Ehrlichkeit & der 1. Kuss

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Blake öffnet die Autotür für mich, dann geht er um den Wagen herum und nimmt neben mir Platz. Er fährt los, als wäre es die normalste Sache der Welt, dass ausgerechnet ich neben ihm in seinem silbergrauen Chevrolet Camaro sitze und von einem Ohr zum anderen grinse.

Wir fangen an uns zu unterhalten, wobei mein Blick immer wieder an seinen vollen Lippen hängen bleibt. An den Lippen, die mich etliche Male schon -fast- geküsst hätten ...

Fast!

Als er nach Marty fragt, sehe ich erstaunt zu ihm rüber. Dass ihm dieses kleine Detail, -das Fehlen einer für ihn eigentlich unwichtigen Person- aufgefallen ist, lässt tief Blicken. Über meine Verunsicherung deswegen grinst Blake geheimnisvoll. Dann plötzlich kichert er ungehalten los. Fragend sehe ich ihn an.

»Du ... du sprichst! So richtig. Ohne dass ich dir alles aus der Nase ziehen muss!«, stellt er fest, als wäre das geradezu ein Wunder. Meine Augen wandern belustigt von rechts nach links. Er hat Recht! Bei dem Gespräch in seinem Auto vor Mrs. Lawson's Unterricht hat er mir wirklich noch nahezu alles aus der Nase ziehen müssen. Ich weiß zwar selbst nicht, wie es dazu gekommen ist, aber irgendwie fühle ich mich in seiner Gegenwart gar nicht mehr so befangen, wie vor ein paar Stunden noch. Ein gutes Zeichen?

»Eh ... ja«, grinse ich, »ich kann sprechen! Mom sagt zwar immer, das ich spät damit angefangen habe aber ...« Als Blake anfängt zu lachen, verstumme ich. Seine Augen blitzen belustigt auf. »Da kann ich deiner Mom nur zustimmen«, lacht er lauter und ich falle belustigt ein. Ich finde es total schön, dass er mich zum Lachen bringt und hoffe, dass er das noch ganz oft tun wird. Schon lange habe ich nicht mehr soviel Spaß gehabt. Viel zu lange!

»Jetzt sind nur noch wir da«, stellt Blake plötzlich ungewohnt ernst fest. Das verschlägt mir augenblicklich wieder die Sprache! Das Blut rauscht in meinen Ohren wie ein in die Tiefe tosender Wasserfall. Außer meinem eigenen Herzschlag und den Reifen von Blake's Wagen auf dem Asphalt höre ich nichts mehr. Ein angenehmer Schwindel ergreift mich und zieht mich mit sich fort.

Wir? Oh Gott! Hat er wirklich gerade -wir- gesagt?

Blake biegt nach rechts auf die B-Street ab und gibt Gas. Für inner örtliche Verhältnisse fliegen wir förmlich über den heißen Asphalt. Während er über die Strasse jagt, hoffe ich dass wir nicht Colleen's Leiche im Kofferraum transportieren. Außer diesem Gedanken gefällt mir nämlich alles andere ziemlich gut!

Trotzdem lenkt Blake's Raserei meine Gedanken schnell zu Dad hin. Es dauert einen Moment, ehe ich den Mut aufbringe, ihm zu sagen was mir auf dem Herzen liegt, aber Blake hilft mir indem er es mir leicht macht mit der Sprache herauszurücken. Nach meiner vorsichtigen Einleitung wage ich daran zu glauben, dass Blake jetzt bereit ist, auch noch den Rest meiner Erzählungen zu verkraften. Ganz schnell gestehe ich ihm, dass Dad und Eric Polizisten sind und schließe gleich danach die Augen. Bitte lass ihn jetzt nicht scharf abbremsen und mich aus dem Wagen werfen.

»Okay!«, erwidert Blake stattdessen gedehnt und kichert vergnügt. Er fährt weiter. »Was?«, frage ich unsicher in seine Richtung. Blake lacht auf. Warm und weich und dann sieht er mich an. Auch warm und weich und ruhig. Hoffnung keimt in mir auf. Immerhin hat er mich noch nicht rausgeworfen.

»Ich weiß!«, sagt er dann mit tiefgehendem Blick in meine Augen. Seine Geste ist nicht nur beruhigend, sie sagt mir auch gleichzeitig, dass er sich davon nicht im Mindesten eingeschüchtert fühlt. Endlich verlässt alle Luft meine Lungen und ich kann wieder vollständig aufatmen.

»Woher ...?« Blake's verschmitztes Grinsen lässt meine Stimme ersterben. Wieder dieser tiefe Blick in meine Augen, dann zur Strasse hin. Er seufzt. »Versprichst du mir nicht sauer zu werden?«

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt