Der Abend senkte sich langsam über Englands Hauptstadt, es war ein sonniger, warmer Tag gewesen und die kühle Abendluft weckte allgemeine Begeisterung im hektischen Treiben der letzten Vorbereitungen.
Man hatte mir doch tatsächlich eines der Headsets gegeben, mit denen ich mich mit allen anderen unterhalten konnte. Es war schwarz und sah sogar relativ modern aus, man vertraute mir demnach sogar wirklich etwas an! Ob sie diese Entscheidung in der Zukunft bereuen würden, wusste ich zwar nicht - ich kannte mich einigermaßen gut mit Computern aus (wenigstens so gut, dass ich es schaffte, alle möglichen Spiele kostenlos zu bekommen, ob dies der ganz legale Weg war, wagte ich jedoch zu bezweifeln), aber mit den meisten anderen elektronischen Geräten hatte ich kaum jemals etwas zu tun gehabt.
"Hast du soweit alles verstanden?", fragte mich einer der Leute, die für die Technik zuständig waren. Er hatte mir gerade versucht, die wichtigsten Dinge über das Headset mitzuteilen, allerdings hatte ich nicht gerade viel kapiert.
"Nicht wirklich", gab ich wahrheitsgemäß zu und grummelte dann: "'Ne Melkmaschine kann ich bedienen ..."
"Siehst du", grinste er, "das kann ich dafür nicht."
Dann nahm er mir das Gerät erneut ab.
"Wenn du auf diesen Knopf drückst, dann verbindet es sich ganz einfach mit ..."
"... dem Ding hier?", mutmaßte ich und zog das Gerät heraus, das sich in meiner Tasche befand, da man es mir zuvor gegeben hatte.
"Richtig", meinte er, "und wenn du bei 'dem Ding da' auf die Eins drückst, dann kannst du mit Louis' Manager reden, der auch hier ist."
Ja, Simon hatte ich vorhin schon mal hier gesehen.
"Und mit der Zwei kannst du mit den Bodyguards am Eingang des Backstage-Bereichs reden. Die Drei ist dann für Techniker. Alles klar soweit?"
Ich nickte langsam und versuchte, die Worte in meinem Kopf immer wieder zu wiederholen, jedoch war mir jetzt schon klar, dass ich es garantiert wieder vergessen würde.
"Und im Notfall gehe ich einfach zu Fuß zu irgendwem", sagte ich abwinkend.
Er lachte.
"Auch eine Möglichkeit."
Dann jedoch wurde er von irgendwem zu sich gerufen und er verabschiedete sich von mir. Ich dagegen wusste nicht, was ich machen sollte und beschloss, nach den Toiletten zu suchen. Diese hatte man mir bei der Führung natürlich nicht gezeigt und beim letzten Mal hatte ich schon auf ein widerliches Dixi-Klo neben einer Baustelle ausweichen müssen, die sich in der Nähe der Arena befand. Allein bei der Erinnerung daran musste ich schaudern.
Den ersten Raum, den ich öffnete, identifizierte ich schon mal als Nicht-Klo, da sich dahinter etliche Geräte und Kabel befanden, die ich mich nicht einmal zu berühren traute, aus Angst, irgendetwas kaputt zu machen.
Einige weitere Türen aufstoßend, arbeitete ich mich langsam den Gang vor, jedoch wollte ich einfach nicht fündig werden, weshalb ich um eine Ecke bog und mir vornahm, dort weiter zu suchen.
Entschlossen öffnete ich eine weitere Tür und bekam daraufhin Aussicht auf einen oberkörperfreien Louis, der gerade mit einer engen, weinroten Hose kämpfte.
Einen Moment lang starrten wir uns mit aufgerissenen Augen an. Er war in der Bewegung eingefroren, sein Bein steckte halb im linken Hosenbein.
"Du ... kannst dich ruhig weiter anziehen, ne?", meinte ich dann perplex, während mein Blick ungewollt zu seinem nackten Oberkörper wanderte.
Verlegen sah er an sich herunter uns versuchte sich dann erneut in die enge Hose zu quetschen.
"Nettes Tattoo", nuschelte ich dann leise und nickte in Richtung der 78, einfach nur, um irgendetwas sagen zu können.
"Danke", gab er zurück. "Willst du ... vielleicht irgendwie die Tür zu machen?"
Hastig zog ich diese hinter mir zu und bereute dies sofort, da ich mich nun in dem Raum befand, nicht davor, wo ich eigentlich hinwollte. Allerdings kam es mir ziemlich bescheuert vor, mich gleich wieder umzudrehen und die Tür erneut zu öffnen, um zu gehen. Also tat ich so, als wäre all dies hier vollkommen gewollt.
Schließlich hatte der Engländer sich seine Hose angezogen und nahm sich das einfache, schwarze T-Shirt, das man vorsorglich für ihn bereitgelegt hatte.
"Müssten hier nicht noch andere Leute sein?", fragte ich unsicher.
"Normalerweise machen wir keine festliche Zeremonie daraus, dass ich mich umziehe", antwortete er und streifte sich das T-Shirt über.
Ich verdrehte die Augen.
"Ich meine: irgendwelche Stylisten, was weiß ich, wer für deine Kleidung zuständig ist ..."
"Die haben mir doch schon alles rausgelegt", meinte er achselzuckend, "und es ist nicht gerade sehr schlau, sich seine Haare zu frisieren, wenn man sich noch anziehen muss."
Nachdenklich musterte ich ihn und seine verwuschelte Frisur.
"Du brauchst doch gar nichts mehr", sagte ich dann. "Deine Haare sehen so viel besser aus, als wenn du dir drei Tonnen Gel reinklatschst."
"Findest du?", murmelte er unkonzentriert und überprüfte sein Handy auf neue Nachrichten.
"Ja."
Nun sah er wieder auf und musterte mich aus zusammengekniffenen Augen.
"Sag mal, was machst du eigentlich hier?"
Ich grinste. "Als ich deinen nahezu perfekten Bauch gesehen habe, konnte ich nicht widerstehen", erklärte ich ihm und erinnerte mich an das Gespräch zurück, bei dem er mir erklärt hatte, dass seine Fans seinen Bauch liebten.
"Ich seh's schon vor mir: Du wirst auch noch mal so ein verrückter Fan."
Kurz verzog ich das Gesicht. "Das kommt nicht so gut, wenn ich dich eigentlich vor genau solchen beschützen müsste", lachte ich.
"Auch wieder wahr", stimmte er mir zu.
Im gleichen Moment öffnete sich die Tür und eine junge Frau trat ein.
"Louis, wie weit bist du? Wir müssen deine Haare noch machen!", ermahnte sie ihn.
"Lass sie so!", meinte ich eindringlich. "Es sieht besser aus!"
Er sah kurz unsicher zu mir, dann wieder zu seiner Stylistin.
"Tut mir leid, Mia", murmelte er schließlich in meine Richtung gewandt, "aber so weit geht mein Vertrauen in dein modisches Gespür dann doch nicht."
"Na dann, tu was du nicht lassen kannst", entgegnete ich und wir grinsten uns an, bevor er aus dem Raum verschwand.
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Schutzengel || l.t. ✓
FanfictionOffiziell ist sie einfach eine Freundin des berühmten Louis Tomlinson. Inoffiziell ist sie jedoch viel mehr als das. Sie soll für den Schutz des jungen Mannes sorgen. Und dass dies keine leichte Aufgabe ist, wird ihr nur allzu früh bewusst ... Wenn...