Schutzengel || l.t. ✓

2.2: Stalkermodus aktiviert

Auf der Toilette angekommen, sah ich mich erst einmal um, bevor ich in einer der Kabinen verschwand und die Tür hinter mir zuschloss. Wie angekündigt hatte ich soeben beschlossen, dass es an der Zeit war, einige Personen mal gründlich zu googeln.

Zuerst einmal gab ich Louis Tomlinson in die Suchzeile ein. Gleichzeitig fühlte ich mich aber ein wenig schlecht. Irgendwie kam es mir unhöflich vor, fremde Personen über Google zu stalken. Sie hatten immer noch ein Privatleben und in dieses dadurch einfach einzudringen, kam mir irgendwie falsch vor.

Nun ja, und dann entdeckte ich den Artikel, in dem es um Louis' Sohn ging und meine Neugier siegte. Wenn der junge Mann ein Kind hatte, war das einfach viel zu interessant, als das ich es hätte ignorieren können.

Freddie hieß der Kleine und war gerade (laut den meisten Quellen) vier. Demnach 2016 geboren und das Kind von Louis und seiner ... Stylistin?

Schwängerte er öfter mal seine Angestellten? Jetzt hatte ich doch ein wenig Angst.

Es konnte sich bei all dem natürlich auch nur um Fake-News handeln, immerhin war er laut einer anderen Quelle eindeutig schwul und mit Harry Styles zusammen, was sie allerdings nicht sagen durften. Das würde immerhin erklären, wieso die beiden ein paar Momente für sich brauchten. Oh Gott, konnte es womöglich sogar sein, dass ich gerade ihr Date sprengte?!

Nein, dann hätte Louis mich nicht mitgenommen.

Neugierig klickte ich mich durch das Internet und vergaß das schlechte Gewissen, das ich kurz zuvor noch verspürt hatte.

Louis' Style hatte sich in den vergangenen Jahren ziemlich verändert. Während er anfangs rote Hosen, Streifenshirts und Hosenträger getragen hatte, war er irgendwann zu einer Phase mit sehr vielen, sehr teuren Klamotten übergegangen. Jetzt sah er mir so aus, wie als würde er sich nicht ganz sicher sein und irgendwie alles mal tragen.

Ich hatte schon vorher gewusst, dass er einmal Mitglied von One Direction gewesen war, war mir allerdings nie ganz sicher gewesen, ob die Band nun aus vier oder fünf Personen bestanden hatte. Um ehrlich zu sein, hatte es mich auch nie wirklich interessiert, aber als Stalker musste man so etwas eben wissen, weshalb ich mich erkundigte. Ich musste feststellen, dass ich immer Recht gehabt hatte, da einer der fünf die Band verlassen hatte.

Noch dazu hatte ich geglaubt, dass sich One Direction völlig aufgelöst hatte, wurde jedoch von unzähligen Fans eines Besseren belehrt und erfuhr, dass es sich dabei lediglich um eine Pause handelte. Eine Wiedervereinigung war jedoch schon mehrmals aufgeschoben worden und schien auch nicht in Planung zu sein, obwohl einige verzweifelte Directioner stur das Gegenteil behaupteten und die wildesten Theorien dazu aufstellten, was die Jungs davon abhalten konnte, erneut zusammen Musik zu machen.

Allerdings musste ich feststellen, dass mir die erste Überlegung von Hannah und Louis, nämlich die, mich mit Niall zu verkuppeln, besser gefallen hätte. Ich ging nämlich einfach mal davon aus, dass es sich dabei um den ehemaligen Bandkollegen Niall Horan gehandelt hatte, der mir irgendwie sympathisch vorkam. Außerdem schien sein Leben ihn zu mobben, da er sich anscheinend immer gerade in die Mädchen verguckte, die später mit einem der anderen Jungs zusammenkamen. Der arme Junge!

Harry hingegen schien bereits ziemlich viele Freundinnen gehabt zu haben, vor allem Models schienen in sein Beuteschema zu passen (und vielleicht auch Louis, ich wusste nicht, wie viel Glauben man solchen Gerüchten schenken konnte). Obwohl ich mit meinen rot-blonden Haaren und den braunen Augen nicht unbedingt schlecht aussah, konnte ich mir kaum vorstellen, gegen irgendwelche Models ankommen zu können oder auch zu wollen. Außerdem schien er der begehrteste der Jungs zu sein und ich hatte wirklich keinen Bock darauf, mir von unzähligen Fangirls die Augen auskratzen zu lassen.

Ich würde Louis und Hannah also noch einmal auf ihren Plan ansprechen müssen!

Schließlich hörte ich, wie sich die Tür der Toiletten öffnete.

"Mia?", hörte ich die vertraute Stimme des Blauäugigen sagen und ich öffnete meine Tür.

"Du kannst ruhig wiederkommen", grinste er. "Es war nicht unsere Absicht, dich über das ganze Essen hinweg in die Toilette zu verbannen."

Mein Hund musste schließlich auch über das ganze Essen hinweg im Auto sitzen.

"Das ist die Damentoilette", merkte ich an und nickte zu dem Schild, das für mich eine ganz klare Bedeutung hatte, welches er jedoch ignoriert zu haben schien. "Kann es sein, dass du schwul bist oder so?"

Er stockte, seine fröhliche Miene fiel für einen Moment und er starrte mich entgeistert an.

"Nein! Wie kommst du denn darauf?!"

Ich grinste nur.

"Das Internet weiß alles", meinte ich.

"Anscheinend ja nicht", grummelte er augenverdrehend.

Harry, der immer noch am Tisch saß, hatte in der Zeit die Beine überschlagen und studierte nun die Speisekarte. Mir fiel auf, dass beide freundlich zu sein schienen, sich jedoch kaum gegenseitig ansahen. Dabei konnte es sich allerdings auch um Einbildung handeln. Oder sie hatten gerade Beziehungskrieg. Beides möglich.

"Hast du eigentlich wirklich einen Sohn?", fragte ich Louis dann neugierig, dessen Augen bei diesem Thema sofort zu leuchten begannen.

"Ja, Freddie", erklärte er mir lächelnd. "Willst du Fotos?"

Begeistert zog er sein Handy hervor. Oh Scheiße, was hatte ich nur angerichtet?! Durfte ich mir die nächste halbe Stunde also erst einmal Bilder von irgendeinem Kleinkind ansehen?

Letztendlich stellte es sich allerdings als gar nicht so schlimm heraus, weil der Braunhaarige mir gerade mal drei Bilder seines Sohnes zeigte, die wirklich ganz putzig waren.

"Darf ich dich auch was fragen?", sagte er dann und ich nickte.

"Klar. Ich bin ein offenes Buch."

"Woher kommt die Narbe da auf deiner Stirn?"

Verwirrt runzelte ich genau diese und fasste mir dann daran, bis ich endlich verstand, wovon er sprach.

"Oh, das", lachte ich dann. Lustig, dass ihm eine solche Kleinigkeit aufgefallen war, denn nach mehreren Jahren war sie kaum noch zu sehen.

"Ich bin eben Harry Potter", scherzte ich dann.

"Nein.", lehnte Louis diese Theorie sofort ab. "Harry ist Harry Potter."

"Wieso das?", wollte ich enttäuscht wissen. Da schnappte sich der Typ, der meinem Namensgefährten gedroht hatte, einfach meinen Titel weg!

"Weil Ed Ron Weasley ist", erklärte er mir.

"Was?", machte ich nur, während die beiden Jungs diese Antwort enorm lustig zu finden schienen.

"Nicht so wichtig", kicherte Harry dann und winkte ab. "Aber jetzt will ich das mit deiner Narbe wissen."

Ich seufzte. "Die coole oder die wahre Version?"

"Am besten beide", schmunzelte Louis und ich seufzte erneut.

"Na dann ..."