ZWEIUNDZWANZIG

420 12 0
                                    

Wir sitzen bereits seit einer Stunde bei meinem Vater am Krankenbett. Meine Mutter sitzt direkt neben ihm. Ich sitze auf einem der Krankenhausstühle und beobachte die zwei.

Als wir merken, dass mein Vater wieder etwas schwerere Augen bekommt und er immer öfter die Augen schließt, verabschieden wir uns. Ich drücke ihn kurz und gebe ihn einen Kuss auf die Wange.

"Hab dich lieb, Paps! Mach keinen Scheiß, ja?!", lächle ich ihn an.

"Ich dich auch, Schätzchen! Und sag schöne Grüße an Carlo.", sagt er und versucht etwas zu Lächeln.

Ich nicke ihm zu und verlasse schonmal das Zimmer. Kurz darauf kommt auch meine Mutter.

"Es wird schon wieder alles gut... Er ist zäh... das weißt du!", versuche ich locker zu sagen, was mir aber nicht sonderlich gelingt.

"Ich hoffe du hast recht!", flüstert meine Mutter.

Nachdem wir durch das Labyrinth, was sich Krankenhaus nennt, rausgefunden haben, setzen wir uns ins Auto.

"Kannst du mich kurz bei Carlo absetzen?", frage ich meine Mutter kurz.

Sie nickt und startet den Wagen. Es bereits kurz nach 7 und somit schon dunkel.

Ich erkläre ihr den Weg zu Carlo. Wir sind fast da weshalb wir eine gute Sicht auf das mittlerweile strahlende Stuttgart haben.

"Wow! Er wohnt ja echt im Schickerenviertel...", staunt meine Mutter.

Leicht verlegen nicke ich.

"Okay da vorne um die Kurve und wir sind da."

Meine Mutter stellt den Wagen am Rand der Straße ab.

"Versau es nicht, ja? Carlo tut dir echt gut!", lächelt meine Mutter.

"Wenn dann ist er schuld...", murmel ich.

"Laura! Du weißt was ich meine.", sagt sie etwas scharf.

Ja ich weiß was sie meint. Ich war stur. Und bin's immer noch. Und das bekamen die meisten Leute auch zu spüren.

"Ja... also ich muss jetzt!", sage ich und öffne die Autotür.

"Sag ihm schöne Grüße!"

"Ihr immer mit euren schönen Grüßen!", lache ich leicht und verdrehe dabei meine Augen, „Tschüss!"

Und dann werfe ich die Türe wieder zu und marschiere richtung Tor, wo ich die Klingel betätige. Die Tür vibriert und ich drücke sie auf. Als ich durch gehe und sie wieder schließe, höre ich wie meine Mutter weg fährt. Hach Mütter. Immer auf Nummersicher gehen.

Nervös, weil ich nicht wusste über was Carlo mit mir reden wollte, stapfe ich die Treppe zu seinem Haus hoch.

Oben angekommen lehnt dieser bereits locker in seinem Türrahmen und lacht mich aus.

"Ich hasse diese scheiß Treppen. Echt!", fluche ich.

"Ich hab dich auch vermisst!", lacht Carlo sarkastisch.

Meine Augen verwandeln sich zu Schlitzen.

"Ganz dünnes Eis, mein Lieber! Ganz dünnes Eis!", wiederhole ich und gehe an ihm vorbei in seine Haushälfte.

Meine Schuhe stelle ich zu seinen 500 paar Sneakers und meine Jacke werfe ich über das Geländer der Treppe. Ohne irgendein Wort gehe ich ins Wohnzimmer. Gerade als ich mich auf die Couch fallen lassen möchte, hält mich Carlo zurück.

"Halt! Emil schläft da!", sagt er und ich drehe mich um, um einen Blick auf die Couch zu erhaschen.

"Oh gott! Den hätt ich garnicht gesehen! Hätte auch flauschiges Kissen sein können!", lache ich etwas.

Seelenverwandte seit 2006 - Cro FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt