02. Farewell

2.1K 227 398
                                    


♪ Wasted Years – Iron Maiden


N I A L L


Meine Hände in den Haaren vergraben, saß ich am Tisch und fragte mich noch immer, ob ich mich in einem schlechten Traum befand. Ich konnte nicht fassen, dass man Vater tot war, aber am allerwenigsten begriff ich, dass ich nun für alles verantwortlich sein würde.

Es würde hart werden, das Business durchzuziehen – hart, aber nicht unmöglich. Wofür hatte ich studiert und manchmal bei meinem Vater mitgearbeitet? Ich musste es irgendwie auf die Reihe kriegen. Es konnte ja nicht so schwer sein, eine marode Firma aufzukaufen.

Mein Vater hatte dies sein Leben lang getan und unsagbar viel Kohle damit gemacht. Und auch mir sollte es gelingen, diese Geschäftsstrategie fortzuführen. Allerdings bedurfte es dazu einiger Recherchen sowie einer gründlichen Akteneinsicht.

Alle Akten befanden sich in seinem Büro, welches in der Innenstadt Londons ansässig war. Gleich morgen wollte ich dort vorbeischauen, nur nicht zu früh, denn ich schlief gerne lange.

Schlaf war etwas, was ich durchaus benötigte, denn in meinem Kopf drehte sich seit Stunden alles wie in einem Karussell. Vielleicht lag es am Whiskey in Kombination mit dem Joint. Beides zusammen hatte ich noch nie sonderlich gut vertragen.

Als mein Handy einen Laut von sich gab, blickte ich auf. Der Name Louis blinkte hektisch auf dem Display auf und ich nahm den Anruf entgegen.

„Hey", sprach er einige Nuancen leiser als sonst, „auch wenn das jetzt blöd klingt, ich wollte einfach nur wissen, wie es dir geht."

Es klang gar nicht blöd, ich wusste, dass meine besten Freunde sich Sorgen um mich machten. Schließlich hatte Harry sie über alles aufgeklärt und zudem berichteten die Zeitungen über den Absturz der Cessna mit einem bekannten Corporate Raider an Bord, der dabei ums Leben gekommen war.

Natürlich wusste keiner, außer den Anwälten meines Vaters, an welchem Deal er gerade dran gewesen war. So etwas hätte in dieser Branche einen tödlichen Effekt, denn andere CR's wie sie genannt wurden, würden sofort ihre Fühler ausstrecken , um sich wie blutrünstige Bestien die anvisierte Firma unter den Nagel zu reißen.

Soweit durfte ich es nicht kommen lassen und deshalb verstand ich die Auflage einer zeitlichen Begrenzung recht gut. Was ich jedoch nicht von der anderen Sache, mir jemanden zur Seite zu stellen, behaupten konnte.

Ich war doch kein Kleinkind mehr und hatte mein Studium mit Bravour gemeistert. Dachte mein Vater echt, ich würde das nicht alleine auf die Reihe bekommen?

Louis' Anruf kam mir gerade recht, ich kotzte mich richtig bei ihm aus, was diese Dinge anging und wir vereinbarten, dass er vorbeischauen wollte.

„Ich bringe Liam und Harry mit, wenn das okay für dich ist", meinte er.

„Ja, das geht klar."

Das Aufräumen sparte ich mir, stellte lediglich das benutzte Glas in die Spülmaschine und zog mir einen Pulli über das weiße Shirt. Mir war kalt, obwohl man die Temperaturen als angenehm bezeichnen konnte.

Den Joint rauchte ich nicht zu Ende, sondern spülte den Rest ins Klo hinunter. Anschließend nahm ich eine meiner Gitarren zur Hand, Musik beruhigte mich immer ein wenig, nahm mir den Stress, der sich in meinem Innersten aufgebaut hatte.

Ich spielte ungefähr zehn Minuten, da hörte ich die Klingel summen und lief eilig zur Sprechanlage.

Wie zu erwarten standen Louis, Harry und Liam vor der Tür, die ich sofort öffnete.

Cross RoadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt