Die Angst und die Verzweiflung in ihrem Inneren trieben Malia an, nicht in den Sinkflug zu gehen und endlich eine Pause einzulegen, obwohl ihre Muskeln inzwischen nur noch aus Pudding bestehen mussten.
Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie dann geradewegs zurück zum Palast marschieren und vor Morpheus auf die Füße fallen würde, war zu groß.
Sie waren nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit unterwegs, aber da sie sich auf dem eigenartigen Meer befanden, konnte Malia beim besten Willen nicht sagen, wie weit sie schon gekommen waren.
»Malia, wir müssen langsam landen, du machst es nicht mehr lange!«, rief Caroline von unten herauf.
»Ach was.«
»Malia, du verlierst Federn!«
Sie warf einen Blick nach hinten, und tatsächlich, eine Feder nach der anderen löste sich aus den Flügeln. Malia tastete nach dem Stein. Er enthielt nur noch einen Tropfen.
Malia fluchte lautstark und taumelte in der Luft.
Die Kraft ging ihr aus, wie bei einem durchlöcherten Tank.
»Malia!«
»Festhalten, wir landen.«
»Aber wo?«
Diese Frage wurde beantwortet, als Malias Flügel nachgaben und sie alle gemeinsam in die Tiefe stürzten. Im Fall gelang es Malia, näher an den Wagen zu gelangen und so krachten sie auf dem grünen Meer auf. Ihre Freude hielt allerdings nur einen Sekundenbruchteil an, bis das Blätterdach nachgab und sie wieder fielen.
Die Schreie der Mädchen waren ohrenbetäubend, aber Malia war damit beschäftigt, sich alle Knochen in ihren Flügeln zu brechen, als sie gegen mehrere Äste und Bäume krachte.
Der Schmerz war so gewaltig, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Irgendwie gelang es ihr gerade noch, die Äste kurz bevor sie auf dem Boden aufknallten per Gedankenkraft zusammenwachsen zu lassen, sodass der Wagen und seine Seile sich darin verfingen.
Malia hatte weniger Glück und brach durch ein größeres Loch und prallte auf dem Boden auf.
Mit Blick nach oben blieb sie regungslos liegen.
»Malia!« Caroline versuchte, aus dem Wagen zu klettern, aber Scarlett war schneller. Sie stieg den Baum hinunter und rannte zu Malia.
Sie hatte einen blutigen Kratzer quer über die Wange und sah völlig zerzaust aus.
»Oh Gott.«, keuchte sie, als ihr Blick über Malias Flügel glitt.
»Was ist? Lebt sie noch?« Caroline kam neben Scarlett zum Stehen und sofort wurde ihr Gesicht schneeweiß. »Ach du heilige Scheiße!«
Malia schlug die Augen auf und wurde schmerzhaft daran erinnert, dass sie in diesem Land nicht sterben konnte, solange der König es nicht wollte. Ihre Lunge schrien nach Sauerstoff, der ihr beim Aufprall herausgepresst worden war.
Sie wollte sich aufsetzten, doch ein scharfer Schmerz zuckte durch ihren Rücken und strahlte durch ihren ganzen Körper. Mindestens eine Rippe und zwei Finger waren gebrochen, abgesehen von ihren Flügeln. Was ein erstaunliches Glück war.
Malia japste nach Luft.
»Wie schlimm ist es?«, fragte sie heiser und betrachtete die leuchtenden Blätter der Baumkronen über ihr, die wie grünes Glas zu funktionieren schienen. Zwielicht tauchte den eigenartigen Wald in unheimliches Licht.
»Wir werden ganz sicher nicht per fliegen weiterkommen. Wenn wir überhaupt weiterkommen sollten«, fügte Caroline leise hinzu.
Malia tastete nach dem Stein auf ihrer Brust. Er war leer.
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Gefangen
FantasyWas würdest du tun, wenn deine Träume plötzlich zum Leben erwachen? Wenn du nicht alleine mit deinen Gedanken bist, an einem Ort weit weg von jeglicher Wirklichkeit, und doch in der Realität? Malia will eigentlich nur eines, als sie in einen Autounf...