Kapitel 27

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Als der nächste Tag anbrach, war Malia gerade dabei, eines der kostbaren Kissen mit einer Haarnadel zu traktieren. Feine Wolle lag um sie verteilt auf dem großen, einsamen Bett.

»Ich hasse dich!« Ein weiterer Stich.

Zehn Stunden. Zehn Stunden musste sie noch warten, um ihn wiederzusehen. Malia hatte angenommen, Morpheus würde sich zumindest kurz bei ihr melden, aber Fehlanzeige. Er ging ihr aus dem Weg. Malia war sogar „zufällig" in den Thronsaal gestolpert, aber auch dort hatte sich der König nicht blicken lassen.

Zehn Stunden musste sie hinter sich bringen.

Malia seufzte und rieb sich das Gesicht, bevor sie endlich aufstand und sich anzog. Sie frühstückte, las, schrieb, spielte ein wenig Gitarre, bis sie irgendwann schließlich im Garten landete.

Kein anderer schien auf die Idee zu kommen, ihn tatsächlich für irgendetwas zu benutzten. Und irgendwie gelang es ihr schließlich, die qualvollen zehn Stunden über die Runden zu bringen.

Malia saß auf der Steinbank bei dem Bach, als sie das Rascheln von Flügel hörte und einen Luftzug spürte.

»Da wären wir also. Bist du bereit?«

Malia drehte sich nach dem Überbringer der frostigen Worte um. Morpheus Gesicht war eine Maske aus Schatten und festen Strichen. Keine Lachfältchen um seine Augen, kein Grübchen auf seiner Wange. Malias Brust zog sich schmerzhaft zusammen.

»Na los, zeig's ihm! Lass ihn diesen nicht Kampf gewinnen.«

Werde ich nicht, keine Sorge. Schließlich steht das Leben meiner Eltern auf dem Spiel.

Der Teufel kicherte »Natürlich. Das ist deine einzige Motivation, um sich anzustrengen, Schätzchen. Mir kannst du nichts vormachen.«

Wenn du meinst.

Malia sehnte sich nach seinem Lachen, das ihr Herz in Flammen aufgehen ließ. Deswegen setzte sie ein breites Lächeln auf und erhob sich langsam. Nur um ihrer Eltern Willen.

»Aber natürlich. Bist du bereit?« Malia legte den Kopf schief. Er trat auf sie zu, aber seine Augen blieben weiterhin stumpf.

»Bereit, wenn du es bist, meine Liebe.« Ein Fünkchen Hoffnung flammte in Malia auf, als er ihr den Arm darbot, um sich einzuhaken.

Er trug einen Anzug. Schwarze Hose, schwarze Schuhe, schwarzes Hemd, schwarzes Jackett, dunkelrote Krawatte.

»Heisssss!«

»Zum Anbeißen.«

Malia räusperte sich.

»Du siehst schön aus.«, sagte er, als er den Blick über ihr Outfit schweifen ließ. Sie hatte sich für eine bequeme Hose, Stiefel und einen Pullover mit V-Ausschnitt entschieden, eigentlich nichts Auffallendes. Trotzdem erstrahlte Malia innerlich bei diesen Worten. Nicht, dass sie sich je hätte anmerken lassen, wie sehr sie dies freute.

»Du siehst auch nicht so übel aus.«, stammelte Malia. Sein Mundwinkel zuckte minimal.

»Okay, vielleicht sollten wir jetzt anfangen. Dreh dich um.«, wies Malia ihn an und räusperte sich.

Morpheus hob eine Augenbraue und Malia verdrehte die Augen, bevor sie ihn an den Schultern umdrehte. Ein Stück schwarzen Stoffes erschien in ihrer Hand.

»Schließlich soll das eine Überraschung werden.« Sie band ihm vorsichtig das Tuch um die Augen und ihre Finger streiften dabei seine Haare. Malia biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Morpheus bewegte sich nicht.

GefangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt