78. Miese Laune

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PoV: Felix

„Ich muss aufnehmen.“ Ich stand auf. Meddi sah mich betroffen an. Was erwartete sie? Dass ich hier seelenruhig sitzen blieb und zusah, wie sie mit Ardy rumblödelte? Nein, danke. Um ehrlich zu sein, wurde mir die ganze Geschichte langsam zu blöd. Denn so lief das nicht. Kein Mensch verhielt sich so, wenn er Gefühle für einen anderen hatte. Klar, Meddi war nett, sie war lustig, unvorhersehbar und auch ansonsten verhielt sie sich genauso mir gegenüber, wie bisher, aber sie war ja wohl eindeutig nicht in mich verliebt.

Warum? Würde jemand, der mich mehr als nur nett fand, sich so in Taddls Arme schmiegen? Würde diese Person es ganz offensichtlich genießen, an einen anderen Kerl (Ardy) gekettet zu sein. Wohl kaum. Und, nein, ich war nicht der Typ, mit dem man eine Beziehung führen wollte. Jeder weiß warum. Aber ich war auch nicht der Typ, der sich dadurch angesprochen fand, dass der Gegenpart sich mit allen Kerlen genauso gut versteht. Vielleicht war Meddi einfach von Natur aus nett. Vielleicht erwiderte sie automatisch jeden Kuss. Ich kannte sie nicht. Ich kannte sie überhaupt nicht.

Wir waren uns vor knapp einer Woche das erste Mal begegnet. Wie konnte ich mir da einbilden, sie zu mögen und zu kennen und wie konnte ich mir einbilden, dass sie mich gut fand? Darauf gibt es tatsächlich eine Antwort. Taddl war inzwischen so versessen darauf, mich zu verkuppeln, dass er das erstbeste Mädchen genommen hatte, das ich ansprechend fand und mir eingeredet hatte, dass ich sie toll fand.

Ja, ich hatte meine Gründe mich nicht zu verlieben oder Beziehungen einzugehen.
Beim Verlieben wurdeten die Gefühle im Durchschnitt nicht erwidert. Soweit ich das mitbekommen hatte. Und Beziehung verstand sich von selbst. Erstens, war es im seltensten Fall so, dass sich beide gleich stark liebten und nicht der eine den anderen zu anhänglich fand. Dann war da die Eifersucht. Großes Problem von mir. Wurde mir gesagt. Ich persönlich fand, dass ich immer einen guten Grund hatte, um eifersüchtig zu sein.
Und dann war da YouTube. Diese tolle Internet Plattform, die mir mein relativ perfektes Leben mit ziemlich geilen Leuten ermöglichte. Ich wollte nicht, dass meine Community etwas von meinen Gefühlen, Beziehungsstatus, dem ganzen Quatsch mitbekam. Weil ich es erstens niemandem antun wollte, von den ganzen kleinen, schrecklich übertreibenden und stark pubertierenden Fangirls beleidigt zu werden und weil ich auch nicht wollte, dass die Person nach einer Trennung zu Tode gedisst wurde. Und bei der YouTuberin würde es dann auch wieder Flame gegen mich geben. Noch etwas, worauf ich keine Lust hatte.

Und dann war da die Trennung. In meinem Alter traf man noch nicht das Mädchen fürs Leben. Das heißt, sobald ich mit irgendjemandem zusammen kam, ging ich automatisch davon aus, dass wir uns auch irgendwann wieder trennen würden. Und ich hasste nichts mehr, als wenn aus Freunden Päärchen wurden, die sich dann irgendwann trennten und von heute auf morgen absolut gar nichts mehr miteinander zu tun haben wollten. Noch nicht genug Gründe? Das einzige Mädchen, das mich in den letzten paar Jährchen interessiert hatte, war Meddi. Und die flirtete mit so ziemlich jeden, der sie anflirtete. Und sorry, aber das musste ich mir nicht geben.

Dachte ich.
Aber im Endeffekt, belog ich mich gerade selbst. Denn Meddi war der Hammer. Egal mit wem sie flirtete. Es störte mich zwar, aber es rüttelte nicht an meinen Gefühlen für sie. Falls es denn Gefühle waren. Ich hatte Ewigkeiten keine richtigen Gefühle mehr gehabt. Gott, klingt das traurig. Aber es war wahr. Vielleicht interpretierte ich meine Gefühle falsch. Konnte ja sein. War zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Ich saß vor dem Rechner. Ich schaltete ihn nicht an. Vermutlich wartete ich darauf, dass Meddi mir hinterher kam. Aber warum sollte sie? Um Gespräche zu führen, auf die ich eigentlich gar keine Lust hatte? Damit Ardy meine Probleme bewundern konnte? Wahrscheinlich war es besser, dass sie nicht kam.

Ich seufzte, fuhr mir durch die Haare und machte dann meinen PC an. Meddi müsste eigentlich mal wieder aufräumen. Die Menge an leeren FritzCola Flaschen, war langsam nicht mehr zu übersehen. Ich schob sie aus dem Weg, sodass man sie nicht in der Aufnahme sehen konnte. Ich hatte mir einen Minikühlschrank im Arbeitszimmer zugelegt. Nur für FritzCola. Danke an Gott dafür.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt