Romanze im Krankenhaus

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Die folgenden zwei Wochen sind einfach nur furchtbar! Die ersten drei Tage der Sommerferien, -die so schön hätten werden sollen-, verbringe ich im Krankenhaus und es scheint so, als würden es noch mehr werden. Mein Zimmer muss ich mir der Kosten wegen ausgerechnet mit Eric teilen. Unsere Brüder kümmern sich zwar sehr um uns beide, aber trotzdem sind sie nicht in der Lage, mich aufzuheitern. Dennoch staune ich, mit welcher Ausdauer sie immer wieder herkommen. So lieb habe ich sie noch nie erlebt! So fürsorglich. So nett.

Auch Mom und Dad umsorgen mich und Eric mehr als liebevoll und opfern echt viel ihrer kostbaren Zeit für uns, aber auch das ist mir nur ein schwacher Trost. Es hilft einfach alles nichts! Ich muss ob ich will oder nicht immerzu nur an Blake denken!

Sobald mir jemand seine Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, muss ich weinen. Denn es erinnert mich immer daran, wie aufmerksam Blake mir gegenüber gewesen ist. Überhaupt weine ich sehr viel.

Ich liebe Blake so sehr! Noch immer will mein Geist nicht begreifen, dass er einfach so gegangen ist und nicht wiederkommt. Nie mehr! Wie kann er mir das nur antun? Vom Krankenbett aus habe ich an das FBI geschrieben, doch ihre Antwort war niederschmetternd.

Meine Umwelt nehme ich seit Blake's verschwinden kaum noch bewusst wahr. Alles erreicht mich nur noch spärlich. Als würde ich hinter einem dicken Schleier stehen. Es interessiert mich nichts mehr! Nicht, was um mich herum geschieht. Nicht, wie ich aussehe. Nicht wie es meinem Körper geht. Einfach gar nichts mehr! Ich will nur Blake zurück!

Eric, mit dem ich mich immer soviel gestritten habe kümmert sich manchmal um mich. Jedenfalls kommt es mir so vor. Denn ich habe den Eindruck, als würde ich sein Gesicht häufiger sehen, als das der anderen. In meiner Erinnerung und in meinen Träumen taucht wiederholt sein liebes Gesicht vor mir auf. Ich erlebe in meinem Unterbewusstsein immer wieder, wie er stundenlang an meiner Bettkante sitzt und mir etwas erzählt oder sich mit mir unterhält, falls ich mal antworte. Jedoch schleicht sich auch in seinen Augen nach und nach die Mattigkeit der Resignation ein. Es scheint, als gäbe er mit jedem verstreichenden Tag immer mehr die Hoffnung auf, aus mir nochmal einen normalen Menschen zu machen. Und obwohl es mir unendlich Leid tut, wie ich mit ihnen allen umspringe, so hilflos bin ich auch. Ich kann nichts daran ändern! Nichts kann mir den Schmerz nehmen!

Als Blake gegangen ist, hat er etwas von mir mitgenommen. Etwas, das ich wohl auch nicht so einfach wieder zurückbekommen würde. Es sei denn, er selbst kehrt endlich zurück. Aber er kommt nicht! Ich fühle mich so allein und verlassen, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt.

Zwischendurch muss ich noch ein paar Mal operiert werden und jedes Mal hält dann irgendjemand meine Hand, streicht mir einzelne Strähnen aus dem Gesicht und streichelt meine Stirn. Ziemlich oft höre ich dabei Eric's Stimme: »Espero que te sientas mejor pronto mi ángel«, -ich hoffe du fühlst dich bald besser mein Engel-, an meinem Ohr flüstern. Das ist dann einer der seltenen Momente, in denen ich lächeln muss, weil seine Stimme bei mir so wohlige Vibrationen auslöst. Ich nehme an, dass ist auch der Grund, warum ich es so oft höre.

*

Während Eric packt, -er darf gehen-, beobachtete ich ihn aufmerksam. Ob er es wohl war, der vor der Narkose immer bei mir gewesen ist? Sollte ich mich vielleicht bei ihm bedanken? Hm?

Besser nicht!

Was wenn er es doch gar nicht war?

Erst, als ich darüber nachdenke, wird mir bewusst, wie sehr ich mir doch wünsche, er wäre es gewesen. Aber sicher kann ich das nicht sagen. Mir fällt auf, dass mein Herz schneller schlägt und meine Hände anfangen zu zittern, während ich ihn beobachte. Noch nie zuvor ist mir bewusst gewesen, wie geschmeidig seine Bewegungen sind. Fast schon tänzerisch und anmutig, trotz seiner kräftigen Statur. Dann schäme ich mich meiner Gedanken wegen und beginne mich unwohl zu fühlen. Mein Herz pocht inzwischen so laut, das ich es im Hals spüren kann. Warum mein Körper derart auf ihn reagiert, will ich aber in meinem Schmerz nicht wahrhaben! Ich will das nicht fühlen! Nie wieder!

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt