Mit Blake am Strand

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Im Auto will ich Jake nach dem Bikini fragen, aber er unterbindet ein Gespräch, indem er mich mit Blicken ermahnt zu Schweigen. Ich seufze, schweige und zwirbele solange nachdenklich an meinen Haaren herum, bis Jake irgendwann genervt meine Hand ergreift und sie von den Haaren löst. Sein Blick dabei spricht Bände.

Erst als wir beim Coronado Beach angekommen sind und vom Parkplatz zum Strand laufen, bietet sich mir ein kurzer Moment allein mit Jake.

»Jake?« Mein Bruder bleibt wie ich stehen und dreht sich mit bekannt genervter Miene zu mir herum. Er sieht mir ins Gesicht und fängt aus irgendeinem Grund an zu Grinsen. »Wie?«, mehr frage nicht. Sein Blick sagt mir, dass er genau verstanden hat, dass ich wissen will, wie er die Sache mit dem Bikini hinbekommen hat. Er weicht mir aus, indem er seine mandelförmigen braunen Augen über das türkis schimmernde Wasser gleiten lässt. Ich zwinge ihn mich wieder anzusehen. Jake stöhnt Schicksalsergeben, während er mir ins Gesicht sieht. Er schweigt. Kurz presst er die Lippen aufeinander und sieht zu Boden. Seine verlegene Miene wie ich weiß.

»Ich kann ...«

»... darfst mir nichts sagen?«, beende ich seinen angefangenen Satz. Jake's Grinsen lebt wieder auf. Er nickt zustimmend. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ist mehr als mysteriös. »Okay!«, ich hebe abwehrend die Hände und grinse gequält. Wieso redet der nicht mit mir?

Mein Bruder wirkt irgendwie erleichtert. Jedenfalls solange, bis er aus den Augenwinkeln heraus registriert, das Ry, der noch in einiger Entfernung bei seinem Pick Up steht uns misstrauisch beobachtet. Auf einmal straffen sich seine Schultern. Mein Blick huscht kurz zu Ry hinüber, um dann festzustellen, das Jake eindeutig unentspannt wirkt. Verunsichert schaue ich deswegen nochmal zwischen meinen Brüdern hin und her, ehe ich mich wieder voll und ganz auf Jake konzentriere. Er fängt meinen Blick ein und sieht mich rätselhaft an.

»Er ... er wird sich aber doch nicht nach einer gewissen Zeit auflösen wie bei Aschenputtel oder?« Meiner Frage wegen fängt mein Bruder an herzhaft zu lachen. Ich schicke einen bösen Blick in seine Richtung. Dann aber steckt mich sein Lachen an und ich falle ein. »Nein! Auf keinen Fall! Keine Sorge!«, versichert er mir leise. Noch immer entweichen ihm fröhliche Gluckser der Freude. Ich nicke ihm erleichtert zu und wir lachen zusammen. Ein erneuter Blick auf Ry lässt Jake und mich allerdings sofort verstummen. In Ry's Miene liegt eiserne Entschlossenheit, während er durch den Sand wütend auf uns zustapft.

Oh, oh! Das sieht nicht gut aus! Ryan hat irgendwas von einem zornigen Nashorn. Und das -Nashorn- kommt direkt auf uns zu. Ich sehe an Jake hoch und mir fällt auf, dass er blass geworden ist. Also meint Ry nur ihn? Warum?

Dass es genauso ist wie ich denke, erkenne ich genau während Ry näher kommt. Sein Gang zeugt von soviel pulsierender Energie, dass seine blondbraunen Locken mit jedem Schritt auf seinem Kopf hin und her wippen. An mir schaut er förmlich vorbei! Aber Jake ... Den hat er wohl ins Auge gefasst. Jake's Blick fliegt zwischen mir und Ry hin und her. Er wirkt ängstlich. »Bitte! Sag ihm nichts davon!«, fleht er mich an. Ich habe zwar keine Ahnung, warum ihm ein einfacher Bikini wichtig ist, aber ich gebe ihm sofort mein Versprechen.

»Jake!«, Ry klingt echt angefressen! Jake scheint unter dem Ausruf seines Namens regelrecht zusammen zu zucken. Ry kommt immer näher. »Jake! Du völlig verblödeter Trottel! Was hast du jetzt schon wieder angestellt? Wenn ich das Chris erzähle ...«, zischt Ry. Nicht mehr lange und er hätte uns erreicht. Jake tut mir jetzt schon leid!

Entschuldigend sieht er mich an, während er die Schlaufe seines Rücksacks der über seiner Schulter hängt fester umfasst. »Bis später!«, flüstert er fast lautlos. Dann prescht er davon. Ryan folgt ihm zeternd und schimpfend, ist aber nicht in der Lage ihn einzuholen und gibt es bald auf. Er bleibt heftig atmend stehen und sieht mich aus der Ferne komisch an. Eine Brise vom Meer weht uns beiden die Haare ins Gesicht. Mit der nahezu gleichen Geste streichen wir sie nach hinten. Was hat er jetzt schon wieder? Erst diese komische Andeutung mit dem -nicht ganz ein Engel, aber so ähnlich. Dann sein geheimes Gespräch mit Jake in der Schule -von wegen Gedächtnis löschen-, und jetzt dieser Blick! Mir wird unwohl zumute, so das ich schnell seinem durchdringenden Blick ausweiche und mit den Augen den Strand nach Bianca und unseren Freunden absuche.

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt