46. Feiern mit Seb

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PoV: Felix

Ich bemerkte Sebs genervten Blick und versuchte weiter die Hand der Kleinen von meiner Hose fern zu halten. Sie bemerkte mein Bemühungen und sah mich schmachtend an.
„Zu dir oder zu mir?“ Ich verdrehte die Augen.
„Ich hab da ne Idee. Du zu dir, ich zu mir.“ Kurz schien sie über die Bedeutung meiner Worte nach zu denken, dann zog sie einen Schmollmund und zog ab. Endlich.

„Können wir gehen oder suchst du noch dein ideales Opfer?“, fragte Sebastian, als er es bis zu mir geschafft hatte. Ich fuhr mir durch die Haare. Nicht das Seb ein Partymuffel war, aber er hatte ganz eindeutig keine Lust um diese Uhrzeit alleine mit Longboard bis ans andere Ende der Stadt zu fahren. Und wenn er bei mir schlafen wollte, musste er darauf hoffen, dass ich niemanden abschleppte. Dann wäre für ihn nämlich kein Platz.
„Noch ein bisschen tanzen, ja? Es ist doch erst eins.“ Seb stöhnte auf. Scheinbar hatte er erst mal genug vom Tanzen.
„Keine Sorgen, Alter. Ich schlepp schon niemanden ab. Schließlich bin ich mit Longboard hier.“
„Bisher hat dich das aber nie davon abgehalten“, brummte er. Ich lächelte und gab ihm ein Schlag gegen die Schulter. 

Dann fiel mir ein Mädchen an der Bar auf. Gut zum Tanzen. Und zum Rummachen. Und ganz bestimmt nicht allzu schwer von Begriff wenn ich keine List mehr auf sie hatte. Ich nahm Blickkontakt auf. Seb verzog sein Gesicht.
„Ich bin an der Bar, falls du mich suchst, wenn du mit der durch bist“, grummelte Sebastian. Ich lachte, zwinkerte dem Mädchen zu und bahnte mir einen Weg zu ihr.
„Hi. Cocktail?“ Sie lächelte und warf ihre langen Haare mit Schwung über ihre Schulter.
„Gerne.“ Ich winkte Jim zu mir heran.
„Was darfs bei euch Beiden sein?“ Jim grinste und begann mir ein Bier zu machen.
„Für mich ein Bier und für die Schönheit hier den besten Cocktail, den du hast.“ Ich legte dem Mädchen einen Arm um die Schulter.
„Ich bin Felix“, raunte ich ihr zu. Sie lachte und entblößte dabei gerade weiße Zähne.
„Lisa.“ Ich schaute auf ihre Brüste. Ihr hautenges, bauchfreies Top, betonte sie ganz hervorragend.

„Du hast so ein schönes Gesicht, Lisa“, sagte ich und fuhr mit dem Finger über ihre Lippen. Mein Blick blieb aber stur auf ihr Dekolleté gerichtet.
„Eure Getränke“, riss Jim mich aus meiner Betrachtung. Ich nahm dankend mein Bier entgegen und nahm einen Schluck. Lisa schien schon ziemlich betrunken zu sein. Also half ich ihr, den Cocktail zum Mund zu führen. Ihr Glas war relativ schnell leer. Meins nicht. Egal. Ich hatte sowieso schon viel zu viel getrunken. Und eigentlich hatte ich nicht vor zum Alkoholiker zu werden.
„Willst du tanzen?“ Sie lächelte breit.
„Ja.“

Ich zog sie zur Tanzfläche. Eigentlich stützte ich sie eher, als dass ich sie zog. Sie krallte sich an meinen Arm. Ich drehte sie zu mir und legte meine Hände auf ihren Hintern. Sie grinste und legte ihre Hände auf meine Brust.
„Du hast so eine starke Brust.“ Haha. Ja. Ganz sicher. Ich hätte gerne eine starke Brust. Aber leider war ich eher der schmale Typ. Ich lächelte sie falsch an
„Du tanzt gut, Felix.“
„Und du erst. Du hast ein unglaubliches Rhythmusgefühl. Ich wünschte alle Mädchen würden so gut tanzen.“
„Das meinst du doch nicht so“, lallte sie abwehrend.
„Oh doch. Lisa, du bist etwas ganz Besonderes.“

Sie tanzte wirklich ganz gut. Auch wenn ich gerne auf das Taumeln verzichtet hätte. Aber irgendwann war auch sie nicht mehr mit dem Tanzen zufrieden. Und klar, ich hatte nichts gegen ein bisschen Körperkontakt, aber momentan hatte ich auf jeden Fall kein bisschen Lust auf mehr. Rumfummeln erlaubt, aber wirklich nicht mehr. Und Lisa wollte nun mal ganz eindeutig mehr.
„Ich muss dann los, ne?“ Verständnislos sah sie mich an. Oh Gott. Wie konnte man nur so schwer von Begriff sein?
„Wie?“
„Ich geh dann mal.“ Ich lächelte sie breit an, ließ sie los und lief zu Seb an die Bar.
„So, wir können los.“
„Na endlich.“ Seb sah erleichtert aus.
„Tschau Jim.“ Ich winkte. Jim lächelte und prostete mir zu.

„Luft!“ Draußen angekommen, drehte Sebastian sich erst Mal im Kreis. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, schnappte mir mein Longboard und fuhr los.
„Ey! Felix, warte!“ Ich lachte bloß und fuhr weiter.

„Du bist ein Idiot, weißt du das?“, keuchte Seb, als er bei mir angekommen war. 
„Sag das noch einmal und du darfst doch bis zu dir fahren.“
„Du eiskaltes Arschloch.“ 
„Ey. Du kannst auf dem Boden schlafen, wenn du so weiter machst.“ Apropos schlafen... Sebastian schien das gerade auch in den Sinn gekommen zu sein.
„Ich muss doch nicht etwa wieder auf diesem viel zu kleinen Sofa schlafen, oder?“
„Du kannst ausnahmsweise mit in meinem Bett schlafen. Groß genug ist es alle mal.“

Tja. Und gar nicht so viel später lag ich tatsächlich im Bett. Es war kurz nach zwei. Morgen, beziehungsweise heute, hatte ich, soweit ich wusste, keinen Aufnahmetermin. Ich meine, eine Sache müsste ich schon aufnehmen, aber Nichts wofür ich mir einen Wecker stellen müsste. Also hatte ich jetzt endlich mal wieder Zeit zum nachdenken. Ich würde morgen ausschlafen können. Das war schon mal ziemlich gut. Und morgen Abend war eine Party. Eine Party mit ganz vielen tollen Leute. Das war fast noch besser. Und unter diesen Leuten war Meddi. Und damit war ich auch schon wieder bei Meddi. An die ich, seit ich mich heute Morgen ins Bett gelegt hatte, nicht mehr gedacht hatte. Und die Richtung, in die meine Gedanken gingen, gefiel mir ganz und gar nicht. 

Leute, ich stritt seit Tagen ab auf Meddi zu stehen. Und bis jetzt hatte ich mir eingeredet, dass dieses Abstreiten berechtigt wäre. Aber das war es nicht. Spätestens auf der Party gerade, war mir das klar geworden. Ich hatte keine Lust gehabt eine von diesen Billigschlampen abzuschleppen. Und das konnte ja wohl nur eins heißen. 
Zumal ich Meddi gestern ja mehr oder weniger schon ins Gesicht gesagt hatte, dass ich auf sie stand. Mit dem Glaub schon, bei der Frage, ob ich verliebt war. Und dann hatte ich alles auf klassische KingJoongeDner Art in die Luft gesprengt. Mit meinem bescheuertem Kommentar. Und damit hatte ich mich wahrscheinlich ganz weit aus der „potenzielle feste Freunde“-Zone raus geschleudert. Und wo war ich, jetzt wo Meddi mir nicht mehr offiziell böse war, aber mich nie an sie ran lassen würde? Richtig. Ich war jetzt in der Friendzone. In der fucking Friendzone. Ich war noch nie bei einem Mädchen, das nicht schon vergeben war, in die Friendzone verbannt worden. 

„Ich hoffe, ich bin jetzt kein Ersatz für eine von deinen Mädels“, lachte Seb neben mir. Na toll. Er hatte jetzt voll die Dramatik in meinen Gedanken versaut. 
„Darüber solltest du dir erst Sorgen machen, wenn ich auf dir liege“, sagte ich mit einem fetten Grinsen, das er wahrscheinlich nicht sehen konnte.
„Zu blöd, dass ich deine Schlafgewohnheiten kenne.“ Er hatte recht. Wenn ich mit einer Person im selben Bett schlief, endete es oft damit, dass diese Person unter mir begraben wurde. Ließ sich nicht ändern.
„Du wolltest nicht auf der Couch schlafen“, verteidigte ich mich. Seb stöhnte.
„Schlaf gut“, grinste ich.
„Haha“, kam Sebs gequälte Antwort. Ich lachte noch einmal leise, bevor ich die Augen schloss und versuchte zu schlafen. Das Letzte woran ich dachte, war Taddl. Und sein Traumtagebuch. Fragt mich nicht wieso.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt