11.1: Es ist schon okay

2K 90 9
                                    

"Was sollte das denn bitte?", fragte ich, nachdem Louis zu seinem Team und somit auch zu mir in den hinteren Bereich zurückgekehrt war. Zu meinem Erstaunen war ich allerdings nicht die Einzige, die das fragte, denn aus dem Mund von mindestens drei der fünf Management-Leuten und sogar von meinem Freund selbst kam diese Frage.

Erstaunt sahen wir uns kurz an, bis alle erneut zu sprechen begannen und nochmals abbrachen.

"Die Management-Leute zuerst", entschied Louis irgendwann und machte eine ungenaue Handbewegung in Richtung der fünf Personen.

Einer von ihnen fasste schließlich den Mut zu beginnen.

"Das war nicht so abgesprochen!", meinte er vorwurfsvoll, "Weder die Fragen des Interviewers, noch Ihre Antworten darauf! Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?"

Lou zuckte gleichgültig mit den Achseln.

"Was hat sich dieser Mensch dabei gedacht, mir solche Fragen zu stellen? Weder irgendwas zu 1D noch zu Mia war ihm überhaupt erlaubt!"

"Wo wir beim Thema wären", mischte ich mich wütend ein. "'Da ist nichts zwischen ihr und einem von uns.' Ja klar. Und wie nennt man unsere Beziehung dann? Normales Jobverhältnis bei Mr Tomlinson?"

Entgeistert starrte er mich an.

"Mia, das war ein Interview! Das ist nicht dafür da, die Wahrheit zu sagen."

Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch.

"Ach ja? Ich dachte eigentlich, das wäre so ziemlich das Prinzip davon."

Er seufzte müde.

"Es ist naiv, das wirklich noch zu glauben. Ein Interview ist in soweit ehrlich, wie es dem Image nicht schadet."

"Ich schade also deinem Image?", fragte ich heiser und schluckte.

Ausweichend sah er auf die Leute hinter mir.

"Hör zu, Mia, lass uns das zu Hause klären. Das hier ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür."

Ich sah ihn an, wie wenn er mir gerade einen Korb gegeben hätte, nickte aber zaghaft.

Halbwegs zufrieden wandte sich Louis wieder seinem Management zu.

"Wie konnte das passieren?", sagte er vorwurfsvoll. "Ich war nicht darauf eingestellt, solche Fragen beantworten zu müssen!"

Unauffällig warf er mir einen kleinen Seitenblick zu, den ich dennoch bemerkte.

"Es war nicht so geplant", beteuerte die Management-Frau, "aber Ihre Antworten waren auch nicht geplant!"

Lou zuckte nochmals mit den Achseln.

"Irgendwas musste ich doch schließlich sagen ..."

Seufzend beobachtete ich meinen Freund und dessen Management beim Streiten. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit mischte sich eine andere, mir bisher unbekannte Person ein, die behauptete, wir sollten den Ort langsam für das nächste Interview räumen. Erleichtert folgte ich dem Team mit nach draußen.

-----

"Mia, du darfst das wirklich nicht ernst nehmen", meinte Louis flehentlich, "es war ein dummes Interview, ich war völlig überfordert damit."

"Ja ja, schon gut", grummelte ich beruhigend und winkte ab.

"Es tut mir wirklich leid!"

Ich schüttelte den Kopf.

"Wirklich, ist schon gut!", sagte ich und meinte es tatsächlich auch so. Natürlich war es keine schöne Situation, vor der ganzen Welt vom eigenen Freund verleugnet zu werden, aber wir waren ja auch noch nicht lange zusammen, weshalb ich verstehen konnte, dass er keinen zu großen Trubel wollte.

"Weißt du, es kommt eben einfach nach außen hin besser, wenn ich keine Freundin habe", erklärte Louis und ich verdrehte die Augen.

"Ist doch schon okay! Aber ganz nebenbei: Sollten dir deine Fans eine Freundin nicht eher gönnen?"

Diese Leute, die irgendeinen Star verehrten, blieben mir immer noch ein Rätsel. Wie zum Teufel konnte man jemanden abgöttisch lieben und gleichzeitig hassen, sobald er eine Freundin hatte? Aber wahrscheinlich bezog sich dieser Punkt auch eher auf die VerFabs und noch dazu ging der Hass ja eher in Richtung der Freundin, als dass er das große Idol wirklich betraf.

"Ich wollte dich nicht verletzen, Mia!", versicherte Louis mir nun schon zum gefühlten tausendsten Mal und ich schnaubte, langsam ein wenig genervt.

"Wie oft denn noch: Ich bin doch gar nicht mehr wütend auf dich!", jammerte ich und raufte mir verzweifelt die Haare. Warum kapierte er das denn nicht?!

"Du ... bist wirklich nicht mehr wütend?", fragte er unsicher und ich nickte übertrieben stark.

"Endlich hast du's begriffen", freute ich mich und umarmte ihn. "Ist doch alles gut."

Mit vollkommener Überzeugung presste ich meine Lippen auf seine.

"Das einzig Wichtige ist doch, dass wir uns lieben, oder?"

Er nickte benommen und ich nahm seine Hand, um ihn auf seine Couch zu ziehen und mich neben ihn zu setzen.

"Und wir sollten über etwas anderes reden", schlug ich vor und überlegte. "Was haben wir in den nächsten Wochen denn noch vor?"

Er schmunzelte, als ich mich an seine Schulter kuschelte und er einen Arm um mich legte.

"Am Wochenende kommen Niall, Harry und Liam, mit denen ich das Geld übergeben werde. Und dann habe ich überlegt, ob du mir nicht vielleicht mal die andere Hälfte deiner Familie vorstellen willst?"

Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit. Er wollte auf jeden Fall noch mit mir zusammen sein, wenn er sogar meiner Mutter vorgestellt werden wollte.

"Dann rufe ich sie nächstens mal an und sage Bescheid", entgegnete ich lächelnd. "Aber was ist denn mit deiner Familie? Werde ich sie auch irgendwann mal kennenlernen?"

"Natürlich", antwortete er, "aber einen Teil von ihnen kennst du ja schon, nicht wahr?"

"Klar", sagte ich, "deinen Sohn zum Beispiel."

Er strahlte bei dem Gedanken an seinen kleinen Jungen und ich liebte es, ihn so unbeschwert und glücklich wie sonst selten zu sehen.

"Ich habe demnächst vor, noch einmal zu ihm zu fliegen", meinte er dann und mein Lächeln gefror. "Du kommst doch mit, oder?"

Beklommen nickte ich, musste dabei aber an Liam und das, was er gesagt hatte, denken.

"Klar komme ich mit", krächzte ich heiser.

Schutzengel || l.t. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt