Kapitel 20

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Malia hatte es dem Umstand zu verdanken, dass sie herausgefunden hatte, wie man schwebte, damit sie noch vor Morgengrauen zurück in ihre Suite gelangte. Ihre Augen waren rot und geschwollen, als sie in den Spiegel über der Bar blickte. Eine Allergie auf diese miesen roten Blumen. Die müssen aber auch überall wachsen.

»Ich dachte, du hast geweint?«, ertönte die unschuldige Stimme des Engels.

Ach halt die Klappe!

Es erschreckte sie, wie oft und wie leicht es den beiden inzwischen gelang, in ihren Kopf zu kommen. Du zerfällst.

Malia war ausgelaugt, aber sie konnte nicht einmal an Schlaf denken, also streifte sie die Schuhe ab und tapste mit nackten Füßen in das Zimmer, das sie an ihr Zuhause erinnerte.

Sie schnappte sich die flauschige Decke von einer Kiste und lümmelte sich damit in den Ledersessel. Für eine Weile ließ sie ihre Gedanken schweifen. Das Chaos in ihrem Kopf beruhigte sich und senkte sich zu einem fahrigen Rauschen herab.

Ihre Stirn runzelte sich, als ein seltsamer Laut zu ihr durchdrang. Malia richtete sich auf und lauschte, doch es blieb still, also kuschelte sie sich wieder tiefer in den Sessel und schloss die Augen.

Wieder ein Geräusch, ähnlich einem unterdrückten Wimmern. Malia hielt sich die Ohren zu und seufzte, aber das anfängliche Wimmern stieg zu einem herzzerreißenden Schluchzen an, das durch die Wand zu ihrer rechten drang. Das Zimmer lag an der Westseite, also lag neben diesem wahrscheinlich ein anderes Apartment. Malia biss die Zähne zusammen und kniff die Augen zusammen, aber die unterdrückten Schluchzer und Hickser wurden schlimmer.

Das ist ja kaum auszuhalten!

Bevor sie sich versah, regten sich Teufel und Engel in den Tiefen ihres Bewusstseins, angelockt von Malias unterdrückter Verärgerung. Und schon tanzten ihr vor Schwindel winzige Punkte vor den Augen, als hätte sie zu lange in die Sonne gestarrt.

Das Weinen ging weiter und Malia stöhnte auf.

»Warum machst du denn nichts? Hilf dem armen Wesen doch endlich Herr Gott noch mal!«, rief der Engel, doch Malia war damit beschäftigt, diese rasenden Kopfschmerzen unter Kontrolle zu bringen.

Es war ein Leichtes für sie, in Malias Kopf zu schlüpfen und die brüchigen Schilde zu umgehen.

Hör sofort auf damit!

»Nein!« Sie stand auf und wühlte sich aus der Decke heraus.

»Was hast du denn jetzt schon wieder vor Kleine, eines deiner neuen Sozialprojekte starten oder was? Bei allen Möglichkeiten, die wir hier haben, willst du die Nonne vom Dienst spielen?«

»Hört ihr das denn nicht? Wie kann man da nicht helfen wollen?«

»Ganz einfach, indem man es ignoriert!«

»Du bist so...so gemein!«, ihre Stimme war einige Tonlagen höher gerutscht, heiß brannten ihre Augen.

»Das ist meine Aufgabe, du Genie!«

»Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, du bist einfach nur einsam und verbittert!«

»Oho, werfen wir jetzt mit Wörtern um uns, von denen wir keine Ahnung haben?«

Malia wunderte sich, dass ihr Kopf noch nicht geplatzt war.

Ihr beide. Schluss jetzt. Auf der Stelle!

»Aber sie hat angefangen!«, schmollte die eine.

»So ein Blödsinn! Sie hat-«, probierte es die andere.

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