Träumereien

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Im Flur hören wir Taylor nach mir rufen. Völlig ohne Begeisterung überquere ich mit Bianca im Schlepptau den Flur und stoße vorsichtig seine Tür direkt gegenüber von Ry's Zimmer auf. Bei Taylor weiß man nie!

Der eklige Gestank von viel zuviel Cool Water von Davidoff vermischt mit dem Geruch nach stinkenden Jungssocken steigt mir sofort unangenehm in die Nase. Ganz anders, als in Ry's Zimmer, wo es angenehm und sauber nach Rasierschaum, After Shave und Frischluft gerochen hat.

»Was gibt's?«, mit einem Blick erkenne ich, dass es auch heute nur eine Bezeichnung für sein Reich gibt. Chaos! Chaos pur!

Klamotten, Dvd's, Sportsachen, Hefte und andere Schulsachen sind wild auf dem Boden seines Zimmers verstreut. Wozu hat der überhaupt Möbel? Ich bleibe lieber im Türrahmen stehen, wie eben auch schon, wobei ich Bianca signalisiere besser das Gleiche zu tun. Mit Taylor verbindet mich sowieso nicht die herzlichste Geschwisterschaft! Er ärgert mich gerne und zieht mich häufig auf. Auch jetzt scheint er nichts Gutes im Schilde zu führen, als er mich mit tiefblauen Augen belustigt anfunkelt.

Mit leichtem Amüsement auf dem Gesicht, fragt er mich nach meinem Alter. Mein Blick in seine Richtung trieft nur so vor Misstrauen, als ich antworte, während ich vergeblich versuche mein schneller schlagendes Herz zu beruhigen. In Taylor's Kursen gibt es nämlich nur einen Typen, auf den ich stehe, wie nahezu alle Mädchen an unserer Schule. Es wäre ja so toll, wenn ausgerechnet er nach mir gefragt hätte!

Taylor grinst wissend und macht sich wie immer einen Spaß daraus, mich noch etwas zappeln zu lassen. Er sieht irgendwie merkwürdig an mir vorbei zu meiner Freundin hin. Die begafft mit großen, runden Augen meinen Bruder, scheint von dem Gestank nichts mitzubekommen und kassiert für ihr Verhalten von mir einen entsetzten Puffer in die Rippen. Sie kichert verstohlen und pustet sich eine Strähne ihrer beneidenswert glatten, braunen Haare aus den Augen.

»Es war Blake«, seufzt Taylor schließlich mit gespieltem Desinteresse. Er räkelt sich in seinem zerwühlten Bett, so dass seine Armmuskeln sich angeberisch wölben, dabei sieht er Bianca wieder so merkwürdig an. Ihr fallen fast die Augen aus dem Kopf. Mein Bruder grinst zufrieden. Ich verdrehe die Augen und verkneife mir Taylor's Antwort wegen begeisterte Luftsprünge zu vollführen. Das muss er nicht mitbekommen!

Mit unter hoher Sicherheit rot glühenden Wangen, drehe ich mich zu Bianca herum. Sie hebt beeindruckt eine Augenbraue.

»Raus!«, fordert Taylor herzlos, während ich bereits schon wieder dabei bin die Tür hinter mir zuzuziehen. Mein Herz flattert heftig.

Bin ich etwa am Träumen? Werde ich gleich aufwachen und merken, dass das alles nicht echt ist? Hat Taylor sich vielleicht wieder nur mal was ausgedacht, um mich zu ärgern? Unwahrscheinlich ist das nicht gerade!

Die Erwähnung von Blake's Namen lässt mein Herz auf angenehme Weise höher schlagen. Irgendwas in mir zittert aufgeregt. Bianca gibt sich erstaunt.

Immer noch total von der Rolle mache ich den ersten Schritt in mein Zimmer hinein und ... trete auf ... irgendwas. Mit einem Mal träume ich gar nicht mehr von Blake! Mein Blick gleitet mit zunehmendem Entsetzen durch mein Zimmer. Hier herrscht absolutes Chaos! Wahrscheinlich haben meine Brüder den Auftrag gehabt das Haus aufzuräumen und sie haben einfach alles in mein Zimmer geworfen, womit sie nichts mehr anfangen konnten. Das tun wir immer, wenn jemand beim Aufräumen fehlt.

Bianca, die sich wie schon so oft zuvor als wirklich gute Freundin beweist, hilft mir beim Aufräumen. Sie hebt ein Shirt vom Boden hoch, riecht kurz daran und reicht es dann an mich weiter. »Taylors!«, stellt sie mit verträumt glitzernden Augen fest. Ich verziehe angewidert das Gesicht und kichere. Sie tut es mir albern nach.

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt