Eric und ein Traumstrand

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Als wir aus dem Haus sind, lachen wir vergnügt und scherzen über die lustigen Kommentare unserer Eltern, als wir uns verabschiedet haben.

»Ihr unternehmt was? Zusammen?«, äfft Eric Mom nach. »Und ja nicht auf den Schießstand!«, kichere ich Dad imitierend. Auf dem Weg zu seinem Auto spüre ich, dass Eric am liebsten nach meiner Hand gegriffen und sie festgehalten hätte. Aber aufgrund der Tatsache, dass uns jemand beobachten könnte lässt er es bleiben. Er grinst mir vergnügt zu, während wir nebeneinanderher zu seinem weißen BMW 325i laufen. Ich bin mehr als verdattert, als Eric mir die Schlüssel zuwirft und mir erlaubt sein Goldstück zu fahren. Bei dem Anblick des Wagens muss ich an seine Vergangenheit denken. Nach dem schrecklichen Autounfall vor acht Jahren, bei dem seine Mutter gestorben ist und ihm fast dasselbe geschehen wäre, hat er Geld aus ihrer Lebensversicherung erhalten. Meine Eltern haben es bis zu seiner Volljährigkeit verwaltet. Als er dann den Führerschein hatte, hat er sich gleich dieses sündhaft teure und meiner Meinung nach wunderschöne Auto gekauft. Dabei hat er vor allem Wert auf die Sicherheitstechnik gelegt. Das Auto hegt und pflegt er liebevoll. Er sieht es als Erbstück seiner Mutter an, da sie ihm nach dem Aufenthalt in Mexico aufgrund des geplanten Umzuges kaum etwas anderes hinterlassen hat.

Mit Blicken bedanke ich mich bei ihm und wir steigen ein. Wie ich das Knarren der Ledersitze doch liebe!, denke ich verträumt bei mir, als ich mich in den Sitz gleiten lasse. Im Auto riecht alles angenehm nach Eric. Auch das liebe ich!

Der Wagen gleitet so sicher wie auf Schienen über die Strasse und ich habe das Gefühl, mich noch niemals zuvor so wohl in einem Auto gefühlt zu haben. Doch ich weiß genau, dass es nicht nur am Auto allein liegt, sondern auch an der Tatsache, dass Eric direkt neben mir sitzt und seine Hand auf meinem Oberschenkel abgelegt hat.

Am Rand einer Steilküste, die ich gar nicht kenne, bittet Eric mich zu parken. Die hübsche Stelle scheint nicht weit entfernt von Zuhause zu liegen und trotzdem ist sie mir noch nie aufgefallen. Unter uns erstreckt sich eine romantische, kleine Bucht. Kein Mensch weit und breit. Im gleißenden Sonnenlicht schimmert das Türkis-Olivfarbene Wasser einladend. Das kommt dem Traum vom Paradies ziemlich nah!

Händchenhaltend steigen wir die abenteuerlich anmutenden Treppenstufen hinunter. Sie sind ziemlich schmal und steil. Nur kurze Zeit später stehen wir an einem weißen, feinensandigen Strand. Einem wunderschönen Ort!

Als ich Eric ansehe, lächelt er schüchtern. Mein Herz macht kleine, fröhliche Hüpfer, als er wie schon einmal fragt: »Te gusta estar aqui?« Er tritt neben mich und schaut wie ich aufs Meer hinaus. Seine Hand schlüpft wie selbstverständlich in meine und ich halte sie fest, als wäre es die normalste Sache der Welt, dass ich mit meinem Stiefbruder Händchen halte. Es fühlt sich gut an! Verdammt gut sogar!

Ich bin sehr gerührt von der wilden Schönheit der einsamen Bucht. Nach einer Weile, in der ich mich einfach nur staunend umgesehen habe, schaue ich ihm ins Gesicht. Er wendet seinen Blick vom Meer ab, um es mir nachzutun. Ich lächle ihm entspannt zu. Wie kann er nur denken, dass es mir hier nicht gefallen würde? Wie liebenswert von ihm, sich Gedanken darum zu machen! Mit allem, was er sagt oder tut, liebe ich ihn immer mehr!

»Me encanta!«, flüstere ich leise und sehe verliebt zu ihm hinüber. Es ist definitiv der Schönste Ort auf der Welt! Noch niemals zuvor habe ich so was Hübsches gesehen! Außer ihm natürlich! Wie hat er diese Bucht nur entdeckt?

Nach meinem gehauchten, -es gefällt mir sehr-, fängt Eric an zu Strahlen. Er ist glücklich! Glücklich, wegen mir! Mein Herz hüpft immer fröhlicher auf und ab. Schwindelig wird mir auch! Aber auf angenehme Weise!

Hand in Hand schlendern wir in stillem Einvernehmen ein Stück auf das Wasser zu, breiten unsere Handtücher aus und richten uns ein. Nur kurz darauf bin ich damit beschäftigt, mich aus meinen Klamotten zu pellen. Eric tut dasselbe. Natürlich ist er viel schneller damit fertig, als ich. Nicht ohne Spott beobachtet er mich bei meinem Bemühen mein Shirt auszuziehen ohne dass mir das Bikini Top verrutscht. Aber auf einmal ändert sich der Ausdruck auf seinem Gesicht. Er wirkt ernster. Von der Seite her mustert er mich befremdlich. Ich muss Anbetrachts der Dinge, die ihm wohl gerade durch den Kopf gehen grinsen. »Was?«, frage ich lachend, »du hast mich doch schon Tausend Mal so gesehen! Das letzte Mal erst gestern Abend«, scherze ich dann verlegen herum. Er lächelt mich schief an und schweigt. Dann schaut er in die Ferne. Dabei scheint er angestrengt zu überlegen, denn seine Stirn liegt plötzlich in nachdenklichen Falten. Als er sich wieder mir zuwendet und seine Stimme erhebt, klingt sie samtig weich. »Hm, hm. So ...«, er nickt mit feurigen Augen in meine Richtung, »noch nie!«, beantwortet er meine Aussage leise. Ich versinke in ihm. Zu einer sinnvollen Antwort bin ich nicht mehr fähig. Irgendwie schafft Eric es immer wieder auf ein Neues, mich zu verzaubern. Schweigend blicken wir uns an. Es herrscht ein Moment der absoluten Ruhe. Ein Moment des vollkommenen Einklangs. Wir sind eins!

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt