29. Desire

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♪ Stand up (Kick Love Into Motion) – Def Leppard


N I A L L


Mein Herz raste noch immer, als ich stumm zu Heather blickte.

Ich hörte ihr Atmen und plötzlich begann sie zu sprechen: „Darf ich mich zu dir setzen?"

Ohne einen Ton zu sagen, rutschte ich auf der Bank ein wenig zur Seite und nickte ihr zu. Sekunden später nahm Heather den Platz neben mir ein und nun war ich es, der redete: „Kannst du auch nicht schlafen?"

Als sie ihren Kopf schüttelte, begann ich zu seufzen. „Es tut mir leid, okay?", wisperte ich in die Dunkelheit hinein.

„Es war nicht dein Fehler."

„Doch, also ich rede gerade von meinem Erpressungsversuch." Langsam wandte ich mich ihr zu, erforschte ihr Gesicht, das ein wenig betrübt wirkte. „Aber du kannst sicher sein, dass ich nie etwas zu Carl sagen würde. Das geht ihn nichts an."

Nervös zupfte Heather an ihrem Pulli, ich konnte sehen, dass sie fröstelte und hätte sie am liebsten in meine Arme genommen. Aber im Moment hielt ich das für überstürzt.

„Weißt du", begann Heather, „ich bin mittlerweile von selbst darauf gekommen, dass du mir nicht schaden würdest. Trotzdem war es nicht die feine englische Art. Aber Schwamm drüber, es gibt Wichtigeres, über das war reden sollten."

Binnen Sekunden wurde meine Kehle von einer seltsamen Trockenheit erfasst und mein Puls beschleunigte ins Unendliche.

„Ich habe dir die Wahrheit gesagt", wisperte ich. „Die Wahrheit über meine Gefühle."

Stille breitete sich aus, ich hörte lediglich das Rauschen der Bäume im Wind und nahm Heathers zartes Parfüm wahr. Ihren vertrauten Geruch, der diverse Erinnerungen in mir hervorrief.

Und dann katapultierte mich ihr nächster Satz zurück in die Realität.

„Kennst du das Gefühl, wenn du etwas unbedingt willst, aber Angst davor hast?"

Ich kannte dieses Gefühl, es lähmte buchstäblich alles in einem, aber genau in diesem Moment fragte ich mich, auf was sie anspielte.

Nervös kickte ich mit der Fußspitze einen kleinen Stein zur Seite. „Wovor hast du Angst, Heather?"

Ein leichtes Zittern durchdrang meinen Körper, als sie ihre Hand ohne Vorwarnung auf meine legte und ich wandte den Kopf zu ihr. Wir schauten uns direkt in die Augen, als sie sprach: „Davor, dass es zwischen uns nicht gut gehen könnte."

Binnen Sekunden fuhren meine Gefühle Achterbahn und ich glaubte, einer Illusion verfallen zu sein. Unter größter Anstrengung versuchte ich zu reden und dabei nicht rüberzukommen wie ein Idiot.

„Hast du mir gerade zu verstehen gegeben, dass du etwas für mich fühlst?"

Sanft strich ihr Daumen über meine linke Hand, die noch immer die Holzbank berührte.

„Ja, das habe ich, aber ich habe auch Angst, dass ich wieder enttäuscht werden könnte."

Tief seufzte ich auf, halb vor Erleichterung, halb vor Furchtsamkeit. „Es gibt niemals eine hundertprozentige Garantie. Aber wenn man es nicht versucht, dann wird man es nicht herausfinden."

Das Komische war, ich hatte keine Angst, durch Heather eine Enttäuschung zu erfahren, denn sie war so rein, so liebenswert. Umso besser konnte ich ihren Standpunkt nachvollziehen, denn ich stellte nun nicht gerade das beste Beispiel für einen tugendhaften Menschen dar.

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