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♪ Under Pressure - Queen



H E A T H E R


An diesem Morgen verfluchte ich alles. Ich verfluchte Carl, ich verfluchte den alten Devine und ich verfluchte die verdammte Laufmasche in meiner Strumpfhose.

Eines jedoch verfluchte ich nicht: Nialls Angebot, gleich einen Kaffee mit mir trinken zu gehen.

Nachdem ich Carl die Hiobsbotschaft mitgeteilt hatte, ließ ich ihn sogleich wissen, dass mein Kunde mich unverzüglich zu sprechen wünschte, damit wir gemeinsam Plan B erarbeiteten. Carl ließ mich von dannen ziehen, eine andere Möglichkeit hatte er auch nicht, zumal er selbst einen Klienten erwartete. Mitkommen und uns auf die Nerven gehen fiel also Gott sei Dank aus.

Mit schnellen Schritten verließ ich das Büro und hechtete in den Aufzug, der gerade oben angekommen war. Die Aktenmappe in der Hand beobachtete ich wie die Zahlen der Stockwerke aufleuchteten, um erleichtert aufzuatmen, als der Aufzug endlich das Erdgeschoss erreichte. Nichts wie weg hier!

Das kleine Café, in dem ich mich mit Niall treffen sollte, lag zum Glück nicht allzu weit von meiner Arbeitsstätte entfernt. Ich brauchte nur eine Station mit der U-Bahn zu fahren, anschließend zwei Minuten zu laufen und schon war ich dort.

Zu meiner Überraschung saß Niall bereits an einem der Tische und winkte mir lässig zu.

„Warst du schon hier, als du mich angerufen hast?", wollte ich wissen und deponierte meine Aktentasche auf einem der beiden freien Plätze.

„Wie wäre es mit einem freundlichen guten Morgen?", erwiderte Niall augenzwinkernd. Sofort errötete ich. Höflichkeit dem Kunden gegenüber war oberstes Gebot und einfach so mit einer Frage herauszuplatzen, schickte sich eigentlich nicht. Gott sei Dank nahm er mir das nicht übel, sondern schmunzelte als ich ein „Guten Morgen" nuschelte.

„Wie kommt es, dass du so früh auf den Beinen bist?", wollte ich wissen und griff nach der Karte. Augenblicklich begann mein Magen zu knurren, was Niall ein herzliches Lachen entlockte.

„Du stellst vielleicht Fragen. Devine schickte eine E-Mail an das Anwaltskonsortium und die klingelten mich aus dem Bett. Ansonsten hätte ich noch länger geschlafen."

Mit einem Seufzen klappte ich die Karte zu: „Jetzt müssen wir die Strategie ändern."

„Was du nicht sagst." Niall fuhr sich mit der linken Hand durch sein dichtes Haar, gerade in dieser Sekunde tauchte die Bedienung an unserem Tisch auf. Wir gaben die Bestellung auf, warteten, bis sie sich wieder entfernt hatte, und setzten das Gespräch fort.

„Das Anwaltskonsortium hat einen Besprechungstermin vorgeschlagen und ich möchte, dass du mich dorthin begleitest", rückte mein Gegenüber mit der Sprache heraus.

Spontan erfolgte meine Antwort: „Natürlich werde ich das. Wann soll das Spektakel stattfinden?"

„Heute Nachmittag um zwei."

Ein äußerst knappes Zeitfenster, mit dem ich jedoch umzugehen wusste. Im Moment betreute ich Niall als Hauptklienten, alles andere musste hinten anstehen oder an meine Kollegen weitergegeben werden. Außerdem bedeutete diese Zusammenkunft, dass ich Carl erneut aus dem Weg gehen konnte.

„Ich werde da sein, keine Sorge", versicherte ich. Gerade in diesem Moment servierte die Bedienung das Frühstück. Rühreier, Toasts, Speck und Bohnen, ein echtes englisches Frühstück, über das wir uns beide hermachten. Währenddessen verstummte unsere Unterhaltung nur kurz.

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