder Tom mit seiner -leicht illegalen Tat- gerade aus der Patsche geholfen!

*

»Hat Dad dich schon wieder wegen deinen Eltern genervt?«, hatte Ry uns Augenrollend gefragt, kaum hatten wir seine Tür geöffnet. Wie kann er nur davon wissen, wo er noch nicht einmal dabei gewesen ist?

Meine Freundin und ich haben gleichzeitig genickt.

Eigentlich ist Dean, -der Mann-, den Mom geheiratet hat, als mein Zwilling Jake und ich gerade mal zwei gewesen sind soweit ganz okay! Das einzige Problem mit ihm besteht darin, dass er sich ständig für Alle und Alles Verantwortlich fühlt ... 

inklusive meiner besten Freundin Bianca und ihren Bruder Tom. Ihre Eltern sind nämlich beruflich viel unterwegs und lassen ihre Kinder häufig allein zurück. Das hat leider irgendwann einmal Dad's Aufmerksamkeit erregt. Wahrscheinlich wegen seinem Job, der mir genau aus diesem Grund manchmal echt unangenehm ist, so wie gerade eben! Meine Freundin hat unserem Vater diesmal eine haarsträubende Geschichte von einer verletzten Mutter aufgetischt und Ryan hat ihr zuliebe eine falsche Akte in irgendeinem europäischen Krankenhaus angelegt, nur für den Fall dass Dad auf blöde Gedanken kommen sollte ...  

*

Immer noch erstaunt darüber, dass Ry noch vor unserem Bericht über alles Bescheid gewusst zu haben scheint, bleibe ich wie versteinert am weißen, leicht abgenutzten Türrahmen kleben. Jake mein Zwilling, -mit der Olivefarbenen Haut, wild in allen Richtungen abstehenden schwarzen Haaren und seinem leicht pausbäckigen Gesicht-, schaut Ryan auf einmal irgendwie komisch an. Ihm ist es also auch aufgefallen!

Aus dunkelbraunen, fast schwarzen Augen sieht er mich aufmerksam an. Verlegen spiele ich mit einer dunkelbraunen Strähne meiner welligen Haare herum. Mit Blicken signalisiere ich ihm, dass ich mich über Ry's Aussage sehr wundere. Daraufhin wandert eine seiner Augenbrauen irgendwie vorwurfsvoll in die Höhe. Er verschränkt die Arme abwehrend vor der Brust, schnaubt empört klingend und sieht nach links aus dem Fenster.

*

»Nicht ganz ein Engel aber so ähnlich«, flüstert Ry. Er mustert uns, vor allem aber mich mit so einem intensiven Blick aus seinen dunkelbraunen Augen, dass mir ganz unwohl zumute wird. Unsicher, was ich davon halten soll, sehe ich meinen älteren Bruder Stirnrunzelnd an. Er hat sich lässig in seinen Stuhl zurückgelehnt und sieht mich irgendwie prüfend an, während seine Finger wie von selbst mit einem Kugelschreiber herumspielen. Warum hat er das gesagt? Was ist mit ihm?

In seinem hübschen, markanten Gesicht mit dem attraktiven Dreitagebart liegt neugierige bis ernsthafte Erwartung. Irgendwas ist da doch im Busch! Nur was könnte das sein?

Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Verlegen weiche ich seinem stechenden Blick aus. Gleichzeitig entgeht mir nicht, dass Jake Ry nach seiner Aussage leicht auf den Oberarm schlägt und ihn verschwörerisch anfunkelt. So, als hätte Ryan mir irgendwas verraten, was er nicht hätte sagen dürfen.

Nur, was könnte das wohl sein?

Und wieso darf er es mir nicht direkt sagen?

Was haben die beiden jetzt schon wieder für ein Geheimnis?

Bianca's verträumter Blick durch die Gegend macht mir klar, dass sie davon gar nichts mitbekommen hat! 

»Du schuldest mir was! Können wir jetzt endlich in Ruhe weiterspielen?«, löst Ryan mit einem Mal die merkwürdige Stimmung auf und greift nach seinem Controller. Jake tut es ihm seufzend nach. Ich nicke, immer noch verwirrt. 

»Ja, komm Bianca«, höre ich mich selbst sagen und ziehe sie aus dem Zimmer. Im Flur wundere ich mich immer noch über das komische Verhalten meiner Brüder.

Woher hat Ry nur Bescheid gewusst, warum Bianca und ich ihn aufgesucht haben? Warum hat er mich so komisch angesehen? Und was sollte die Aussage mit dem ... -nicht ganz ein Engel?-

Ich kann mir absolut keinen Reim darauf machen! Aber es geht mir nicht mehr aus dem Kopf.