Kapitel 10

69 4 0
                                    

Malias knurrender Magen brachte sie schließlich dazu, die Augen zu öffnen. Sie starrte verwirrt auf den luftig himmelblauen Baldachin, der so gar nicht ihrer Zimmerdecke glich.

Weil es nicht ihre war.

Malia erstarrte und die Ereignisse der vergangenen Tage spielten sich wie ein schlechter Film vor ihrem inneren Auge ab. Sie atmete tief durch, drehte sich zur Seite und ermahnte sich still daran, nicht auszuflippen.

Was ziemlich schwer war, wenn Augen so hell wie Lavendel sie anstarrten. Morpheus stilles Gesicht befand sich nur Zentimeter von ihrer Nase entfernt und Malia schrie erschrocken auf.

»Na, gut geschlafen?«

Sie fuhr hoch und verhedderte sich dabei in einer der unzähligen Decken, sodass sie rücklings vom Bett fiel, mitten in einen Haufen Polster hinein.

Er hatte neben ihr gelegen, nicht einmal einen halben Meter von ihr entfernt! Während sie geschlafen hatte, und sie hatte nichts bemerkt. Nichts!

»Was tust du in meinem Schlafzimmer?! Raus hier verdammt!« Malia warf mit einem Kissen nach ihm, das Morpheus einfach in der Luft auffing, bevor es sein Gesicht treffen konnte. Eine dunkle Augenbraue hob sich und verschwand hinter seinen Haaren. Er versuchte erfolglos ein kleines Grinsen zu verbergen.

»Wow, also wohl keine Frühaufsteherin, was? Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«

Ächzend setzte Malia sich auf und strampelte dabei mit den Beinen, um die Decke irgendwie von ihr herunter zu bekommen. »Daran hättest du denken sollen, bevor du in mein Zimmer geschlichen bist!«, knurrte sie, als sie endlich aufstehen konnte. Malia starrte mit zusammengekniffenen Augen auf ihr Bett hinab, wo Morpheus sich gemütlich breitgemacht hatte.

Er hatte eine Hand aufgestützt und mit er anderen fuhr er die Muster im Laken nach. Morpheus sah so tiefenentspannt aus wie ein Kater, träge und doch war die Geschmeidigkeit in seinen Bewegungen nicht verloren gegangen. Sein helles Haar war wirr und er trug eine schwarze Jeans, die tief auf seinen Hüften hing, sodass man einen Streifen nackter Haut zwischen seinem T-Shirt sehen konnte.

»Zum Anbeißen!«

»Ja, er sieht so süß aus, diese verschlafenen Augen...«

So beschreibt ihr einen Fremden, der sich in euer Bett stiehlt und euch wie ein Psycho beim Schlafen beobachtet?

Tatsächlich hätte es Malia mehr stören sollen, dass Morpheus einfach so neben ihr dagelegen hatte, während sie schlief, aber sie hatte sich seit langer Zeit beschützt und geborgen gefühlt. Und die Albträume waren auch ausgeblieben.

»Also ein Fremder ist er nicht gerade, so wie du ihn mit deinen Blicken verschlingst...«

»Stimmt!«

Malia biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf, um sich von seinem Anblick loszureißen.

Malia knirschte mit den Zähnen »Warum habe ich nicht gemerkt, dass du hereingekommen bist?«

»Weil du so gut geschlafen hast wie noch nie zuvor.« Er blinzelte sie an.

Das konnte sie nicht leugnen. Keine aufreibenden Träume, kein schweißgebadetes Aufwachen, nur samtige Dunkelheit, die sie umfangen hatte.

»Es tut mir leid, ich hätte nicht einfach so in dein Zimmer kommen dürfen.« Seine sanfte Stimme hypnotisierte Malia beinahe und war noch tief, so, als hätte er selbst noch bis vor Kurzem geschlafen.

»Nein, hättest du nicht. Du weißt, dass das das Verhalten eines verrückten Stalkers ist, oder?«

Morpheus streckte sich und gähnte. Ein flacher Bauch und Muskeln bannten auf einem Schlag Malias ganze Aufmerksamkeit. Glücklicherweise blieb ihr Mund geschlossen, sonst hätte sie vielleicht auch noch gesabbert.

GefangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt