Bad Boy Blake

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Wieder am Ende der Warteschlange angelangt, halte ich Ausschau nach meinen Freundinnen, kann sie aber nirgends entdecken. Die Aprilsonne steht so hoch am strahlend blauen Himmel, dass mir unter meinem Sommerkleid trotz der kalten Schauer, die sich vorhin noch meiner bemächtigt haben erneut heiß wird. Vor allem, als eine bekannte Stimmer hinter mir mit einem Mal: »Wir haben heute aber nicht sehr viel Glück«, raunt. Wie auf Befehl stellen sich die Härchen an meinen braungebrannten Armen auf. Diese rauhe fast schon kratzige Stimme ...

Sie kreist über mir wie die Wellen eines stillen Sees, in den man einen Stein geworfen hat und zieht immer größere Kreise, bis die Vibrationen über meine Haut in mich eindringen und dort ein kleines Beben nach dem anderen auslösen. Es fühlt sich gut an. Sehr gut sogar!

»W ... was?«, erwidere ich erheblich lahmer, als gewollt und drehe mich langsam herum. Mental bereite ich mich darauf vor in seine Hammermäßigen Augen zu schauen, ohne gleich aus den Latschen zu kippen. In Erinnerung an das geheimnisvolle Gespräch mit dem -Gedächtnis auslöschen-, ist das Ganze geradezu ein Hochseilakt! Ich bin ein Wrack! Total nervös!

»Kein Glück!«, wiederholt Blake und zieht eine Augenbraue vielsagend in die Höhe. Er grinst mit der mir bekannten Überheblichkeit in meine Richtung.

Wenn du wüsstest wie glücklich ich gerade jetzt bin, denke ich Blödsinnigerweise bei mir. Meine Knie fangen an genauso unkontrolliert zu zittern wie meine Stimme und meine Hände. Nicht aus den Latschen kippen Dawn! Sonst sieht er noch deine schlecht lackierten Fußnägel.

»Glück hm?«, zu mehr bin ich vor lauter Aufregung nicht fähig. Gleich danach schlage ich mir gedanklich mit der flachen Hand vor die Stirn. -Glück hm?- Mehr Mist kann man wohl nicht verzapfen! Damit verführe ich ihn bestimmt nicht! Niemals! Da wäre ja der Becher Kaffee, den ich ihm gedanklich schon mal über sein Shirt gekippt habe hilfreicher! Wie soll er sich denn so jemals in mich verlieben?

Mich endlos lange küssen?

Mich ...

»Hm ...«, Blake spitzt kurz die Lippen und lächelt dann leicht spöttisch. Wo bitte ist das Erdloch, in dem ich mich verkriechen kann? Mit einem Blick in sein Gesicht nehme ich erleichtert wahr, dass er mich zumindest nicht auslacht. Noch nicht!

Tapfer grinse ich zurück, und gebe mir weiterhin alle Mühe der Welt nicht in Ohnmacht zu fallen. Meine Zehennägel ...

Blake fischt eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche, entnimmt eine und zündet sie sich an. Igitt, er raucht? Als Sportler? Na ja! Auch ein Traumtyp hat irgendwo mal schlechte Seiten. Ansonsten ist er ja wirklich absolut perfekt!

Wir lächeln uns immer noch gegenseitig an, -er selbstsicher wie immer, ich verschüchtert-, und lachen hin und wieder verstohlen, als ein Lehrer vorbeikommt. Mies gelaunt stapft er auf Blake und mich zu und baut sich vor uns auf. »Mr. Cassidy!«, fährt er Blake scharf an und schaut mahnend auf seine Hand mit der Zigarette. Blake schaut genervt zur Seite, dann sinkt sein Kopf auf die Brust.

»Ausmachen! Sofort! Hier ist Rauchen verboten!«, fährt er Blake barsch an. Blake hebt den Kopf. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen, er sieht zur Seite und dann wieder zu unserem Lehrer, den er um mindestens einen Kopf überragt. Er presst kurz die Lippen aufeinander, was darauf schließen lässt, wie sehr ihm missfällt zur Ordnung gerufen worden zu sein. Auf einmal klärt sich sein Blick. Schließlich nickt er.

»Sorry«, murmelnd und charmant lächelnd lässt er seine dunklen Augen freundlich Aufblitzen. Dann wirft er die ohnehin unangenehm stinkende Zigarette auf den Boden und tritt sie aus. Der Lehrer verschwindet nach einem letzten mahnenden Blick in Blake's Richtung.

Dawn - Magisches ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt