Verwundet in Mexiko

10 1 0
                                    

Ich spüre ganz genau, wie die Kugel meinen Körper trifft. Es fühlt sich an, als würde jemand mit einem Baseballschläger auf mich eingeprügeln. Das Projektil bohrt sich innerhalb von Sekunden in mich hinein und hinterlässt eine feurige Spur brennenden Schmerzes. Meine rechte Schulter wird durch die Wucht des Aufpralls nach vorne geschleudert und mein restlicher Körper folgt dieser Richtung. Ich falle nach vorne auf Blake zu. Der sieht mich äußerst schockiert und blass geworden an, während er mich mit seiner freien Hand auffängt. Vor Schreck und Schmerz schreie ich entsetzt auf. Eine nie gekannte Übelkeit übermannt mich. Ich zittere vor Schmerz und Angst am ganzen Körper.

Aber dann sehe ich zu Blake auf und es ist mir, als erhasche ich einen Blick in den Himmel. In seinen Augen spiegelt sich die tiefe Liebe wieder, die er für mich empfindet. Mir wird rundherum angenehm warm. Während ich ihn anschaue, legt sich mit einer mir unbekannten Faszination, ein endgültiger Friede heimelig über mein Herz. Wie ein silberner Faden kristallklarer Energie durchdringt dieses Gefühl jede Faser meines Körpers und stellt mich ruhig. Der Schmerz und die Angst verschwinden im Nichts, um endloser, tiefster Liebe Platz zu machen. Blake ist da! Hier bei mir! Alles wird wieder gut! Zu sterben, damit er leben kann, wäre bei weitem nicht so schlimm, wie mein Leben sinnlos zu vergeuden oder ihn zu verlieren! Davon bin ich felsenfest überzeugt. Er muss einfach überleben! Das wird mein letztes Geschenk an ihn sein!

Mir wird ganz komisch zumute. Ich kann mich beim Besten Willen nicht daran erinnern etwas so Wertvolles schon mal so gerne gegeben zu haben! Meine Gefühle wirbeln in einem rasanten Strom durcheinander. An meinem Kopf, den ich an Blake's Brust gelehnt habe, spüre ich seinen schnellen Herzschlag unter der Kleidung. Der Nebel um mich herum verdichtet sich zunehmend.

»Bleib bei mir Liebes! Nicht einschlafen! Nicht aufgeben!«, flüstert Blake mit Tränen in den Augen, während er mich noch immer fest umschlungen hält. Er küsst mich zärtlich auf die Stirn. Dabei lässt er Emilio und seine Freunde nicht aus den Augen, die auf einmal wie eingefroren herumstehen. Ich bin trotz seiner innigen Bitte nicht in der Lage etwas dagegen zu unternehmen, dass ich immer tiefer und tiefer im Nebel versinke. Ich wehre mich zwar mit aller Macht dagegen, aber es hilft nichts! Langsam und unnachgiebig werde ich immer mehr hineingezogen. Mit ängstlichem Entsetzen nehme ich wahr, wie mir zunehmend die Sinne schwinden. Sterbe ich jetzt? Fühlt es sich so an? Verdammt! Ich bin immer noch Jungfrau! Das geht doch nicht! Nicht jetzt! Das wollte ich doch unbedingt noch erleben! Wenigstens dafür hätte mir das Schicksal doch noch Zeit lassen können!

Auf einmal erregt etwas meine noch restlich vorhandene Aufmerksamkeit. Ich wende meinen Blick von Blake ab und sehe durch die ruinierte Haustür nach draußen. Ein merkwürdiges, blaugelbes Licht flimmert dort auf. Doch noch ehe ich darüber nachdenken kann, was das zu bedeuten hat, wird mir endgültig schwarz vor Augen.

*

Als ich wieder aufwache, -yeah! Ich bin nicht gestorben-, liege ich auf der Couch in der Ferienwohnung von Blake's Freund und ... blute das edle weiße Leder voll.

Blake und Chris, -was macht der denn hier?-, sehen von oben besorgt auf mich herab. Das erste was ich danach wahrnehme, sind die unerträglichen Schmerzen in meiner Schulter. Ich schlucke hart an einem Kloß in meinem Hals. Blake kniet neben der Couch und befolgt Chris' Anweisungen, die Schusswunde abzudrücken. Seine Stirn liegt in riesigen Sorgenfalten, während er tut was mein Bruder ihm befiehlt. Mit seiner freien Hand streicht er mir immer wieder übers Gesicht und flüstert mir beruhigende Worte ins Ohr. Seine Anwesenheit schenkt mir ein klein wenig Seelenruhe. Ebenso wie die Tatsache, dass ihm nichts geschehen ist. Ich versuche ihn anzulächeln und nach seiner Hand zu greifen, doch Blake drückt so fest auf meine Schulter, dass ich stattdessen vor Schmerz laut aufschreie und mich gegen seinen Griff aufbäume. Chris, der sich schon abgewandt hat, kommt eilig zurück, als er mich schreien hört.

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt