Bruderstreit & Eric

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Erst, als Blake verschwunden ist, kommt auch Jake angerannt und drängt sich in den Wagen.

»Wir ... «, Ry zeigt mit dem Zeigefinger zwischen sich und Jake hin und her, »müssen uns dringend unterhalten!« Seine Stimme ist ernst und unangenehm, seine dunkelbraunen Augen eisig. Obwohl ich meinem Zwilling am liebsten genau dasselbe sagen würde, habe ich Mitleid mit dem armen Jake, der regelrecht in seinem Sitz zusammensackt. Ryan's vielsagender Blick in seine Richtung steigert die Spannung zwischen den beiden. Jake beißt die Zähne zusammen und funkelt Ry böse an. Das kann er aber richtig gut! Er wirkt geradezu Furcht einflößend! Trotzdem gewinnt Ry das Duell der bösen Blicke, so dass Jake wütend schnaubt und dann mit starrem Blick aus dem Fenster schaut. Verlegen fährt er sich mit gespreizten Fingern durch seine schwarzen, struppigen Haare und stöhnt genervt. Ry sieht Jake vernichtend an, »ich hab Chris angerufen«, informiert er meinen Zwilling, und lässt den Motor an. Jake's Kopf wirbelt zu Ry herum. Hasserfüllt und ungläubig funkelt er ihn an. Dann schüttelt er mit fest zusammengepresstem Kiefer den Kopf.

Plötzlich schlägt er wütend auf das Armaturenbrett ein. Ich muss fast lachen. Geschieht Ry der darüber flucht wie ein Rohrspatz irgendwie ganz Recht, das sein Auto ramponiert wird.

»Mann! Kann ich auch einmal was alleine machen?«, brüllt Jake wütend. Bei unserer Familie? Hat er das jetzt ernst gemeint? Natürlich nicht! Nein!

Ach herrje! Jetzt machen sich auch noch meine Gedanken selbständig.

Ryan antwortet ihm nicht, aber man sieht nur allzu deutlich, wie sauer er ist. Verneinend schüttelt er den Kopf, seine blondbraunen Locken folgen jeder Bewegung. Jake schnaubt empört, dann schweigt er ebenso eisern wie Ry.

Angespannt und neugierig mustere ich meine Brüder. Worum geht es jetzt schon wieder? Was darf Jake nicht alleine machen? Und was hat Chris mit der ganzen Sache zu tun? Trotz meiner fragenden Blicke ist es wie immer! Mir sagen sie nichts! Gar nichts! Beleidigt schmolle ich auf dem Rücksitz vor mich hin. Während der restlichen Fahrt versuche ich das Gewitter, das sich zwischen Jake und Ry zusammenbraut zu ignorieren, indem ich mich meinen verliebten Gefühlen zu Blake hingebe.

*

Schon beim Aussteigen haben sich Jake und Ry gleich wieder in der Wolle. Wütend schreien sie sich an. Irgendwie bin ich erleichtert, dass sie mich da raushalten. Aber Jake tut mir echt leid. Keiner von beiden hört auf mich, als ich versuche sie wieder auf Spur zu bringen. Deswegen schnappe ich mir meine Sachen, werfe einen entschuldigenden Blick in Jake's Richtung und lasse sie allein.

Kaum komme ich zum Flur rein, klingelt auch schon das Telefon. In der unsinnigen Hoffnung, es könnte Blake sein, hebe ich ahnungslos ab.

»Hola. Soy yo!« Beim Klang seiner melodischen Stimme durchzuckt mich eine wohlig warme Welle. Eric! Ich schließe kurz die Augen, um mich zu sammeln. Meine Hand wandert zitternd zur Stirn, während plötzlich der Traum vom Mittag in einer Endlosschleife vor meinem inneren Auge abläuft.

Eric ...

Eric hat nach unserem Kuss so wahnsinnig glücklich ausgesehen! Ich habe mich so wohl gefühlt in seinen Armen, umgarnt von der tiefgehenden Wärme, die er ausstrahlt ...Und jetzt seine Stimme am Telefon. Sie ist so ...

»Hola Eric«, obwohl ich mir alle Mühe der Welt gebe, mich normal zu benehmen, bin ich mir ziemlich sicher, das er das Zittern meiner Stimme bemerkt haben dürfte. Zum Glück kann er nicht meine Hand an der Stirn, mein nervöses Auf und Ab tigern und meinen panischen Blick sehen.

»Ich bin gleich Zuhause. Würdest du bitte so nett sein, mir schon mal den Backofen einzuschalten?« Ich schlucke hart an einem Kloß in meinem Hals und nicke, obwohl er das nicht sehen kann. Meine Finger fummeln auf einmal wie von selbst nervös an einer Strähne meiner Haare herum. Dann blitzt auf einmal etwas in meinen Gedanken auf. Starbucks! Blake ...

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt