9. Bekanntschaften

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PoV: Felix

Neunzehn Uhr. Ich hatte so viel Zeit damit verbracht aufzunehmen und zu schneiden, dass ich mir jetzt eine Pause gönnen durfte. Und zwar um Izzi anzurufen. Und ihm endlich zu erzählen, was heute morgen passiert war. Denn das hatte ich tatsächlich noch nicht geschafft. Und ich musste es ihm dringend erzählen. Schon den ganzen Tag über brannte mir dieses Thema auf den Lippen, aber durch meine Verspätung hatte ich weder mit Kev, noch mit den anderen Jungs darüber reden können. Und weder Kev noch die anderen Jungs waren die Art Mensch, mit denen ich darüber reden sollte.

„Ich kann nicht Felix", waren Izzis erste Worte. So begrüßte man also seinen besten Freund?

„Es geht um Meddi", erklärte ich.

„Toll. Man Junge ich bin gerade bei einem Bewerbungsgespräch. Und wir sehen uns in drei Stunden. So lange wirst du ja wohl warten können." Nein, konnte ich nicht. Aber Izzi legte einfach auf. So ein Arsch. Ob Meddi meinen Zettel schon gefunden hatte? Ich starrte mein Handy an, als ob ich es durch meine telepathischen Kräfte dazu bringen könnte zu klingeln. Es klingelte nicht.

Das schöne Wetter lud mich dazu ein nach draußen zu gehen. Und ich würde auch echt gerne nach draußen gehen. Longboarden, schwimmen, alles mögliche. Aber ich hatte keine Lust, wieder von zig Kiddies angesprochen zu werden. Also legte ich mich einfach auf meinen Balkon und las die Känguru Offenbarung weiter. Meddi kannte das Buch auch! Sie kannte das Buch, was ich gerade las. Noch ein nervöser Blick auf mein Handy. Die Sonne schien immer noch wie sonst was. Vielleicht sollte ich mich mal eincremen. Auf Sonnenbrand hatte ich nämlich echt keine Lust. Ich legte mich hin. Jetzt klingelte mein Handy. Natürlich. Mit größter Mühe setzte ich mich auf.

Izzi.

Nee. Jetzt hatte ich keine Lust mehr. Wie gesagt, wir würden uns sowieso bald sehen. Ramble aufnehmen und dann ins Kino gehen. Und so wie ich Izzi kannte würde ich danach mehr als genug Zeit haben ihn voll zu quatschen.

Ich ließ mich wieder nach hinten fallen und hielt das Buch so vor mein Gesicht, dass die Sonne nicht blenden konnte. Die fünf Stunden Schlaf machten sich bemerkbar. Wie hatte Meddi mit ihren drei Stunden Schlaf es nur geschafft sich so voll Energie über ihre Verletzung aufzuregen? Ich meine Kaffee hatte ich auch getrunken und trotzdem fühlte ich mich wie ein Zombie.

Es fiel mir gerade unglaublich schwer die Augen offen zu halten. Das Buch sank langsam auf mein Gesicht. Ich blinzelte angestrengt und hob es wieder hoch. Aber wozu die Mühe? Ich würde doch sowieso bald einschlafen. Immerhin würde ich dann bei Ramble einigermaßen wach sein. Und die Wahrscheinlichkeit im Kino einzuschlafen war auch um einiges geringer.

PoV: Meddi

Mir gegenüber saß ein Mädchen in meinem Alter. Sie hatte krass lange dunkle Haare und mindestens genauso unendlich lange Beine. Misstrauisch beobachtete sie mich aus ihren großen braunen Hundeaugen ( ja, Hundeaugen können misstrauisch schauen). Ich versuchte mich davon nicht ablenken zu lassen und starrte weiter auf die aktuelle Ausgabe der 11 Freunde.

„Entschuldigung?" Das siebzigtausendste Kind, seit ich in dieser Straßenbahn saß, stand vor mir. Ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen.

„Ja?" Köln war noch krasser als Berlin. Und da hatte ich teilweise echt riesige Umwege fahren müssen, damit niemand wusste, wo ich wohnte.

„Ich bin ein Freak", gab der Junge sich als Fan von mir zu erkennen. Er war um die zehn Jahre alt. Ich bezweifelte, das er wusste, was das Wort „Freak" eigentlich beschrieb und inwiefern ich es in meinen Videos falsch verwendete.

„Das glaube ich dir." Ich lächelte meinen Fanboy an.

„Können wir ein Foto machen?" Nein. Auf gar keinen Fall. Welcher YouTuber macht schon Fotos mit seinen Fans? Die Brünette mir gegenüber sah mich nachdenklich an. Okay. Was sie wohl dachte?

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt