Kapitel 17

41 3 0
                                    

Was tat sie da?

Malia tastete beinahe blind um sich und stieß gegen die scharfe Kante des Holztisches. Doch sie spürte den Schmerz kaum. Ihr war, als würde ihr Kopf in der nächsten Sekunde explodieren, wenn sie nichts dagegen unternahm.

Die Tür zum Badezimmer flog krachend gegen die Wand. Zitternd holte sie Luft und stützte sich schwer an einer der Säulen ab.

Es herrschte Chaos in ihrem Kopf. Sie wusste nicht, woher es kam oder was es war, aber es machte ihr Angst.

Sie wusste nur, dass sie es stoppen musste.

Malia presste ihre Handballen auf die Augen und zischte, als die mörderischen Kopfschmerzen ihren Höhepunkt erreichten.

Ein Gedanke, zu dem war sie noch fähig, bevor sie sich in voller Kleidermontur kopfvoraus in das Becken fallen ließ.

Eiswasser zog ihre Lungen zusammen und presste ihr alle Luft zum Atmen heraus. Die gefühlten Eiszapfen bohrten sich in ihr Hirn und tauchten die Welt in schillernde blaue Lichtbrechungen. Malia sank auf den Grund des Marmorbeckens, die Augen weit geöffnet.

Der Schmerz ließ minimal nach. Vielleicht, weil sie auch nicht einmal mehr ihre Arme oder Füße spüren konnte. Die Eisstücke an der Oberfläche schwappten über ihrem Kopf hin und her, verursachten schöne Muster auf den Wänden, die sie von unten betrachtete.

Brauchte sie Luft?

Die Antwort darauf war ein schwarzes Flimmern vor ihren Augen, ihre Lungen protestierten schreiend. Klamm fuhren ihre Finger durch das Eiswasser, als Malia nach oben schwamm.

Japsend brach ihr Kopf durch die brüchige Eisschicht. Ihr Atem bildete Wölkchen vor ihrem Mund. Zitternd griff sie nach dem Beckenrand.

»Ah-«, ihre Stimme brach, als eine neue Schmerzwelle über sie hinwegfegte und sie wieder unter Wasser beförderte.

»...verlieren sie!...Gehirnblutung, rufen sie den Doktor....« Das aufgeregte Piepsen eines der Aufzeichnungsgeräte, die immer in Krankenhauszimmern standen, drang wie aus weiter Ferne an ihr Ohr.

»Tauch auf. Ruf nach ihm.«

»Du kannst das.«

Auch die Stimmen der beiden erreichten sie wie durch dichte Wolle. Die Ränder an ihrem Blickfeld wurden langsam schwarz.

Mach, dass es aufhört!

Irgendwie gelang es Malia, ihre Finger in den kalten Marmor zu krallen und sich mühsam an den Beckenrand zu ziehen. Ein Tropfen nach dem Anderen färbte den Marmor blutrot. Mit bebenden Fingern griff sie sich an die Nase. Das Rot bildete einen ekelerregenden Kontrast zu der unnatürlich weißen Farbe ihrer Haut.

Ein weiteres Stechen und beinahe hätte Malia den Halt verloren. Sie spürte ihre Beine nicht mehr, konnte keinen Muskel mehr rühren.

»...in den OP. Sofortige Operation einleiten...«

Ihre glitschigen Finger glitten von dem nassen Stein ab, als Malia jegliches Sehvermögen verlor und sie nur noch Dunkelheit um sie herum empfing.

»Morpheus...«, wisperte sie, bevor ihre Finger klamm wurden und das Wasser über ihr zusammenschlug.

Ist das das Ende?

»Nein!«

Sie spürte nicht, wie starke Hände sich um ihre Handgelenke schlossen und sie mit einem heftigen Ruck aus dem Eiswasser zerrten.

GefangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt