Zunehmendes Erwachen

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In der Nacht stehe ich plötzlich wieder in Tel-el-Armana.

»Hallo. Wieder zu Besuch?«, grüßt Lambro mich durch die Gitterstäbe des Tores. Ich nicke, unsicher was ich hier soll, aber voller Vorfreude. Ganz bestimmt sehe ich Eric gleich wieder!

Ich habe ein reines Herz, denke ich angestrengt bei mir und die Tore öffnen sich wie von Zauberhand. Als ich eintrete empfängt Lambro mich freundschaftlich und legt einen Arm väterlich um meine Schulter. Eine Geste, die mir inzwischen vertraut vorkommt und die ich begrüße.

Lambro neigt seinen Kopf zu mir, »ihr macht einen ganz schönen Wirbel!«, flüstert er mir leise zu. Häh? Was meint er denn damit? Ihr? Verwirrt schaue ich ihn an. Er lächelt und wieder einmal gibt es keinen anderen Ausdruck für sein Lächeln als gütig!

»Du und Eric!«, stellt er langsam und bedächtig fest, als hätte er wieder einmal meine Gedanken gelesen. Mit warmem Ausdruck in seinen unergründlichen Augen sieht er mich sanft an. »Hm!«, ich seufze sehnsüchtig in Gedanken an Eric. »Eure Liebe scheint sehr stark zu sein!« Lambro wirkt plötzlich nachdenklich. Zusammen erreichen wir die Nähe des Brunnens. Dort steht wie immer Eric. Mein Herz kracht aufgeregt gegen meine Rippen. Der kleine glimmende Funke in meinem Bauch wird zu einer Flamme und erhitzt mich von innen heraus.

»Das ist sie!«, antwortet er fest für mich. Er dreht sich zu mir und Lambro herum und sieht mich tiefgründig an. »Das ist sie wirklich! Oh Dawny, mi carino«, er seufzt tief und wirkt dabei unendlich erleichtert.

Eric kann mich sehen? Warum jetzt auf einmal und vorher nicht?

Meine matschigen Beine eilen ihm wie von selbst entgegen, bis ich direkt vor ihm stehe. »Das ist sie wirklich!«, stimme ich völlig außer Atem freudig zu. Tränen der Erleichterung sammeln sich in meinen Augen. Ich versinke in dem warmen Braunton der seinen.

»Nun. Dann soll es so sein!«, sagt Lambro fröhlich. Eric zieht mich mit einer schnellen Bewegung an seine Brust und hält mich ganz fest an sich gedrückt. Er strahlt über das ganze Gesicht. »Du hast mir so, so, so sehr gefehlt, mi corazón«, flüstert er in mein Ohr. Ich bin so glücklich, dass ich gar nichts erwidern kann. Nur weinen, dass kriege ich hin. Mein Herz pocht wie verrückt. An meiner Wange, die ich an seine Brust geschmiegt habe, vernehme ich den bekannten Rhythmus seines aufgeregten Herzschlags und seine einzigartige Wärme. Ich spüre ihn! So richtig! Nicht nur seinen Geist oder so. Ich kann ihn anfassen und ihn sehen und mit ihm reden und er mit mir. Ist das irre!

Ich klammere mich wie eine Ertrinkende an ihn und flüstere immer wieder seinen Namen. »Eric! Eric! Eric!« Die Tränen laufen in strömen. Ich zittere vor Aufregung am ganzen Körper. Eine warme, beruhigende Hand streicht mir immer wieder sanft über den Rücken. Seine Hand! »Ich vermisse dich so sehr!«

»Ich dich auch! Ich dich doch auch mi amor!« Er hört nicht auf mir über den Rücken zu streichen. Plötzlich zuckt sein Körper und er weint ebenso wie ich mit seinem Gesicht tief in meiner Halsbeuge vergraben. Ich kraule immer wieder seinen Nacken und streiche ihm ebenso wie er mir über den Rücken. Ist er etwa muskulöser geworden?, wundere ich mich. Sofort verwerfe ich den Gedanken wieder. Ist doch egal! Er ist hier in meinen Armen! Es gibt nichts Wundervolleres! Als er sich wieder ein wenig beruhigt hat, legt er seinen Kopf auf meinem ab. Er hat aufgehört zu weinen. Eine Sache, die mir einfach nicht gelingen will. Noch immer strömen Tränen des Glücks aus mir heraus. Eric lehnt sich in unserer Umarmung leicht zurück und legt seine warmen weichen Hände in bekannter Weise auf meine Wangen. Mit sanftem Blick hebt er meinen Kopf, so dass ich ihn anschauen muss. »Nicht weinen mi amor! Nicht! Ich bin ja bald wieder bei dir!«, verspricht er sanft. Ich gebe mir Mühe ihm zu Glauben und nicke. Aber mit seinen Versprechungen ist das ja so eine Sache!

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt