Jake's Geheimnis

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Im restlichen Haus ist es still. Verdächtig still! Langsam stehe ich auf und strecke mich, dabei schaue ich wie jeden Morgen auf meine Armbanduhr, -ein Geschenk von Mom und Dad zu meinem fünfzehnten Geburtstag.

»Halb neun?«, frage ich mich leise und ungläubig zugleich. Auf einmal bin ich hellwach und gar nicht mehr müde. Völlig überhastet eile ich zur Wohnzimmertür. Als ich durch die zur Terrassentür hereinfallenden Sonnenstrahlen nochmal zurückblicke, zieht mich irgendwas wie von Zauberhand zu Mom's Katzensammlung in der Ecke hin. Meine Neugierde siegt über die Zeitnot und ich lasse mich leiten. Dann, als ich vor dem antiken, dunklen Schrank stehe, stutze ich. Irgendwas ist hier komisch! Trotz der Tatsache, dass ich eigentlich gar keine Zeit dafür habe, bleibe ich stehen und schaue mir alles genau an.

Dann bin ich verwirrt!

Es ist doch definitiv die Graue Katze gewesen, der gestern der Kopf abgebrochen ist und den wir wieder angeklebt haben? Oder etwa nicht?

Schnell huscht mein Blick auf der Suche hin und her. Keiner einzigen Figur ist mehr anzusehen, dass ihr Kopf abgebrochen war. Auch nicht der Grauen! Mit zitternden Fingern drehe ich sie hin und her. Versuche die verräterischen Riffen oder die Klebestelle zu finden, kann aber nichts entdecken. Gar nichts!

Wow! Wie ist das denn passiert? Das ist ja so, als ob das Ganze nie stattgefunden hätte. Meine Hände zittern angesichts dieser Erkenntnis heftig und ich bekomme es mit der Angst zu tun. Ehe mir das Vieh nochmal herunterfallen und kaputtgehen könnte, stelle ich es vorsichtig zurück. Mit einem zweiten Blick auf die Uhr löse ich mich von dem Wunder und eile die Treppen hinauf.

Verärgert blicke ich in Ryans -gut duftendes- verwaistes Zimmer. Bei Taylors, -es stinkt immer noch nach Davidoff und Schweißsocken- genau das Gleiche! Leer. Die haben uns einfach verschlafen lassen! Wie gemein können Brüder eigentlich sein? Und das ausgerechnet am ersten Tag nach den Frühlingsferien.

Mit lautem Rufen wecke ich die anderen.

*

Als ich meine leichte Sommerjacke überziehe verteile ich gleichzeitig die Brote, welche ich noch hastig für jeden von uns geschmiert habe.

An Joshs Auto angelangt, -in meinen Augen ist es nur eine Schrottmühle auf vier Rädern-, kramt er hektisch in seinen Taschen herum und sucht nach den Schlüsseln. Er kann sie aber trotz intensiver Suche nirgends finden.

»Ops! Liegen wohl noch in der Küche«, stellt er mit matt gewordenen grünbraunen Augen schließlich schuldbewusst fest. »Na Klasse! Echt super Josh!«, Jake ist eindeutig angefressen! Seine dunkelbraunen Augen blitzen gefährlich auf. Wir anderen müssen ebenfalls geknickt feststellen, dass wir im Eifer des Gefechts an unsere Schlüssel gar nicht mehr gedacht haben.

»Ich kümmere mich darum! Bin gleich wieder zurück«, verspricht Jake. Ein komischer Blick seinerseits noch in die Runde, dann verschwindet er im Garten. Was hat er nun schon wieder? Immer diese Blicke. Was hat das jetzt zu bedeuten?

Jake's zerzauste Frisur mit den dichten schwarzen Haaren verschwindet als letztes zwischen den kargen Büschen und Bäumen, die unseren Garten vom Nachbargrundstück abgrenzen. Während des Wartens stelle ich mir Jake's Weg vor. Wie er die Schlüssel für die Terrassentür aus unserem Versteck holen würde, wie er aufschließt und über die Terrasse das Haus betritt. Wie er hinter sich die Tür wieder schließt, unsere Schlüssel holt und ungefähr jetzt ...

mit unseren Schlüsseln zur Haustür herauskommen würde ...

Doch es geschieht nichts.

Gar nichts!

»Das dauert aber!«, stöhnt Tom. Ich verdrehe zustimmend die Augen. »Ich schau mal nach! Bin gleich wieder da«, versichere ich und eile durch die kümmerliche Bepflanzung, um meinen Bruder zurückzuholen.

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt