Kapitel 13

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Malia hätte gerne gewusst, was Morpheus in diesem Moment dachte, aber egal was es war, ein Teil der Kälte in seinen Augen schmolz dahin. So wie ihre Gegenwehr.

»Dreh dich um.«, wies er sie leise an. Als sie es tat, war ein Teil der wundersamen Umgebung verschwunden und durch eine Steinwand und plätscherndes Wasser ersetzt.

»Wow.« Ihre Stiefel knirschten auf den runden Kieselsteinen, als sie näher an den Wasserfall trat. In dem Teich, der sich an seinem Fuß ergoss, sah sie ein goldenes und rotes Schimmern. Fische.

Sie streckte einen Finger in das kühle Nass. Die Koikarpfen schwammen zögernd an die Oberfläche, umkreisten ihre Hand zuerst nur, bis einer sich näher herantraute und ihren Finger anstieß. Malia entwischte ein Kichern. »Er fühlt sich ganz weich und glitschig an.«

»Nun gut, dann können wir ihn ja jetzt essen.«

Ihr Kopf flog herum, große Augen starrten ihn entsetzt an. »Was?«

Er blinzelte nicht einmal »Scherz. Das war ein Scherz.« Malia holte tief Luft und stand auf. Dann spritzte sie ihm das restliche Wasser, das noch auf ihrer Hand hing ins Gesicht. Jetzt blinzelte er doch.

»Ja, du bist ein richtiger Scherzkeks!«, grummelte sie.

Er überging ihr bissiges Kommentar mit zuckenden Lippen und wandte sich der freien Fläche zu. Ein Nebelschleier überzog den Boden, glitt über das weiche Gras, bis es an ihren Füßen angelangt war. Ein Blick von Morpheus genügte und er löste sich auf, unter der undurchsichtigen Schicht blieb eine karierte Picknickdecke mit einem riesigen Korb zurück. Geschmeidig ließ Morpheus sich nieder und legte sich hin. »Setz dich.« Sein Shirt rutschte ein Stück hinauf, als er gähnte und sich streckte und enthüllte definierte Muskeln. Malia schluckte. Gottseidank hat er die Augen geschlossen.

Sonst hätte er gesehen, dass Malia ihn in diesem Moment anstarrte, als sei er ein Stück Torte.

Mit trockenem Mund schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und Socken, damit sie das warme Gras und Moos unter ihren Füßen spüren konnte.

Vorsichtig und mit einem deutlichen Abstand setzte sie sich. Eine Warnglocke schrillte in ihrem Kopf, ihr gefiel nicht, wohin sich ihre Gedanken entwickelten, aber sie waren ebenso wenig aufzuhalten wie der Verfall ihres Geistes.

»Iss.« Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte hinauf in die Baumkronen. Sie hob eine Augenbraue.

Verärgerung schwang in ihrer Stimme mit »Du und deine Befehle. Hast du mal dran gedacht, die Leute zu fragen, was sie wollen, anstatt immer nur dies und jenes zu verordnen, herumzudiktieren und Vorschriften zu erteilen?«

»Naja, das eine Mal...Ach nein stimmt, da habe ich ja auch...« Er drehte den Kopf. Das Licht spiegelte sich in seinen Augen wieder »Nein, nie daran gedacht. Was würde es bringen, nett um was zu bitten?«

Malia kniff die Augen zusammen »Die Leute würden sich weniger von dir fürchten, dich vielleicht sympathisch finden.«

»Fürchtest du dich vor mir?«, fragte Morpheus darauf unvermittelt.

Malia hielt den Atem an. Gute Frage, hatte sie wirklich Angst vor ihm? Oder war sie es selbst?

»Nein.«, bekam er die ehrliche Antwort.

»Solltest du aber.«

Morpheus Gesicht blieb so regungslos wie immer. Malia konnte ihre Augen nicht abwenden, sie wollte nicht nachgeben, auch wenn sie das Gefühl hatte, Feuer würde über ihre Haut lecken.

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