Kapitel 15

58 3 0
                                    

»Danke.«, war das einzige, das Morpheus erwiderte.

»Wahrscheinlich sollten wir zurückkehren.«, murmelte Malia und senkte den Blick auf ihre nackten Zehen.

»Ja, das sollten wir.«

Keiner von beiden bewegte sich. Seine warmen Hände lagen immer noch zwischen Malias Kiefer und ihrer Halsbeuge. Zweifellos spürte er ihren Herzschlag unter seinen Fingerspitzen galoppieren.

»Ich will nicht-...Ich will, dass du weißt, dass ich nicht der bin, für den du mich hältst. Aber ich werde auch nie derjenige sein können, den du verdient hättest. Ich bin ein Egoist, weil ich dich mit keinem anderen Mittel als Zwang an meiner Seite behalten kann, aber ich sage dir,« langsam strich sein Daumen über ihre leicht geöffneten Lippen, die unter seiner federleichten Berührung erzitterten. »es war mir noch nie gleichgültiger. Auch wenn du mich dafür hasst, ich kann es nicht ändern. So ein Ungeheuer bin ich.«

Malia öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch als sein Zeigefinger sich über ihre beiden Lippen legte und sie somit zum Schweigen bestimmte, zog sie verärgert die Augenbrauen zusammen.

»Sag nichts. Versuch nichts an den Tatsachen zu ändern, sie sind so wie sie sind, egal wie du sie drehen und wenden magst.« Morpheus Hände fielen an seine Seite zurück. Kälte strich über Malias Wange. Mit den Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst zog sie demonstrativ die Jacke enger um sich.

»Das tue ich auch nicht. Aber ich will auch, dass du mir ein Versprechen gibst.« Sie wusste, dass sie hohe Anforderungen an den jungen König stellte, dessen Augen im Moment von so viel Schrecken berichteten, dass Malia sich fragte, wie er das überlebt hatte.

»Sag mir was, und ich sage dir, ob ich es einhalten kann.«

Malia biss sich auf die Lippe. Heiß brannten ihre Augen, doch sie blinzelte die aufkommenden Tränen weg, zusammen mit den schrecklichen Erinnerungen, die sie plagten.

»Versprich mir, dass du mich nicht einsperrst. Keine Vorhängeschlösser und Mauern mehr.« Malia war überrascht, wie fest ihre Stimme klang. Ein wenig Mut schlich sich in ihr Herz, als Morpheus die Handfläche hob. Aus einem kleinen Funkenregen, der über seiner Hand schwebte, nahm er eine einzelne, schwarze Feder heraus.

Er griff nach ihrer Hand und legte den schwarzen Kiel in ihre offene Handfläche. Behutsam schloss er ihre Finger um den samtigen Flaum. Die Luft um sie herum veränderte sich und Malia spürte ein Ziehen im Magen, als Morpheus mit ihr teleportierte.

Als sie die Augen wieder öffnete, standen sie auf ihrem Balkon, der ruhige mitternachtsblaue Nachthimmel erstreckte sich weit über den Horizont hinaus.

Ihre Hoffnung sank in den Keller, als sie in sein Gesicht sah. Kalt wie Eis. Hart wie Marmor.

Die Spannung war in seine Schultern zurückgekehrt, er stand aufrecht und seine Augen mitsamt seinen Gedanken blieben verschlossen vor der Welt. Und vor ihr. Es war, als hätte es den Jungen mit der verletzten Seele nie gegeben, nur der stählerne König mit der Dunkelheit im Herzen war zurückgeblieben.

Malias Brust schmerzte.

»Ich verspreche nichts, das ich nicht halten kann, Malia. Du bist mein. Mein für immer.«

Auch als die rau geflüsterten Worte sich schon lange im Wind verloren hatten und nur die schwarze Feder in ihrer Hand darauf hindeutete, dass Morpheus noch vor einigen Augenblicken vor ihr gestanden hatte, blieb Malia, wo sie war.

Eine unbekannte Enge zerdrücke ihren Brustkorb, machte ihr das Atmen schwer.

Du bist mein. Mein für immer.

GefangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt