4. Meine Kleinen

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PoV: Meddi

„Macht's gut.“ Ich umarmte erst Melli und dann Oli sehr lange und innig. Es war traurig. Nach dem Abi waren die beiden direkt nach Köln und kaum kam ich her, wollten die beiden zurück nach Berlin.

 „Brenn die Wohnung nicht ab.“

„Halt dich von der Küche fern.“ Lauter solche Tipps. Und noch andere ähnlich besorgte Ratschläge. Natürlich vollkommen unbegründet. Ich hatte noch nie eine Wohnung abgebrannt. Ich war ein paar Mal nah dran gewesen, aber es war noch nie etwas passiert. Allgemein hatte ich bisher nur mich selber ruiniert. Nie andere. Außer den ein oder anderen Exfreund. Aber jedenfalls waren sämtliche Sorgen unbegründet, denn ich plante mir einen eigenen Getränkekühlschrank für mein Zimmer anzulegen und in der Küche würde ich nicht mehr als die Besteckfächer, die Mikrowelle und den Ofen (für Tiefkühlpizza) benutzen.

 Und dann fuhren die Beiden mit nur zehn Minuten Verspätung los. Ich ging in mein wirklich ziemlich kleines Studentenzimmer und begann mein Videoequipment aufzubauen. Dafür hatte ich heute nämlich noch keine Zeit gefunden. Klar, es war nicht viel, aber ich hatte trotzdem keine Zeit gefunden. Ich wohnte nämlich erst seit heute hier. Ich war relativ kurzfristig aus Berlin abgehauen. Es war keine besonders gut durchdachte Aktion gewesen. Eigentlich war sie überhaupt nicht durchdacht. Spontanität war schon immer eine etwas riskante Charaktereigenschaft gewesen.

Ein Kumpel hatte mir geholfen meine ganzen Sachen einzupacken und wir hatten über zwei Wochen jeden Tag ein bisschen was aus meinem Zimmer verschwinden lassen. Ein Glück, dass meine Eltern mein Zimmer aufgrund der Ordnung und anderen Dingen, die sie nicht hatten sehen wollen, mein Zimmer eher selten betraten. Und gestern Abend, als ich allein zu Hause gewesen bin, waren wir dann nach Köln gefahren (er hatte einen LKW-Fahrschein und ich weniger Sachen als erwartet). Zu Marie, Karsten, Melli und Oli. Obwohl Marie und Karsten momentan in Spanien waren. Die vier waren unmittelbar nach dem Abitur nach Köln gezogen. Ich hatte eigentlich mit meinem Freund in Berlin bleiben wollen, aber nachdem er mich abgeschossen hatte und ich mit meinen Eltern einen ziemlich heftigen Dauerstreit hatte, hatte ich entschieden einfach nach Köln zu gehen. Und Melli und Co hatten sich angeboten mir das letzte Zimmer in der Studenten-WG zu geben. Ich war nämlich von zwei Universitäten angenommen worden. In Berlin und in Köln. Und eigentlich hatte ich wirklich in Berlin studieren wollen. Aber nach der ganzen Scheiße die passiert war, hatte ich mich für einen Neustart entschieden. Tja. Meine Eltern waren bestimmt ziemlich überrascht gewesen, als ich heute morgen nicht da gewesen war. Und es würde auch noch dauern, bis sie erfuhren wo ich war. Es sei denn meine vier Mitbewohner, mein Chauffeur (Tim) oder meine Brüder verrieten mich. Aber das glaubte ich nicht. Tja. Und heute um drei Uhr morgens war ich in Köln angekommen. Dann hatte ich alle Kisten in mein Zimmer transportiert und Tim hatte mir geholfen zumindest mein Bett aufzubauen. Ich würde ja gerne erzählen, was ich den Tag über schon geschafft hatte, aber eigentlich hatte ich einfach nur versucht, alle meine Kisten in dieses erbärmlich kleine Zimmer zu schieben und dann das Bett einzuweihen, mich von Oli bekochen lassen und mit Melli Köln erkundet.

 Ja. Und jetzt war ich hier alleine in der fünf Mann WG. Aber die anderen vier waren ja auch schon vor einer halben Ewigkeit hier her gezogen. Anders als ich. Und offenbar war ihnen inzwischen langweilig und sie wollten mal wieder umher reisen. Oder wie in Melli und Olis Fall ihre Familie wieder sehen. Wahrscheinlich auch noch ihre ganzen Freunde. Die mich vermutlich auch gerade suchten und mir mein Handy vollspammten. Apropros Freunde wieder sehen. Ich wollte meine Brüder wiedersehen. Vielleicht hatte ich auch vergessen meinen Brüdern zu schreiben wie der Tag bisher für mich gelaufen ist. Und die Rundnachricht an neunzig Prozent meiner WhatsApp Kontakte stand auch noch aus. Ganz abgesehen von der Nachricht, mit der ich meine Eltern davon in Kenntnis setzen würde, dass sie keinen Grund hatten, die Polizei auf mich anzusetzen. Obwohl sie sich das wahrscheinlich schon denken konnten. Na das würde ein Spaß werden.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt