7.0: Jemandem eine Freude machen

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7: Irrungen und Wirrungen

"Eine Spendenaktion?", wiederholte Louis meine Worte und ließ sich auf eine gemütlich aussehende Couch in seinem mir riesig vorkommenden Wohnzimmer fallen.

"Warum nicht?", entgegnete ich. "Du sagtest doch selbst, dass du die meisten der Sachen, die du trägst, so oder so nur ein paar Mal gebrauchen kannst, bevor die Presse nörgeln würde. Was glaubst du, wie viel Geld manche Leute für einen deiner Pullis ausgeben würden?"

Überlegend zog er die Stirn in Falten und kratzte sich am kurzen Bart.

"Du hast schon Recht, es könnte vielleicht sogar einen Versuch wert sein."

"Ja!", meinte ich. "Damit kann niemand mehr behaupten, dass du total verschwenderisch lebst, vor allem, wenn du das Geld irgendwohin spendest. Und was hältst du davon, wenn du auch deine Bandkollegen dazu einlädst? Selbst wenn es keine Wiedervereinigung ist, merken sie dann vielleicht, dass ihnen ihre Freunde fehlen ..."

"Du bist genial, Mia", freute Louis sich. "Aber Simon muss einverstanden sein. Er ist immerhin mein Manager."

Ich nickte, während ich mich darüber freute, dass meine Idee so gut angekommen war.

"Und Sachen, die du versteigern könntest, hast du ja genug!", grinste ich. "Fans, die es kaufen würden obendrein und die anderen sind quasi gezwungen, etwas mit ihren ehemaligen Kollegen zu machen, wenn sie denn überhaupt mitmachen."

Er grinste ebenfalls.

"Ich werde gleich mal mit Simon sprechen", erklärte er.

Ich hingegen sah auf die Uhr.

"Und ich werde jetzt mal unauffällig verschwinden, ich muss noch mit dem Hund raus."

Er nickte verstehend, während ich eine Hand hob.

"Und schreib den Jungs doch mal", forderte ich ihn dann auf, drehte mich um und verließ sein Haus durch die große Eingangstür.

Ich freute mich, das tat ich wirklich. Es bereitete mir ein gutes Gefühl, dass ich vielleicht die Lösung für eines seiner Probleme gefunden hatte - oder wenigstens einen Ansatz dazu.

Mit hastigen Schritten lief ich zu meinem Haus, wo ich mir Karly schnappte und schon kurze Zeit später wieder unterwegs war.

Es wurde schon langsam dunkel, doch das bereitete mir wenig Bedenken. Wer würde es schon wagen, ein Mädchen zu überfallen, das einen Dobermann an ihrer Seite hatte? Und selbst wenn, hatte ich noch gute Chancen, den Übeltäter selbst ausknocken zu können. Demnach spazierte ich mit wenigen Bedenken die mir noch unbekannten Wege entlang. Wir befanden uns hier in einer sehr noblen Gegend, aber was sollte man auch anderes erwarten? Es war eben Louis Tomlinson, für den ich arbeitete, nicht irgendsoein C-Promi, der einmal in irgendeiner Show gewesen war und nun meinte, er könne wirkliche Berühmtheit erlangen. Außerdem käme es schon ein wenig komisch, wenn Louis in irgendeinem Kaff wohnen würde, statt in einer Ecke Londons, in der fast ausschließlich Villen standen. Gehörte dieser Ort überhaupt noch zu London oder war es ein Vorort? Eine gute Frage, die mich allerdings nicht weiter interessierte. Meinetwegen konnte ich sonst wo wohnen, solange ich ein solches Haus, einen coolen Job und meinen Hund bei mir hatte.

Genau in diesem Moment klingelte mein Handy. Gedankenverloren holte ich es heraus, bog derweil in einen kleinen Feldweg ein und sah auf das Display. Leah, meine Stiefschwester. Ach ja, meine Familie gab es ja auch noch. Wäre ganz nett, die auch noch irgendwo in der Nähe zu haben ...

"Na du?", begrüßte ich sie, klemmte mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, während ich einen kurzen Kampf mit Karly ausfocht, welche Richtung wir nun einschlagen sollten, den deprimierenderweise mein Hund gewann, und wanderte nun einen schmalen Pfad entlang, der in den Wald führte. Die Häuser hinter mir verschwanden langsam zwischen den Baumstämmen.

"Hi Mia!", meinte meine kleine Schwester. "Was machst du gerade?"

"Bin mit dem Hund draußen", erklärte ich ihr und wartete auf diesen, da der feine Mister Karl der Große wohl einen besonders interessant riechenden Stein gefunden hatte.

"Und du so?"

"Bin im Stall, aber Dad hat das alles schon ganz gut im Griff", antwortete sie.

Es war normal, dass wir unsere jeweiligen Stiefeltern ebenso als Mum und Dad bezeichneten. Leah hatte obendrein kein sonderlich gutes Verhältnis zu ihrem leiblichen Vater, während ich mittlerweile ganz einfach zwei Mums und zwei Dads hatte, je nachdem, mit wem ich gerade sprach.

"Aber er hat uns letztens einen Zeitungsartikel gezeigt", meinte sie dann und ich wusste, dass nun langsam der Grund kam, weswegen sie überhaupt angerufen hatte.

"Stimmt es, dass du mit Louis Tomlinson befreundet bist?", fragte sie dann.

Jup, da hätten wir also den Grund.

"Ja, bin ich", antwortete ich, überlegte auch noch 'Ich arbeite für ihn' dahinter zu setzen, doch verwarf es kurz darauf wieder, da ich ohnehin keine weiteren Informationen geben konnte und man es so vielleicht falsch verstehen würde. Ich hörte, wie sie nach Luft schnappte und schmunzelte in mich hinein.

"Cool!", sagte sie dann, betont locker, aber sie konnte mir nichts vormachen. Es war eindeutig, dass sie hoch erfreut über diese Nachricht war.

"Kommt doch an meinem Geburtstag vorbei, wenn ihr Zeit und Lust habt", lud sie uns dann ein, was Dad schon gemacht hatte, auf ihren Befehl höchstwahrscheinlich, doch sie dachte wohl, ich hätte es nicht gecheckt und tat daher so, als ob sie nichts von der Konversation zwischen Dad und mir mitbekommen hätte.

"Ich werd mal fragen, danke für die Einladung" meinte ich höflich, obwohl Louis schon zugesagt hatte. Wahrscheinlich war ihm das nicht einmal bewusst, da er in einem ziemlich geistesabwesenden Zustand gewesen war, als ich ihn gefragt hatte und ich wollte mich lieber noch einmal deswegen versichern. 

"Super!"

Man konnte förmlich hören, wie sie ihre Freude zurückhalten musste. Es freute mich, wenn ich Leute, die ich liebte, glücklich machen konnte. So etwas hatte mir schon immer Spaß gemacht. Wem auch nicht?

"Wo genau bist du eigentlich gerade?", wollte Leah dann wissen und ich blieb abrupt stehen.

Das war tatsächlich eine gute Frage.

Schutzengel || l.t. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt