2.1: Namensgefährtenmörder!

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"Hallo, Lou", begrüßte uns der braunhaarige Lockenkopf.

Neugierig legte er dann den Kopf schief und musterte mich.

"Und du bist ...?"

"Mia", erklärte ich.

"Ach ja", murmelte der Mann mit den grünen Augen zu meiner Überraschung. "Louis hat's mir schon geschrieben. Und nein, ich werde mich nicht verkuppeln lassen. Auch nicht von dir, Lou!"

Verwundert hatte ich ihn angestarrt, während er geredet hatte, bis mir nun endlich ein Licht aufging.

"Ich kenn' dich!", rief ich überrascht aus und er runzelte die Stirn.

"Das kann gut sein", meinte er dann, "ich bin Harry Styles, war mal Mitglied von One Direction ..."

"Du hast in Dunkirk mitgespielt!", unterbrach ich ihn mit großen Augen. "Oh mein Gott, ich treffe jemanden, der in einem Christopher-Nolan-Film mitgespielt hat!"

Begeistert sah ich von ihm zu Louis, doch die beiden schienen diese Begeisterung - aus mir unerklärlichen Gründen - nicht zu teilen.

"Fucking Christopher Nolan!", quietschte ich noch einmal, doch auch dieses Mal erzielte es seinen gewünschten Effekt nicht.

"Haben wir da das geheime Fangirl in dir entdeckt?", fragte Louis dann und ich sah ihn mit großen Augen an.

"Bei Christopher Nolan hört der Spaß auf!", teilte ich ihm mit. "Der Mann ist einfach ein Genie!"

Louis zog eine Augenbraue hoch.

"Wer ist das überhaupt?"

Meine Augen weiteten sich noch mehr.

"Der Typ, der die besten Filme überhaupt macht?!", erklärte ich ihm. "Ich meine: Batman, Dunkirk, Interstellar, Inception ...", begann ich aufzuzählen, doch da die beiden Jungs schon weiter in das einladende Wohnzimmer gegangen waren, vermutete ich, dass es sie wohl nicht allzu sehr interessierte. Mein armes Fangirl-Herz zerfiel bei dieser Erkenntnis in seine Einzelteile.

Unsicher folgte ich ihnen, denn ich wusste nicht ganz, was ich sonst machen sollte. Ganz sicher brauchte Louis in diesem Haus keinen Schutz, aber ich konnte schließlich nicht ewig im Flur herumstehen.

"Du warst derjenige, der meinen Namensgefährten töten wollte!", meinte ich dann trotzig zu Harry und zog die Unterlippe wie ein kleines Kind schmollend nach vorne, während ich mich an den jungen Gibson aus Dunkirk erinnerte.

"Er war Franzose", verteidigte sich Harry, "Während ich ein britischer Soldat war. Er durfte nicht auf das Schiff! Sie hatten ihre eigenen! Außerdem war es nur eine Rolle."

"Das sagen sie alle ...", grummelte ich nur.

"Aber Louis", wechselte ich dann das Thema, "was soll ich denn jetzt machen?"

"Erstmal dein Teufelsvieh an die Leine nehmen", antwortete Harry an seiner Stelle und nickte in Richtung Karly. "Ich hab 'ne Katze."

"Oh", machte ich nur, griff aber nach dem Halsband des Dobermanns und befestigte meine Leine daran.

"Und jetzt?"

Etwas ratlos zuckte der Ältere von beiden mit den Achseln.

"Ja sagt mal", motzte ich, "was mache ich dann überhaupt hier?! Ich hätte in der Zeit auch noch mein Haus einrichten können!"

"Es ist immerhin dein Job", erwiderte Louis, aber ich schnaubte.

"Mein Job ist es, dir deinen Arsch zu retten, wenn irgendwelche verrückten Leute dir zu nahe kommen. Nicht, dich zum Kaffeeklatsch mit Freunden zu begleiten!"

"Aber", jammerte mein Gegenüber, "wir wollen später noch in ein Restaurant!"

Sarkastisch klatschte ich in die Hände. "Und es hätte so unendlich viel Arbeit gemacht, mich vorher kurz anzurufen?"

"Ich hatte deine Nummer nicht!", verteidigte er sich.

"Ich hätte ja nicht von Anfang an mitkommen müssen!", entgegnete ich. "Du wohnst doch nur die Straße runter, da hättest du auch deinen eigenen Wagen nehmen können!"

"Kinder", unterbrach Harry uns, "jetzt hört doch mal auf damit!"

Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust.

"Wir wollten jetzt schon los", brummte Louis schließlich genauso trotzig und sah den anderen dabei flehentlich an.

"Klar", antwortete dieser grinsend.

Ich seufzte und machte auf dem Absatz kehrt. Mir war klar, dass es eigentlich nicht so geplant gewesen war, allerdings hatte dies sich wohl durch meine Beschwerde geändert. Ich hatte es eben einfach satt, irgendwo herumzustehen, wenn ich eigentlich nicht benötigt wurde.

"Isst du mit?", fragte Harry mich, während er seine Schuhe anzog.

"Ja, tut sie", gab Louis an meiner Stelle zurück.

"Tue ich?", fragte ich verdutzt.

"Ja. Wir sind Freunde, vergessen? Es kommt nicht ganz so gut rüber, wenn meine Freundin vor dem Restaurant steht, während Harry und ich essen."

"War im Café ja nicht anders", hielt ich ihm vor.

Er presste die Lippen aufeinander.

"Man muss den gleichen Fehler ja nicht zwei Mal begehen."

Ich nickte und fragte mich dabei, warum ich mir Jacke und Schuhe überhaupt ausgezogen hatte.

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Nach einer kurzen Fahrt in einem von Harrys Autos, das wahrscheinlich so viel wie mein Jahresgehalt, wenn nicht noch mehr, gekostet hatte, fand ich mich in einem noblen Restaurant wieder. Eins von der Sorte, bei der man sogar Angst hatte, die Serviette zu benutzen. Ich kam mir mit meiner einfachen Jeans und der eher schlichten, hellgrünen Bluse ziemlich fehl am Platz vor, aber keiner sprach mich darauf an. Einer der Vorteile, wenn man mit einem Star unterwegs war.

"Um noch einmal auf dein Problem zurückzukommen, Mia", meinte Louis dann, "bitte Simon mal um die Liste an Terminen, die ich in der nächsten Zeit habe und frage ihn, wann du auf jeden Fall anwesend sein musst. So etwas wie Proben oder Konzerte meine ich. Dann hast du wenigstens ein paar feste Daten."

Ich nickte.

"Dafür müsste ich nur wissen, wie ich Simon erreichen könnte", brummte ich dann.

Der Braunhaarige öffnete kurz seinen Mund und zögerte, bevor er seufzte: "Stimmt. Ich sag's ihm."

"Danke", meinte ich und setzte mich neben ihn auf den edlen Stuhl aus Mahagoni. Wir befanden uns schon wieder in einer etwas geschützteren Ecke des Raumes, wahrscheinlich, damit man uns schlechter entdeckte.

"Ich weiß nur, dass ich nächste Woche ein Konzert habe und davor einige Proben", erklärte er mir. "Es wäre gut, wenn du da anwesend bist. Bei einem Konzert können wir jede helfende Hand gebrauchen."

Schon wieder nickte ich nur, doch Louis hatte mit seinem Blick schon den Lockenkopf fixiert.

"Es ist 2020", meinte er dann zu diesem. "Darüber wollte ich mit dir reden."

Er presste nur die Lippen aufeinander und nickte knapp.

"Habe ich mir gedacht."

Dann schnellte sein Blick zu mir.

"Mia, könntest du vielleicht kurz irgendwie ... rausgehen oder so?"

"Natürlich", beeilte ich mich zu sagen und sprang von meinem Stuhl auf. Ich wollte so oder so aufs Klo gehen und die beiden schienen wohl einen Moment für sich zu brauchen.

"Nur noch eins", sagte ich dann und sie sahen mich fragend an. "Gibt es irgendwas, was ich nicht über euch googeln sollte?"

Sie schüttelten mit den Köpfen.

"Gut. Dann werde ich bestens informiert sein, wenn ich zurück bin", grinste ich die beiden an.

Es war ohnehin mal Zeit dafür, dass ich mich ein wenig informierte ...

Schutzengel || l.t. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt