Kapitel 4

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»...Lebt sie?«

»Keine Ahnung, du Vollidiot! Steh hier nicht so dumm rum und sieh doch einfach nach!«

Malia runzelte im Schlaf die Stirn. Da bohrte sich etwas Spitzes in ihren Rücken.

»Sieht nicht so aus, Mann.«

Ein erneutes Stupsen, dieses Mal energischer. Malia murrte und drehte sie auf die andere Seite.

»Oh Scheisse, hol Reyna!« Schritte entfernten sich schnell und trampelten über den Boden und rüttelten damit Malias schmerzenden Kopf kräftig durch. Sie stöhnte und kniff die Augen wieder zusammen, nachdem das helle Tageslicht fast ihre Netzhaut verbrannt hätte.

Verwirrt setzte Malia sich auf und blinzelte vorsichtig, bis sich der Nebel in ihrem Verstand langsam klärte. Bevor sich ihre Augen richtig an das helle Morgenlicht gewöhnen konnten, wurde sie unsanft herumgedreht.

»Wa-?«

Stahlblaue Augen bohrten sich in ihre und Malia schrie erschrocken auf.

»Wen haben wir denn hier? Hallo? Ka-hnst du-h mi-hich ve-herste-hen?«, sprach das Mädchen vor ihr und bewegte dabei übertrieben ihre Lippen. Sie war schön, lange schwarze Haare, ein herzförmiges Gesicht und die Statur einer Elfe, zarte kleine Hände...die im Moment Malias Schultern umklammerten und sie ein wenig durchschüttelten.

Malia schüttelte ihre Sprachlosigkeit ab und entfernte vorsichtig die Hände der Fremden von ihr.

»Ähm, ja mir geht es gut, du kannst mich jetzt loslassen!«

»Oh, entschuldige!« Sofort ließ sie Malia los und beinahe wäre sie wieder umgekippt.

Die Fremde lächelte zurückhaltend. Ihre Augen sahen Malia so vertrauensvoll an, dass Malia förmlich merkte, wie ihr Argwohn dahinschmolz.

»Schon gut, kein Problem.«, murmelte Malia und stand auf, um sich die Erde von den Klamotten abzuklopfen.

Die Fremde erhob sich ebenfalls und Malia stellte fest, dass sie anderthalb Köpfe größer war als das Mädchen.

Jemand räusperte sich und sie drehte sich um. Strahlend weiße Zähne waren das erste, das ihr entgegenblitzte.

Wie ein Hai.

»Reyna, sei nicht so unhöflich und stell uns erst einmal vor. Das arme Ding hier ist wahrscheinlich völlig durch den Wind. Du bist sicher noch nicht lange hier, oder?«, fragte Mister Zahnpasta-Werbung und schenkte ihr einen mitleidigen Blick. Seinen verschränkten Armen vor der breiten Brust, den schwungvoll nach hinten gekämmten braunen Haare und seinem breitbeinigen Stand nach zu urteilen, hatte er wahrscheinlich mehr überbewertetes Selbstbewusstsein als eine ganze Footballmannschaft zusammen.

Er ließ seinen Blick einmal langsam über Malia schweifen und sie schüttelte sich innerlich.

»Nein, nicht wirklich.«

Er zupfte an dem ledernen Gurt, der quer über seine Brust geschnallt war und lachte.

»Na, wie findest du sie?«, fragte er an Reyna gewandt und legte den Kopf schief.

Malia runzelte die Stirn »Äh.«

Sein Lächeln beunruhigte sie und sie fühlte sich unwohl unter seinen abschätzenden Blicken.

»Lass das Bren.« Das Mädchen, Reyna, schob sich ein wenig vor Malia, was sie ziemlich niedlich fand angesichts ihres Größenunterschiedes, so als wollte sie Malia beschützen.

Aber seltsamerweise hörte Bren auf sie und hob nur beschwichtigend die Arme und trat einen Schritt zurück.

Mit einem strahlenden Lächeln wandte Reyna sich wieder an sie.

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