♪ If I had you – Adam Lambert
L O U I S
Im ersten Moment fühlte es sich merkwürdig an, in Nialls Büro zu sitzen.
Hoch über den Straßen Londons thronte sein Schreibtisch, machte die Aussicht aus dem siebenundzwanzigsten Stockwerk zu einem Erlebnis. Nicht, dass ich zum ersten Mal in einem Hochhaus gewesen wäre, aber das Panorama war wirklich sagenhaft. Das war eindeutig der guten Lage geschuldet und der Gedanke, dass ich zukünftig ebenfalls hier einen Arbeitsplatz haben würde, erfüllte mich mit Freude.
„Das Büro ist so riesig, da passt locker noch ein zweiter Schreibtisch rein", erklärte Niall und ich stimmte ihm sofort zu.
„Wir werden ja sowieso nicht den ganzen Tag hier zusammenhocken, sondern auch viel unterwegs sein", warf ich ein, was mein Freund mit einem Nicken quittierte. Anschließend blickte er durch die gläserne Fensterfront nach draußen.
„Weißt du, Louis, es ist noch immer komisch für mich, dass mein Vater nicht mehr da ist und manchmal frage ich mich, was mit meinem Leben passiert wäre, hätte er nicht diesen Unfall gehabt und hätte es nicht dieses Testament gegeben."
Er machte eine kurze Pause und komischerweise wusste ich, was er sagen wollte und an wen er dachte: Heather. Ihre Wege kreuzten sich durch diesen Vorfall und nun marschierten sie gemeinsam in eine Richtung.
Ich wünschte, ich hätte das Gleiche von mir und Eleanor sagen können.
Insgeheim beneidete ich Niall um seine Beziehung. Er verdiente es, glücklich zu sein, schließlich hatte er schwer dafür gekämpft. Aber auch ich wollte nicht kampflos aufgeben, die Frage war nur, inwieweit ich eine Chance haben würde.
Mrs Winston, die eine Minute später den Kaffee brachte, unterbrach meine Gedanken. Ich hatte Nialls Assistentin sofort ins Herz geschlossen, denn sie wirkte wie der gute Geist des Büros und schien zudem alles im Griff zu haben.
„Mr Willis hat angerufen um zu sagen, dass sein Geld angekommen ist. Er bedankt sich für die angenehme Zusammenarbeit", informierte Mrs Winston ihren Chef.
„Dankeschön." Niall lächelte mit seinem unwiderstehlichen Charme und ich war mir sicher, dass seine Assistentin nicht immun dagegen war, obwohl die beiden vermutlich dreißig Lebensjahre voneinander trennten.
Während ich die Milch in den Kaffee goss, fiel mein Blick überrascht auf die Packung. „Laktosefrei? Hast du damit Probleme?"
„Nein, aber Heather. Seitdem habe ich mir angewöhnt, laktosefreie Milch zu trinken. Sie schmeckt nicht anders als die normale Version und Heather läuft nicht Gefahr, nicht vom Klo runterzukommen, wenn sie mich hier mal besucht."
Kurz rührte ich den Kaffee um und sprach nachdenklich: „Ist es nicht unfassbar, wie sehr wir uns verändert haben, Niall? Fällt dir das auch auf? Noch vor einem halben Jahr waren Partys enorm wichtig und nun kämpfe ich um eine Frau, die mir gesagt hat, ich soll mir eine Beschäftigung suchen."
Trocken erwiderte Niall: „Das tust du ja nun, also schieb mal keinen Stress."
„Du hast gut reden", seufzte ich. „Du hast es ja bereits geschafft."
Wir verbrachten die nächsten beiden Stunden damit, Büromöbel im Internet auszusuchen. Niall wollte eine kleinere Sitzecke in den Raum stellen, die alte sollte entsorgt werden. Ebenso wurde mein neuer Schreibtisch bestellt.
Wir merkten gar nicht, wie schnell die Zeit verging, erst als Mrs Winston sich zum Gehen rüstete, wurde mir bewusst, dass es später Nachmittag war. Freitags läutete Nialls Assistentin den Feierabend eher ein, es sei denn, es lagen außergewöhnliche Arbeiten an, was heute jedoch nicht der Fall war.
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Cross Road
FanfictionDas Leben gleicht einer Straße. Immer wieder gelangst du an eine Kreuzung und musst dich entscheiden, welchen Weg du einschlagen willst. Rechts, links oder geradeaus, denn du kannst niemals zurückgehen. Damit wärst du nämlich in der Lage, die Vergan...