2.3: Der Ursprung der VerFabs

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"Also", begann ich. "Die epische Version geht so: Als ich klein war, hörte ich eines Nachts ein Geräusch. Ich rannte hinunter in den Stall und riss die Türen auf, um unsere beste Kuh zu sehen, die auf dem Boden lag und nicht fähig zu sein schien, aufzustehen ..."

"Moment mal", unterbrach mich Louis schon da, "was für ein Stall?"

Ich zuckte mit den Achseln. "Mein Vater hat einen Bauernhof", erklärte ich ihnen. Dann holte ich tief Luft und fuhr fort: "Ich wirbelte herum, mein Vater stand im Schlafanzug in der Tür und schien panisch zu sein.

'Hol den Tierarzt, Mia!', rief er mir zu und ich wirbelte erneut herum. Doch auf dem Weg zum Telefon wurde ich von einem Hindernis aufgehalten. Ich strauchelte, stolperte und zog mir dabei diese Verletzung zu."

Nachdem ich meine Erzählung beendet hatte, sahen mich Harry und Louis erwartend an.

"Und was ist die wahre Geschichte?", fragte Letzterer dann vorsichtig.

Ich stöhnte enttäuscht auf.

"Och neee, das macht alles kaputt!", beschwerte ich mich.

"Trotzdem!", bettelte der junge Mann weiter und ich seufzte schließlich.

"Na gut. Also, es sah so aus, dass 'ne Kuh krank war, mein Dad mir befohlen hat den Tierarzt zu holen und ich über die Türschwelle geflogen bin. Voll auf die Fresse."

"Oh", machte Louis dann. "Das klingt ja ... gar nicht mal so krass."

"Ich weiß", sagte ich seufzend.

Die Kellnerin kam, wir bestellten und ich lehnte mich daraufhin in meinem Stuhl zurück.

"Und sonst so?", brach ich die Stille, die sich um den Tisch gebildet hatte. "Warum hast du eigentlich keinen Bodyguard dabei, Harry? Hast du irgendeine geheime Superkraft oder so?"

Er grinste. "Klar. Ich töte durch einen gezielten Blick meiner Augen jeden!"

"Deine größte Superkraft ist es doch, dir irgendwelche halsbrecherischen Lügen auszudenken, oder?", grummelte Louis derweil.

"Ich? Lügen?", meinte der Lockenschopf scheinheilig. Dann wurde er jedoch wieder ernst.

"Nein, Lou hatte mir schon vorher gesagt, dass du mitkommen wirst. Und einer reicht doch, oder?"

Ich zuckte mit den Achseln.

"Ich bin ja eher für den Notfall da. Ich glaube nicht, dass ich uns durch 'ne ganze Gruppe durchboxen könnte."

"Das sollst du ja auch gar nicht!", beruhigte mein Arbeitgeber mich sofort. "Du sollst lediglich aufpassen. Meistens wird ein Bodyguard ja auch gar nicht benötigt, aber wenn wir doch ein paar Fans oder Paparazzi begegnen, dann ist es so am besten. Ich erwarte nicht von dir, dass du dich durch eine riesige Menschenmenge kloppen musst."

Ich nickte, legte aber gleichzeitig den Kopf schief.

"Es klingt immer so, wie wenn eure Fans eine Gruppe von gewalttätigen Schlägertypen wären", merkte ich an, da mir dies schon einige Male aufgefallen war. "Töten die euch etwa, wenn sie euch sehen?"

"Nein!", beeilte Louis sich zu sagen. "Es ist eben nur so, dass wir immer sichergehen müssen. Die meisten sind ja völlig in Ordnung und freuen sich einfach total, wenn sie mich sehen, aber es gibt ja immer Ausnahmen. Und ich will das Risiko nicht eingehen, von einem verrückt gewordenen Fan oder irgendeinem Paparazzo plattgewalzt zu werden."

Ja, das machte irgendwie Sinn. Jedoch gab es noch eine weitere Sache, die mich störte.

"Dann pauschalisiere doch nicht immer alles! Nur weil einige verrückt sind, müssen es ja nicht immer 'die Fans' sein!"

Okay, ich musste zugeben, dass die Mädchen vor dem Café schon ein wenig beängstigend gewesen waren - immerhin hatten sie es geschafft, sich in kürzester Zeit zu verdoppeln - aber trotzdem ärgerte es mich, dass einfach alle in einen Topf geworfen wurden.

"Wie soll ich sie denn sonst nennen?", fragte Louis zurück. "Immerhin sind es ja Fans."

Ich überlegte einige Zeit.

"VerFab", sagte ich dann mit völliger Überzeugung, was ihn dazu brachte, eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen.

"Bitte was?", fragte er nach.

"VerFab!", wiederholte ich mich selbst und erklärte dann: "Verrückte Fans auf Abwegen!"

Er starrte mich einen Moment an, unsicher, ob er lachen oder weinen sollte, aber als Harry auf der anderen Tischseite in schallendes Gelächter ausbrach, entschied er sich ebenfalls für die erste Variante und begann zu lachen.

"Müsste es nicht eher ... VerFaAb heißen?", kicherte der junge Mann mit den Locken dann und ich runzelte die Stirn.

"Eigentlich schon", gab ich zu, "aber wir sind Künstler, wir sprechen keine zwei 'a's hintereinander aus. Also VerFab."

Er nickte zustimmend, während er so tat, als wenn ich gerade ganz wissenschaftliche Fakten erzählt hätte.

"Dann also VerFabs", seufzte Louis schließlich. "Das ist ein ziemlich bescheuerter Name, das ist dir klar, oder?"

"Alles eine Frage der Perspektive!", protestierte ich. "Vielleicht finden die VerFabs ihren Namen ja super? Und außerdem ist es kurz genug, sodass wir es auch wirklich benutzen können. Alles andere wäre ja viel zu lang!"

Er seufzte und spielte mit seiner teuren Stoffserviette herum.

"Apropos Fans", meinte er dann. "Ich wollte dich nur schon mal vorwarnen, dass es gut sein kann, dass du gehatet wirst. Du weißt schon, weibliches Wesen in meiner Umgebung ist für viele immer scheiße."

Vielleicht hätte ich mich auf all den Plattformen, auf denen ich aktiv war, nicht unbedingt wirklich Mia Gibson nennen sollen, so war es nämlich viel einfacher, meinen Account zu finden, aber ich war mir fast sicher, dass sie es ohnehin irgendwie tun würden, also konnte es mir eigentlich auch egal sein.

"Das sind nur die VerFabs!", hielt ich ihm vor. "Aber ganz nebenbei: Erfährt man die negativen Aspekte eines Jobs bei dir immer erst, nachdem man den Vertrag schon unterschrieben hat?"

Ich bezweifelte zwar, dass es irgendetwas geändert hätte, wenn es mir schon vorher klar gewesen wäre, aber einfach aus Prinzip musste ich das einbringen.

"Es tut mir leid, wenn du ... wenn du damit nicht gerechnet hast ...", stammelte er verlegen und wurde tatsächlich sogar ein wenig rot. Es schien ihm wirklich unangenehm zu sein und mit einem Mal tat er mir leid.

"Ich ... es ist mir vorher nur einfach nicht eingefallen ... es ... es war keine Absicht", stotterte er weiter. "Also ... wenn du dafür eine Entschädigung oder so willst ..."

"Cool, ich krieg Geld", freute ich mich frech und rieb mir die Hände. "Money, money, money!"

Verdutzt sah er mich an. Sein Gesicht war zu schön, ich musste einfach lachen.

"Alles gut, du Vogel", zog ich ihn auf, "ein bisschen Hate schadet doch keinem. Und ich weiß ja, dass es nur die VerFabs sein werden. Du kannst dein Geld also ruhig behalten. Natürlich kannst du es mir auch trotzdem geben, ich meine, Geld ist immer gut, aber ich denke du verstehst, was ich sagen will."

Er sah erleichtert aus, gleichzeitig schüttelte er mit dem Kopf.

"Du bist so ... unmöglich!", grummelte er dann und ich grinste frech.

"Ich weiß doch."

"Pass auf was du sagst, Gibson, oder ich hetze Harry nicht nur auf den Typen bei Dunkirk", drohte er mir schmunzelnd.

"Keine Chance, Tomlinson", erwiderte ich, ebenfalls lachend, "oder ich schaffe es ganz zufällig nicht, die nächsten VerFabs davon abzuhalten, dich zu entführen und in einem kleinen Keller gefangen zu halten."

Er verzog das Gesicht, grinste aber dabei.

"Du bist blöd, Mia", beschwerte er sich schmollend.

"Ebenfalls, Louis", gab ich freundlich zurück.

Schutzengel || l.t. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt