Dawn - Magisches Erwachen

Die Rückkehr

Später, als wir zusammen um den großen Esstisch herum sitzen und essen, muss ich mich sehr zurückhalten, Jake und den anderen nicht all die Fragen zu stellen, die mir auf der Seele brennen. Aber Josh, Taylor und Bianca sind da und die dürfen von all dem ja nichts wissen. Bianca übernachtet heute, -ja!, das haben Mom und Dad erlaubt-, bei Tay und isst deshalb mit uns. Dad und sie verstehen sich inzwischen etwas besser und sie hat nicht mehr ganz so viel Angst vor ihm. Ob Taylor Dad wohl mit Schlägen gedroht hat, wenn der ihn blamieren sollte? Zuzutrauen wäre ihm das! Heimlich grinse ich in mich hinein. Überhaupt ... seit Eric's ... wie auch immer. Mom und Dad sind großzügiger geworden in letzter Zeit. Sie lassen uns allen irgendwie mehr Freiraum, als bisher. Aber warum haben sie mir nicht mehr von der -neuen Welt- und all den Problemen erzählt rätsele ich kauend. Und warum hat keiner an Eric's Geburtstag gedacht und irgendwas gemacht?

Mein Blick schweift hinüber zu Eric's leerem Stuhl. Dann, noch ehe der Schmerz darüber zu tief gehen könnte, schaue ich zu Bianca und Taylor hinüber. Wie haben ausgerechnet die beiden zueinander gefunden? Als ich sie aber heimlich beobachte, beginne ich zu verstehen, wie gut sie zusammen passen. Offensichtlich sind sie total verliebt!

-Jedem das seine-, sendet Jake mir gedanklich zu. Amüsiert lächele ich ihn an und beginne zu kichern. Jake lacht leise mit. Wissend.

»Was denn mit euch los?«, mischt Ryan sich ein, nachdem er uns schon eine Weile beobachtet hat. Doch wir antworten ihm nicht, was ihn leicht zu verärgern scheint. Auch die anderen sehen uns, vor allem mich komisch an. Es ist wohl doch schon sehr lange her, seit ich das letzte Mal gelacht habe.

Mom seufzt zufrieden. »Na ja, Hauptsache fröhlich!«, rätselnd mustert sie mein Gesicht. »Solange da keine Drogen im Spiel sind«, wirft sie hinterher. Jake und ich tauschen einen erneuten Blick und lachen laut los. Jake versichert Mom, dass da nichts derlei im Spiel ist, so dass sie entspannt lächelt.

Nach dem Essen und dem Training verkrieche ich mich in Eric's Zimmer, höre unsere Lieblingsmusik und übe verschiedene kleine Sprüche. So langsam muss ich mich wohl oder übel mal ins Zeug legen! Jake und die anderen brauchen mich! Außerdem haben Mom und Dad mich in der Zauberschule angemeldet und im Winter soll mein Unterricht dort beginnen. Ganz toll! Schule nach der Schule! Ich kann's kaum erwarten!

Ich lasse Eric's Bücher nahezu genial schweben. Sie kreisen in der Luft umeinander, wie Planeten und ich bestaune sie fasziniert, weil das alles noch so neu für mich ist. Plötzlich reißt jemand die Tür auf. Erschrocken verliere ich die Kontrolle. Die Bücher purzeln durch die Luft, so dass Chris regelrecht Prügel von den ganzen fallenden Wälzern bekommt.

»Au! Ah! Bist du bescheuert Dawny? Was soll das denn?« Ich kann nicht anders, als amüsiert zu lachen. »Entschuldige!«, noch immer kichernd zaubere ich sie mit einem Wink meines Zeigefingers ins Regal zurück. »Wow, nicht schlecht!«, staunt Chris, während er sich wieder aufrichtet und mich ansieht.

Dann breitet er seine Isomatte auf dem Boden aus und beginnt damit sein Nachtlager herzurichten. Gerade, als Chris seine Decke ausschüttelt, schwebt eine Kerze durch die offene Tür herein. Sie ist angezündet und funkelt hin und wieder rot auf! Wie schön! Es hat also doch noch jemand an Eric's Geburtstag gedacht! Mein Herz flattert freudig und ein breites Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Fasziniert und romantisch verklärt beobachte ich, wie sie dahin gleitet. Sie bewegt sich durch die Luft am Kleiderschrank, an mir und Chris vorbei und nimmt schließlich vor Eric's Bild auf der Kommode Platz. Ergriffen beobachte ich die Szene bis zum Schluss. Ich bin zu Tränen gerührt! Das ist ja so lieb von ihm!

Chris für seinen Teil ist auch ergriffen! Allerdings vor Wut. Entzürnt schleudert er seine Decke auf den Boden, »jetzt reicht's!«, schimpft er wütend. Er stürmt aus dem Zimmer in den Flur und hinüber zu Jake's Tür. Warum ist er so wütend? Jake hat mir doch eine große Freude gemacht! Was ist daran schon verkehrt?