♪ Don't you (forget about me) – Simple Minds
H E A T H E R
Es war vier Uhr nachmittags, als Gavin, unser Vorgesetzter, mich zu sich rufen ließ. Ihm oblag die Leitung des Bereichs Mergers & Acquisitions, innerhalb der Goldman Sachs Company, welcher sich unter anderem mit Transaktionen im Unternehmensbereich wie Fusionen und Unternehmenskäufe beschäftigte.
Seit zwei Jahren arbeitete ich hier, gehörte einem Team von fünf Mitarbeitern an und eigentlich passte alles. Bis auf die Tatsache, dass es sich bei meinem Teamleiter, Carl, um meinen Ex-Freund handelte. Seit dem Ende der Beziehung versuchte ich, in ein anderes Team zu gelangen, was sich jedoch als sehr schwierig herausstellte. Die andere Alternative, nämlich den Arbeitgeber zu wechseln, stellte nicht wirklich eine solche dar, denn niemand bezahlte so gut wie Goldman Sachs.
Ich brauchte das Geld, also biss ich in den sauren Apfel und wartete auf meine Chance, die bestimmt irgendwann kommen würde.
Mit klopfendem Herzen trat ich in das Vorzimmer von Gavins Büro, wurde durch seine Assistentin begrüßt und sogleich in die geheiligten Hallen geführt. Um bei Gavin vorsprechen zu können, benötigte man einen Termin. Die Geschäftspolitik von Goldman Sachs sah vor, dass er sich oftmals außerhalb der Firma aufhielt, um seinem Job nachzugehen.
„Hallo Heather, bitte setzt dich doch", bat er mich, als ich ein wenig unschlüssig im Büro stand. Er wies mit der Hand auf die bequeme Ledercouch an der linken Wand. Normalerweise durften dort nur die Kunden ihren Platz einnehmen oder die Mitarbeiter, denen gekündigt wurde.
Dementsprechend nervös war ich, als ich mit leicht zitternden Beinen in Richtung Sofa schritt. Hoffentlich warf er mich nicht hinaus. Natürlich würde ich mit meiner Qualifikation in einer Stadt wie London sicher sehr bald einen neuen Job finden, aber ich konnte es mir nicht leisten, einen Monat lang auf mein Einkommen zu verzichten. Nicht um meinetwegen, sondern wegen meiner Familie, die in der Nähe von Newcastle lebte.
Meine seit Jahren alleinerziehende Mutter besaß nun mal keinen gutbezahlten Job, der es ihr ermöglichte, meinen jüngeren Bruder auf die Universität zu schicken und zudem noch die Arztkosten meiner Großmutter, für die die Krankenversicherungen nicht aufkam, zu stemmen.
Aber dafür war ich da.
Als ich zu studieren begann, hatte mein Großvater noch gelebt und Großmutter war noch nicht krank gewesen. Er steckte damals jeden Penny, den er übrig hatte, in mein Studium, obgleich ich selbst etwas zur Finanzierung beitrug. Ich arbeitete regelmäßig nebenbei in einer kleinen Firma, bis ich aufgrund meines Praktikums, das ich während der Studienzeit absolvieren musste, bei Goldman Sachs landete.
Dort bot man mir an, mich nach dem Abschluss einzustellen. Überglücklich stimmte ich damals zu, nichtsahnend, welch bösen Menschen ich in Carl finden würde. Ich wollte nicht hoffen, dass er mich bei Gavin wegen irgendwas angeschwärzt hatte. Eigentlich konnte ich mir das auch nicht vorstellen, denn ich arbeitete stets gewissenhaft und versuchte mein Bestes zu geben.
„Kaffee, Tee oder Wasser?" Die Stimme von Gavins Assistentin holte mich abrupt aus den Gedanken.
„Einen Tee bitte."
Als Gavin sich zu mir gesellte, bemerkte ich zum ersten Mal den Aktenstapel, der auf dem kleinen Glastisch lag. Waren Personalakten so dick? Während ich versuchte, einen Blick darauf zu erhaschen, nahm Gavin die Akte bereits zur Hand. Just in diesem Moment servierte Simona, seine Assistentin, den Tee mit Milch, Zucker sowie einer Ladung Keksen.
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Cross Road
FanfictionDas Leben gleicht einer Straße. Immer wieder gelangst du an eine Kreuzung und musst dich entscheiden, welchen Weg du einschlagen willst. Rechts, links oder geradeaus, denn du kannst niemals zurückgehen. Damit wärst du nämlich in der Lage, die Vergan...